Dabei hätte der "Sechziger" gute Gründe für eine ordentliche Party. Der frühere Weltklassestürmer hat eine der erstaunlichsten Karrieren im deutschen Fußball hingelegt: Vom "Rotbäckchen" aus der westfälischen Provinzstadt Lippstadt zu einem der mächtigsten Männer im Reich des runden Leders; von der "Bratwurst" zum Boss.
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"Schüchtern, fast ehrfürchtig" habe der 19-jährige Rummenigge gewirkt, als er im August 1974 erstmals zwischen all den Weltmeistern in der Bayern-Kabine stand, erinnerte sich Franz Beckenbauer. Der "Kaiser" nannte den Angreifer später eine "Bratwurst". Heute, sagte er der Sport Bild, "ist Kalle einer der wichtigsten und besten Macher im Weltfußball". Uli Hoeneß würdigte seinen langjährigen Freund als den "ganz starken Mann, ohne ihn geht gar nix". Und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach betonte, Rummenigge genieße "international ein tolles Ansehen".
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Das hat sich Rummenigge, der eine Lehre zum Bankkaufmann für den Fußball aufgab, hart erarbeitet. Sein Arbeitsethos ist legendär. "Ich empfinde Lust dabei, mich zu schinden", hat er einmal gesagt, und, später: "Ich habe fünf Kinder, ich weiß, was Disziplin ist." Nach Beckenbauers Spruch mit der "Bratwurst" habe er sich geschworen: "Denen zeig' ich's!" Das tat er - und wie! Erst auf dem Platz, wo er bis auf den WM-Pokal alles gewann. Dann ab 1991, als er beim FC Bayern Vize-Präsident wurde, im Büro.
"Immer unterschätzt"
Die Weltrekordablöse von 11 Millionen Mark, die Inter Mailand 19984 für Rummenigge überwies, rettete den damals verschuldeten Klub. Seit 2002 garantiert Rummenigge selbst für die finanzielle Stabilität als Vorstandschef. Mit Hoeneß machte er den FC Bayern zum Weltklub mit einem Umsatz von über 500 Millionen Euro.
Als Leiter der DFB-Task-Force erwarb er sich um die Jahrtausendwende große Verdienste bei der Wiederbelebung des deutschen Fußballs; seit 2008 führt er die europäische Klubvereinigung ECA. Bei Treffen parliert er fast mühelos auf Englisch, Französisch und Italienisch. Eine steile Karriere, die ihm wenige zugetraut hatten. Es sei sein Glück, "immer unterschätzt" worden zu sein, sagte er.
Schon als Profi wurde er wegen oft sichtbarer Nervosität "Rotbäckchen" genannt. Trainer Udo Lattek verspottete ihn als "Rummelfliege", Komiker Otto Waalkes sagte "Rumgenippe". Auch das Lied des englischen Duos Alan&Denise über seine "sexy knees" war nicht nur nett gemeint.
Vertrag bis 2016
Dass Rummenigge selbst von Bayern-Fans kritisch gesehen wird, mag an seiner mitunter kühlen Art liegen. Als er im Juli Klub-Ikone Bastian Schweinsteiger eher reserviert verabschiedete, sahen viele das Vorurteil vom "Killer-Kalle" bestätigt.
Rummenigge hat nichts von der Jovialität eines Hoeneß oder der verschmitzten Noblesse eines Beckenbauer. Seine Bankettreden an Champions-League-Abenden wirken hölzern, er bedient sich oft Floskeln wie "am Ende des Tages" oder "step by step". Ein lockerer Vogel sei er nie gewesen, meinte er, "dazu bin ich zu ehrgeizig".
Damit ist er sehr weit gekommen; und ein Ende ist nicht in Sicht. Bis 31. Dezember 2016 läuft sein Vertrag beim FC Bayern; dass er dann das ewige Versprechen an seine Ehefrau Martina einlöst, "weniger zu machen", ist unwahrscheinlich. Gut so, denkt selbst mancher Rivale, wie Dortmunds Boss Hans-Joachim Watzke. "Wer an der Spitze eines so bedeutenden Vereins steht, hat nicht so viel falsch gemacht", sagte der über den "Sechziger" Rummenigge.
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