Das Sprintduell mit Philipp Lahm verlor Arjen Robben. Doch der Niederländer startete auch mit einem Handicap; er musste sich nach einem Seitfallzieher erst noch aufrappeln und war nicht mehr in der Lage, die fehlenden Meter auf seinen Kapitän aufzuholen.
In dieser Szene aus dem Training des FC Bayern München am letzten Mittwoch zog Robben den Kürzeren, die wichtige Erkenntnis der Einheit aber war, dass der Flügelspieler wieder voll belastbar ist.
Sieben Spiele fehlte Robben dem FC Bayern wegen einer Adduktorenverletzung, die er sich im Kreise der Nationalmannschaft zugezogen hatte. Kommenden Samstag in Bremen (15.30 Uhr im LIVETICKER) wird Robben mithelfen können auf der Jagd nach einem neuen Bundesliga-Startrekord. Neun Siege in den ersten neun Spielen sind noch keiner Mannschaft gelungen.
Mario Götze wird dagegen nur zuschauen können. Auch er verletzte sich im Adduktorenbereich, ebenfalls im Kreis der Nationalmannschaft. Allerdings ist Götzes Blessur schwerwiegender als Robbens; Götze wird in diesem Jahr kein Spiel mehr bestreiten, nicht für Deutschland, nicht für Bayern.
Ausfall zu verschmerzen
Die Nationalmannschaft wird es verkraften; außer den beiden Testspielen gegen Frankreich und die Niederlande Mitte November stehen keine weiteren Termine an.
Und auch die Bayern werden es verschmerzen. Pep Guardiola hat genügend Optionen, Götzes Ausfall zu kompensieren, sei es durch personelle oder taktische Korrekturen, die der Trainer ohnehin gerne vornimmt, egal welche Spieler er zur Verfügung hat.
Die Bayern werden auch ohne Götze aller Voraussicht nach weiter siegen, zumal mit Robben ein bei Guardiola meist gesetzter Spieler wieder an Bord ist.
Für Götze bedeutet die Zwangspause dagegen einen schweren Schlag. Nach zwei schwierigen Jahren in München, in denen er ständig unterwegs war zwischen Ersatzbank und Spielfeld und selten nachhaltig beweisen konnte, dass der FC Bayern mit ihm eine bessere Mannschaft ist, blüht Götze in dieser Saison regelrecht auf.
Götze in unterschiedlichen Rollen stark
Von elf Pflichtspielen bestritt Götze sechs über 90 Minuten. Er erzielte vier Tore und bereitete zwei Treffer vor. Ob im 4-3-3 flexibel auf beiden Flügeln wie gegen Wolfsburg oder als rechter Mittelfeldspieler im 3-5-2 gegen Dortmund - Götze fühlte sich wohl in seinen unterschiedlichen Rollen.
In der Champions League gegen Zagreb übernahm er zudem den Part von Thomas Müller als kreativer Freigeist und Lückenfinder hinter Robert Lewandowski. Man merkte Götze die Spielfreude an, es war nichts mehr zu sehen vom großen Zweifler, der sich nicht entfalten konnte, sondern sich eher so bewegte, als sei er in schwere Ketten gelegt.
"Die letzten beiden Jahre waren wie ein Reifeprozess für mich. Ich habe eigene Fehler gemacht, aber auch viele Dinge ertragen müssen, die verdreht wurden", klagte Götze im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.
Er habe sich vom ersten Tag an als Bayern-Spieler gefühlt und nie damit befasst, den Verein zu verlassen. "Auch jetzt im Sommer nicht. Das war nie ein Gedanke", so Götze.
Er sprach von "vielen Missverständnissen", die er selbst nicht zu vermeiden respektive aufzulösen vermochte. Götze gab zu, einigen Dingen nicht mit der nötigen klaren Sprache begegnet zu sein und so die Welle an öffentlichen Storys um seine Person nicht mehr aufgehalten zu haben.
Götzes Ziel: Gesicht des FC Bayern
Das alles hat Götze gehemmt, in den letzten Wochen hat er aber seinen Spaß am Fußball in München wiedergefunden. Seine Zuneigung zum FC Bayern geht mittlerweile sogar so weit, dass er sich wünscht, "sehr gerne ein Gesicht des FC Bayern zu werden."
Umso bedauerlicher für ihn, dass er jetzt erstmal erneut in den Wartestand zurückversetzt wird. "Sein Ausfall trifft uns und vor allem Mario. Er war richtig gut drauf", sagte Sportvorstand Matthias Sammer.
Erst zu Beginn des neuen Jahres wird Götze wieder Fußballspielen können. Der Reifeprozess der letzten zwei Jahre sollte ihm helfen, diesmal schneller Tritt zu fassen. Er ist mittlerweile ein Spieler, der die Bayern-Mannschaft noch ein bisschen besser macht.
Mario Götze im Steckbrief