Nachdem Kevin Kuranyi am Freitag um 16.25 Uhr sein erstes Training im Trikot von 1899 Hoffenheim absolviert hatte, wurde es für den Bundesliga-Rückkehrer erst so richtig anstrengend. Zunächst gab der Torjäger fast jedem der 250 Kiebitze - ein echter Hype für Hoffenheimer Verhältnisse - ein Autogramm, dann musste der 33-Jährige noch auf Platz zwei des Dietmar-Hopp-Sportparks den rund 30 Journalisten Rede und Antwort stehen.
"Es ist doch schön, dass so viele Leute gekommen sind", sagte der gut austrainiert wirkende Kuranyi, der bei der TSG einen Einjahresvertrag unterschrieben hat: "Es tut sehr gut, wieder Bundesliga-Luft zu schnuppern. Das ist ein Traum. Die Jungs sind zwar ein paar Wochen voraus und ich muss noch viel nachholen, aber das werde ich mit Genuss tun. Es wird aber ein paar Wochen dauern, bis ich spielfähig bin."
"So viele Tore wie möglich"
Eine hohe Torquote wollte Kuranyi zwar nicht versprechen, dennoch hat der frühere Nationalspieler seine Ziele fest im Visier. "Ich will so viele Tore machen wie möglich", sagte er: "Und ich werde meine Erfahrung einbringen, um den jungen Spielern zu helfen. Wir wollen erfolgreich und schön spielen."
Fünf Jahre hatte Kuranyi sich und seiner Familie das finanziell lukrative Abenteuer Russland angetan - mit mäßigem Erfolg. Nicht einen einzigen nennenswerten Titel feierte er mit Dynamo Moskau, was sicherlich nicht an den Qualitäten des Angreifers lag: 56 Tore erzielte Kuranyi in 151 Pflichtspielen für den Hauptstadt-Klub, seine Bilanz in Deutschland ist mit 111 Treffern in 261 Partien für den VfB Stuttgart und Schalke 04 ebenfalls beeindruckend.
Zurück in der alten Heimat
Ein wichtiger Grund für den Wechsel nach Hoffenheim war die Nähe zum bekannten Umfeld. Kuranyi, dem nach eigenen Angaben auch andere Angebote aus der Bundesliga vorlagen, spielte schließlich von 1997 bis 2005 beim Lokalrivalen in Stuttgart. "Ich bin wieder bei der Familie und den Freunden. Das habe ich vermisst", sagte der 52-malige Nationalspieler, der sich mit seiner Familie im Kraichgau ansiedeln möchte: "Ich hoffe, ich kann mich schnell integrieren - auf dem Platz und außerhalb."
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TSG-Trainer Markus Gisdol will seinen neuen Schützling aber nicht allzu sehr unter Druck setzen, Kuranyi soll sich langsam wieder an die Bundesliga herantasten. "Wir sollten die Erwartungen nicht zu sehr in den Himmel schießen lassen", sagte Gisdol dem kicker: "Wir werden Kevin alle Zeit geben, sich ans Mannschaftstraining zu gewöhnen."
Gisdol ist aber davon überzeugt, dass Kuranyi den jüngsten Kader der Liga (23,9 Jahr im Schnitt) mit anführen kann. "Es ist keine Frage, dass Kevin das Zeug zur Führungsfigur hat", sagte der Coach: "Aber wir müssen ihn jetzt nicht in irgendwas reindrängen. Das wäre ungesund, das muss man sich erst erarbeiten."
Auch sportlich ein Gewinn
Gisdol ist zudem sicher, dass Kuranyi nach den Abgängen der Angreifer Anthony Modeste (1. FC Köln) und Sven Schipplock (Hamburger SV) die entstandene Lücke schließen kann. "Kevin ist immer ein arbeitender Stürmer gewesen. Deswegen weiß er auch, was bei uns gefragt ist - und das liegt ihm", sagte der Trainer: "Ich bin froh, dass wir so einen Stoßstürmer haben. Er gibt uns mehr Möglichkeiten."
So sieht es auch Sportchef Alexander Rosen. "Er hat schon seine Fußspuren auf einem gewissen Niveau hinterlassen. Er identifiziert sich absolut mit unserer Idee, Fußball zu spielen - und er ist ein positiver Typ", sagte Rosen: "Deshalb bin ich mir sicher, dass es eine spannende Zusammenarbeit wird."
Kevin Kuranyi im Steckbrief