Alte Liebe rostet eben nicht: 400 Fans erdrückten Claudio Pizarro bei seiner Ankunft in Bremen fast vor Begeisterung, sogar Werder-Geschäftsführer Thomas Eichin grinste und der verlorene Sohn war einfach nur noch glücklich: Im Spätherbst seiner Karriere heuert der mittlerweile fast 37 Jahre alte Torjäger zum dritten Mal bei Werder Bremen an - und hat damit rund um das Weserstadion bei den Anhängern einen wahren Hype ausgelöst.
"Die Fans haben mein Herz zittern lassen, einen solchen Empfang hatte ich nicht erwartet. Irgendwie ist Bremen wie ein zweites Zuhause für mich. Ich fühle mich sehr gut und denke, wir können hier zusammen etwas Schönes erreichen", sagte der Routinier bei seiner Präsentation am Montag. Es habe auch Angebote aus den USA gegeben, "aber in diesem Moment ist Bremen das Richtige für mich".
Auf dem Flughafen Bremen-Neuenland hatten sich am späten Sonntagabend tumultartige Szenen abgespielt, die herbeigeeilten Trainingskiebitze fragten am Morgen pausenlos nach dem Peruaner und die sozialen Netzwerke hyperventilierten. Der Südamerikaner soll der jungen Werder-Truppe mehr Stabilität verliehen, aber natürlich auch in der Offensive eine ernsthafte Option auf Tore sein. Eichin: "Vom Charisma her passt Claudio perfekt. Er kann jungen Spielern das gewisse Extra geben."
"Claudio ist bereit"
"Ich hoffe, dass ich meine Erfahrung bestmöglich für das Team einsetzen kann", sagte auch Pizarro, mit 176 Toren erfolgreichster ausländischer Stürmer der Bundesliga-Geschichte. Dafür hat er Abstriche beim Gehalt und der Laufzeit seines Vertrages (bis 30. Juni 2016) machen müssen. Eichin: "Claudio ist bereit, unseren neuen Weg mitzugehen und will auf seine Art mithelfen, die Mannschaft weiterzuentwickeln."
Dem Vernehmen haben sich in der Hansestadt mehrere Sponsoren bereitgefunden, den Routinier zumindest anteilig zu finanzieren. Eichin bestätigte den Trikotwerbepartner (Wiesenhof) als Förderer der Rückholaktion. Während seine neuen alten Teamkollegen am Osterdeich eine Laufrunde absolvierten, stand für Pizarro noch der obligatorische Medizincheck auf dem Programm. "Claudio ist gut in Schuss", verriet Eichin.
Rückennummer 14 für Peruaner
Nur 50 Metern entfernt im Werder-Fanshop liefen unterdessen die Beflockungsmaschinen heiß. Bei seinem dritten Gastspiel im hohen Norden nach 1999 (bis 2001) und 2008 (bis 2012) wird Pizarro die Rückennummer 14 tragen. Zwar ist es fraglich, ob er unter seinem ehemaligen Teamkollegen Viktor Skripnik noch regelmäßig über 90 Minuten zum Einsatz kommt, aber als Back-Up und Joker könnte er für die Norddeutschen durchaus noch wertvoll sein.
Prominente Alt-Werderaner wie Ailton und Mario Basler jedenfalls glauben an eine dritte erfolgreiche Zeit Pizarros bei den Grün-Weißen. "Claudio passt so gut nach Bremen. Von dieser Geschichte werden alle profitieren", sagte der Brasilianer, zwei Jahre lang dessen kongenialer Sturmpartner, der Kreiszeitung Syke. Ex-Nationalspieler Basler, mittlerweile 46 Jahre alt, spekulierte via Twitter augenzwinkernd mit einem Comeback: "Meine Ecken, seine Kopfbälle - damit wirste Meister."
Aber natürlich geht es an der Weser aktuell nicht um Titel, Pizarro soll dazu beitragen, dass sich der SV Werder, anders als in der jüngsten Vergangenheit, in dieser Spielzeit aus dem Abstiegskampf heraushalten kann. Insofern eine sinnvolle personelle Ergänzung, denn nach dem Wechsel von Franco di Santo zum Ligarivalen Schalke 04 standen bislang mit den Neuzugängen Anthony Ujah und Aron Johannsson lediglich zwei klassische Strafraumstürmer im Kader.
Claudio Pizarro im Steckbrief