FC Ingolstadt (6:6 Tore, 14 Punkte, Platz 6)
Drei Auswärtsspiele, drei Siege. So ist noch nie ein Aufsteiger in eine Bundesligasaison gestartet. Dem FC Ingolstadt ist in seiner Premierensaison genau dieses Kunststück gelungen. Gleich am ersten Spieltag setzten die Schanzer mit einem 1:0-Erfolg beim FSV Mainz 05 ein erstes Ausrufezeichen und machten deutlich, dass sie kein Kanonenfutter sind. Zwei weitere Minimal-Erfolge bei Europa-League-Teilnehmer FC Augsburg und im Bremer Weserstadion machten den Bundesligarekord perfekt.
"Wir haben schon in der zweiten Liga mit 18 Auswärtsspielen ohne Niederlage einen Rekord aufgestellt. Angesichts der Zeit in der zweiten Liga finde ich es gar nicht so überraschend, dass wir auswärts so gut spielen", strotzt Trainer Ralph Hasenhüttl nur so vor Selbstvertrauen. Ausschlaggebend für den Erfolg des FC Ingolstadt ist die stabile Defensive; nicht ohne Grund hat nur der FC Bayern weniger Treffer kassiert als der FC Ingolstadt.
Die Innenverteidiger Benjamin Hübner und Marvin Matip sind optimal aufeinander abgestimmt und werden auf der Sechserposition von Roger hervorragend unterstützt. Der 30-jährige Brasilianer organisiert den Defensivverbund und sorgt für die nötige Kompaktheit in der Defensivzentrale der Schanzer. Das Trio stand bereits in der abgelaufenen Aufsteigssaison über 30 Spiele hinweg gemeinsam auf dem Feld und ist bestens eingespielt.
Der Plan der Ingolsatädter Verantwortlichen auf Kontinuität in der Defensive zu setzen scheint also voll aufzugehen. Aufgrund der Defensivstärke fällt es aktuell auch noch nicht so ins Gewicht, dass Ingolstadt mit nur sechs erzielten Treffern die schwächste Offensive der Liga stellt.
Es bleibt abzuwarten, wie lange der Höhenflug der Oberbayern noch anhalten wird, vor allem weil Roger mit einem Innenbandriss in den kommenden Wochen fehlen wird. Fakt ist allerdings, dass den Schanzern die bisher erreichten 14 Punkte im Kampf um den Klassenerhalt niemand mehr nehmen wird. Geht es nach Ralph Hasenhüttl, dann hat sein Team mit dem Abstieg sowieso nichts zu tun: "Ich bin sicher, dass wir drinbleiben!"
1. FC Köln (13:12 Tore, 14 Punkte, Platz 5)
"Wir werden für mehr Attraktivität nie unsere Organisation opfern", so FC-Coach Peter Stöger nach der vergangenen Saison. Die Kölner spielten 2014/15 sage und schreibe neun Mal 0:0; ihr Spielstil wurde zuweilen als destruktiv bezeichnet. Die defensive Stabilität haben die Geißböcke auch in dieser Saison nicht verloren, allerdings strahlen sie nach vorne deutlich mehr Gefahr aus als noch im vergangenen Jahr.
Schlüsselspieler in der Offensive ist Neuzugang Anthony Modeste, der aus Hoffenheim verpflichtet wurde. Der Franzose hat bislang schon sechs Treffer erzielt und ist vor allem in der Luft gefährlich (bereits drei Kopfballtore), was der Kölner Spielweise entgegenkommt.
Auch Leonardo Bittencourt, Neuzugang aus Hannover, hat voll eingeschlagen. Zusammen mit Marcel Risse beackert er die Außenbahnen und versorgt Modeste im Sturmzentrum immer wieder mit starken Flanken. Auch Jonas Hector, der sich inzwischen zum Nationalspieler entwickelt hat, schaltet sich immer wieder gefährlich nach vorne ein. Jede 17. Flanke führt für den "Effzeh" zum Tor - Bestwert in der Liga!
