Mit dem gewaltigen 100-Millionen-Erlös auf dem Konto hat der VfL Wolfsburg am "Deadline Day" zugeschlagen und wie erwartet Weltmeister Julian Draxler verpflichtet. Der Nationalspieler wechselte am letzten Tag der Transferperiode für kolportierte 36 Millionen Euro plus Bonuszahlungen von Bundesligakonkurrent Schalke 04 zu den Wölfen, Draxler erhält einen Vertrag bis 2020.
"Julian war unser Wunschspieler, und durch den Wechsel von Kevin De Bruyne konnten wir seine Verpflichtung jetzt realisieren", sagte VfL Manager Klaus Allofs: "Wir sind überzeugt, dass er sich bei uns weiterentwickeln wird." Auch Draxler freut sich auf die neue Herausforderung: "Der VfL bietet mir eine hervorragende Perspektive und hat eine äußerst starke Mannschaft", sagte der 21-Jährige: "Ich freue mich auf die Champions League mit dem VfL und will hier in den kommenden Jahren um Titel mitspielen."
Entschluss stand fest
Der Spieler habe "bereits zum Ende der vergangenen Saison bei mir den nachdrücklichen Wunsch hinterlegt, den Klub verlassen zu wollen", sagte indes Schalke-Manager Horst Heldt und bestätigte, dass Schalke die "wirtschaftlich größte Einnahme" durch einen Transfer in der Klub-Geschichte erzielen konnte. Die Suche nach einem Nachfolger gestaltete sich indes bis zuletzt schwierig, die Verhandlungen mit dem VfB Stuttgart über einen Transfer von Filip Kostic stockten.
Nach zwei Jahren der Stagnation bei seinem Herzensklub will Draxler beim DFB-Pokalsieger indes den abgewanderten Kevin De Bruyne ersetzen und ähnlich wie der Belgier zum Weltklassespieler reifen.
Eine Duftmarke hat der 21-Jährige bereits gesetzt: Er löste André Schürrle als Wolfsburger Rekordtransfer ab. Durch die erfolgsabhängigen Nachzahlungen könnte Draxlers Preis in den kommenden Jahren auf bis zu 42 Millionen Euro steigen - damit wäre er vor Bayern-Profi Mario Götze (37 Millionen an Borussia Dortmund) der teuerste deutsche Spieler, der je in der Bundesliga gewechselt ist.
Wölfe größer als die Alte Dame
An Draxler war auch Juventus Turin stark interessiert gewesen, doch Wolfsburg konnte den italienischen Rekordmeister finanziell locker ausstechen. Die am Sonntag unter Dach und Fach gebrachten Transfers von De Bruyne zu Manchester City und Ivan Perisic zu Inter Mailand spülten rund 100 Millionen Euro in die Kassen.
Der Abschied von Schalke fiel Draxler, der seit seinem achten Lebensjahr das königsblaue Trikot trug, nicht mehr so schwer. Bei seiner Vertragsverlängerung im Mai 2013 waren noch Lastwagen mit mannshohen Draxler-Plakaten ("Mit Stolz uns Leidenschaft bis 2018") durch Gelsenkirchen gefahren. Doch der oft verletzte Nationalspieler stagnierte in seinen Leistungen, der festgeschriebenen Ablöse von 45,5 Millionen Euro wurde er nie gerecht.
Dass Draxler im neuen Wolfsburger Umfeld der große Durchbruch gelingt, hofft auch Bundestrainer Joachim Löw. "Ich habe mit Julian gesprochen, er wollte eine neue Herausforderung", sagte Löw: "Wolfsburg ist ein Top-Verein, der Champions League spielt. Auf diesem internationalen Niveau wird er sich nochmal weiterentwickeln."
Ein Youngster und ein Oldie
Draxler passt perfekt ins Beuteschema der Wölfe. Der gebürtige Gladbecker ist technisch überragend, schnell und in der Offensive vielseitig einsetzbar. Er ähnelt in seiner Spielanlage De Bruyne, der im Winter 2014 auch als enorm talentierter Spieler nach Wolfsburg gekommen war, um hier zu Deutschlands Fußballer des Jahres und zum teuersten Transfer der Bundesligageschichte aufzusteigen. Als Weltmeister wertet Draxler zudem den Standort Wolfsburg auf.
Er passe "perfekt zu unserer Spielweise. Trotz seines junges Alters bringt er bereits viel Erfahrung mit", sagte VfL-Trainer Dieter Hecking.
Allofs wickelte am Montag aber nicht nur den Draxler-Deal ab. Der VfL-Manager brachte auch den Transfer des belgischen Talents Ismael Azzaoui (17) von Tottenham Hotspur unter Dach und Fach und verkaufte Aaron Hunt für rund drei Millionen Euro zum Hamburger SV. Bereits am Sonntag hatte Allofs Abwehrspieler Dante von Bayern München für vier Millionen Euro nach Wolfsburg gelockt.
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