Nach dem Aus im DFB-Pokal gegen Carl Zeiss Jena (2:3 n.V.) ist beim Hamburger SV schon vor dem Start in die neue Bundesliga-Saison scheinbar wieder alles beim alten. Der HSV gibt auch in der Außendarstellung derzeit alles andere als ein gutes Bild ab, weshalb Trainer Bruno Labbadia jetzt vor dem Liga-Auftakt beim FC Bayern (Fr., 20:30 Uhr im LIVETICKER) eindrücklich warnte.
Es sei, so Labbadia im Gespräch mit dem Kicker, "ein ganz sensibler Punkt, an dem wir uns jetzt befinden. Denn bei aller Kritik am Auftritt unserer Mannschaft im Pokal in Jena müssen wir jetzt auch unheimlich aufpassen, dass wir nicht in den Chor derjenigen einstimmen, die alles schlechtreden, dass wir nicht wieder in den Sog nach unten geraten."
Gleichzeitig war der 49-Jährige darum bemüht, vor der schweren Aufgabe in München Druck von der eigenen Mannschaft zu nehmen: "Es geht doch nicht darum, alles an einem Tag zu verändern. Jeder von uns weiß, dass noch ein großer Berg vor uns liegt. Und wir alle wissen, dass es nur in kleinen Etappen geht. Aber diese Etappen können wir verlangen."
Ein guter Start sei wichtig, "aber wir brauchen auch Geduld. Und die muss ich selbst auch immer wieder erlernen. Ich habe zum Beispiel in den ersten Vorbereitungswochen gemerkt, dass ich ein wenig ungeduldig geworden bin, dass ich mir den einen oder anderen Transfer eher gewünscht hätte, auch den einen oder anderen Spieler auf einem anderen Fitnesslevel. Jeder will natürlich stets schnelle Fortschritte, aber es ist immer auch eine Frage der Machbarkeit. Ich will es mal so formulieren: Ich habe mich auf eine intensive Zeit eingestellt."
"Müssen es über den Sport regeln"
Schließlich weiß Labbadia, dass dem HSV schnell wieder schwierige Wochen bevorstehen können. Auch die Vorbereitung "lief nicht herausragend, insbesondere am Anfang hatten einige Spieler noch zu unterschiedliche Fitnessstände. Aber zuletzt ist es von Woche zu Woche besser geworden, es war in den Testspielen etwas von den Trainingsabläufen zu sehen."
Daher habe er dem Team gesagt, "dass ich mich nicht damit abfinden kann, nach München zu fahren, um nur ein bisschen mitzuklickern. Letztlich ist es doch so: Wir müssen es über den Sport regeln. Der HSV wird vor allem auch deshalb so kritisch wahrgenommen, weil er gerade in diesem Bereich seit Jahren weit unter den Möglichkeiten bleibt. Also müssen wir mit unserem Fußball dafür sorgen, dass dieser mehr Gewicht hat als alles andere."
Die Chance aus der Rucksack-Affäre?
Weiter betonte Labbadia: "Das Image des HSV hat in der Vergangenheit durch die sportlichen Misserfolge und die ständigen Personalwechsel arg gelitten. Wir sind in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch im Minus, obwohl wir uns durch unsere Rettung ein wenig Kredit zurückgeholt hatten. Jetzt haben wir den Leuten durch das Spiel in Jena die Möglichkeit gegeben, mit aller Häme und Kritik zuzuschlagen. Das tut natürlich weh."
Doch auch neben den sportlichen Aspekten litt die Außendarstellung des Klubs zuletzt: Manager Peter Knäbel wurde laut eigener Aussage ein Rucksack gestohlen, der später in einem Park wieder auftauchte, in dem sich Dokumente mit Vertragsinhalten von HSV-Spielern befanden. Für den HSV-Coach gilt es daher jetzt "mehr denn je, als Einheit aufzutreten. Vielleicht liegt darin dann auch eine Chance für uns."
So könne der Klub zeigen, dass er die peinliche Geschichte geschlossen bewältigen kann: "Es wurde in der Vergangenheit oft genug dem öffentlichen Druck nachgegeben, und wir wissen inzwischen ja alle, wo das diesen großartigen Verein hingebracht hat. Ich finde es unheimlich wichtig, dass wir nun in der bestehenden Konstellation zusammenbleiben, weil wir hier endlich eine Einheit haben."
Bruno Labbadia im Steckbrief