Peter Stöger kann auf einen qualitativ hochwertigen Kader zurückgreifen, der sein Spielsystem verstanden hat und entsprechend umsetzt. Dass sich die Mannschaft auch in der Breite sehen lassen kann, unterstreicht der Fakt, dass der 1. FC Köln bereits vier Joker-Tore erzielt hat. Mit Simon Zoller, Yannick Gerhardt und Milos Jojic hat Stöger immer noch einen Trumpf in der Hinterhand.
Betrachtet man alle diese Fakten, kann man sich natürlich die Frage stellen, ob der 1. FC Köln überhaupt eine "Überraschung" ist. Peter Stöger hat ein klares Konzept und eine Mannschaft, die es sehr gut umsetzt. Inwieweit der Kölner Höhenflug fortgesetzt wird, werden die Spiele nach der Länderspielpause zeigen, wo die Geißböcke unter anderem auf Bayern, Hoffenheim und Leverkusen treffen.
Hertha BSC (11:8 Tore, 14 Punkte, Platz 4)
Eigentlich wollten sich die Berliner in der Vorsaison im Oberhaus etablieren. Der Investor KKR hatte optimale Voraussetzungen geschaffen, Hertha konnte einkaufen wie nie und investierte in neun neue Spieler. Doch der erhoffte Aufschwung blieb aus, Jos Luhukay scheiterte am Umbau der Mannschaft. Pal Dardai übernahm die Hertha auf Platz 17 und schaffte erst am letzten Spieltag den Klassenerhalt - lediglich die bessere Tordifferenz im Vergleich zum HSV verhinderte, dass man in der Relegation nachsitzen mussten.
Mit dem 39-Jährigen scheint die Hertha das Ziel der letzten Saison nun mit einem Jahr Verspätung zu erreichen. Der Hauptstadtklub legte furios in der Bundesliga los und schaffte den besten Saisonstart seit 15 Jahren.
Als Erfolgsrezept nennt Dardei die Einsatzbereitschaft der Mannschaft, die seine Pläne in dieser Saison perfekt umsetzt. "Ich habe genau die Typen bekommen, die ich für mein System brauche. Die Jungs spielen mit hoher Laufbereitschaft und haben meinen Plan mehr als erfüllt", verrät Dardai im Bild-Interview.
Während Dardai vor allem durch die grundsolide Defensive den Klassenerhalt schaffte (nach dem Trainerwechsel nur noch 14 Gegentore, zuvor 38), liegt dem Plan des sympathischen Ungarn nun vor allem schneller, offensiver Fußball zu Grunde. "Schon als Spieler habe ich offensiv gedacht. Ich glaube, dass jede Mannschaft gerne so spielen würde, wie wir."
Vor allem Vedad Ibisevic sticht in der Berliner Offensive heraus. Der bosnische Neuzugang entdeckte seinen Torriecher neu und knipste bereits vier Mal. Zuvor hatte Ibisevic für den VfB Stuttgart über ein Jahr lang nicht getroffen. Auch die anderen Neuzugänge, Vladimir Darida, Niklas Stark und Mitchell Weiser, haben eingeschlagen.
Die Alte Dame ist attraktiv wie nie. Und Dardai sieht noch Potential nach oben. "Wir entwickeln uns immer weiter. Die Mannschaft ist noch lange nicht am Limit, hat ihre Grenze noch nicht erreicht und kann sich in allen Bereichen noch steigern." Dafür darf seine Mannschaft aber nicht nachlassen.
"Wenn wir unsere Spur nur einen Zentimeter velassen, wird es schwer für uns", mahnt der Coach und spricht Klartext in Richtung seiner Spieler: "Wenn einer nachlässt, werde ich dazwischenhauen. Ich kann ein sehr unangenehmer Mensch sein, wenn es nötig ist." Gut für seine Spieler, dass das bisher nicht nötig war.
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