Kevin Volland ist vom verpennten Saisonstart so genervt, dass er seinen Kollegen eine kräftige Dosis "Hallo-Wach" verabreicht hat. "Jeder muss vor seiner eigenen Haustür kehren. Denn es wird langsam Zeit, dass wir Punkte einfahren", sagte der Nationalspieler in Diensten des Bundesligisten 1899 Hoffenheim vor dem richtungweisenden Punktspiel am Freitag beim FSV Mainz 05 (ab 20.30 Uhr im LIVETICKER).
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Doch nicht nur bei Volland herrscht als Folge des schlechtesten Saisonstarts in der TSG-Historie Alarmstimmung. Auch Trainer Markus Gisdol macht nach fünf Pflichtspielen ohne Sieg (inklusive dem Erstrunden-Aus im DFB-Pokal) und nur einem Punkt auf dem Konto keinen Hehl daraus, dass die Lage brenzlig ist.
"Die Nackenschläge sind nicht einfach zu verarbeiten. Man kann schon von einem Fehlstart sprechen", äußerte der Coach, der schon jetzt von Problemen bis zum Winter ausgeht: "Natürlich ist es eine gefährliche Situation, in der wir uns gerade befinden. Ich habe mit einer schwierigen Vorrunde gerechnet und rechne auch weiterhin damit."
Gisdol sieht sich derzeit selbst als Psychologe gefragt. "Wichtig ist, Vertrauen auszusprechen. Ich nehme den Druck gerne auf mich und stelle mich vor das Team", sagte der 46-Jährige.
"Bei mir läuft es auch nicht"
Für den Coach ist der große Umbruch im Sommer das "Hauptproblem". Nachdem Spielmacher Roberto Firmino, Kapitän Andreas Beck, Anthony Modeste, Sven Schipplock, Sejad Salihovic und David Abraham den Verein verlassen haben, befindet sich das neue Team immer noch in der Findungsphase.
Dabei krankt es in allen Mannschaftsteilen. Die Abwehr leistet sich zu viele Fehler, im Mittelfeld fehlt die Kreativität, der Sturm ist nur ein laues Lüftchen. Vor allem Rückkehrer Kevin Kuranyi hat bisher auf der ganzen Linie enttäuscht.
Immerhin weiß das der Routinier auch selbst. "Bei mir läuft es auch nicht, wie ich es mir vorgestellt habe", sagte der 33 Jahre alte Ex-Nationalstürmer dem kicker. Deshalb müsse man jetzt "mehr arbeiten und weniger reden".
Den gleichen Ansatz verfolgt Gisdol. "Wir haben jede Menge Arbeit vor uns. Unser Abstimmungsprozess ist noch lange nicht abgeschlossen. Wir müssen die Abläufe stabilisieren", erklärte der Trainer: "Wir wollen uns mit kleinen Erfolgserlebnissen wieder Sicherheit holen und so Schritt für Schritt aus der Situation herauskommen."
"Kein Aufbauspiel für den Gegner"
Ob der erste Schritt ausgerechnet beim Angstgegner in Mainz (nur zwei Siege in zwölf Spielen) gelingt, ist nach den jüngsten Auftritten allerdings fraglich. Die Profis wirkten zuletzt verunsichert und ratlos. "Es muss uns bewusst sein, dass wir so nichts erreichen", sagte Torwart Oliver Baumann, der nach dem 1:3 (0:1) am Sonntag gegen Werder Bremen auch Einstellungsprobleme nicht dementieren wollte.
Nicht zuletzt deshalb werden die Fans langsam unruhig. Dazu kommt, dass die Mannschaft nicht erst nach dem Umbruch im Sommer abgebaut hat. Schon in der Rückrunde der vergangenen Saison holte der Klub von Mehrheitseigner Dietmar Hopp nur magere 18 Punkte und verspielte so die Europacup-Teilnahme.Der Mainzer Trainer Martin Schmidt warnte trotz der Negativserie vor den Hoffenheimern. "Wir dürfen uns von dem Punktestand nicht blenden lassen", sagte der Schweizer: "Ich will kein Aufbauspiel für den Gegner."
Markus Gisdol im Steckbrief