Natürlich hatte Christian Heidel auch vor Beginn der "Normal One"-Mission seine Hände im Spiel. Die Handynummer von Jürgen Klopp besorgte sich ein Mittelsmann des FC Liverpool jüngst beim umtriebigen Manager des FSV Mainz 05. Inzwischen hat Heidel diversen englischen Medien bereits Interviews gegeben und in gewohnt blumiger Sprache berichtet, wie sein guter Kumpel Klopp denn so tickt.
Seit ein paar Tagen allerdings steht Heidel, der dienstälteste Manager der Fußball-Bundesliga, selbst im Blickpunkt. Ein Wechsel des 52-Jährigen nach Saisonende zu Schalke 04 als Nachfolger von Horst Heldt wird immer wahrscheinlicher. Nach Bild-Informationen soll Heidel bereits ein unterschriftsreifer Vertrag der Königsblauen vorliegen.
Vertrag läuft noch 2017
Der ehemalige Autohaus-Besitzer hielt sich vor dem Spiel der Rheinhessen gegen Borussia Dortmund am Freitagabend noch bedeckt, dementierte aber die Meldungen auch nicht explizit: "Ich habe nie Wasserstandsmeldungen abgegeben", sagte der gebürtige Mainzer, der beim FSV noch einen Vertrag bis 2017 besitzt: "Diesen respektiere ich selbstverständlich. Ich würde nie etwas tun, was diesem Verein in irgendeiner Form schaden würde. Absolute Bedingung wäre, dass in Mainz alles geordnet ist und der Verein keinen Schaden nehmen wird."
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Die Zeichen stehen nach dann 24 Jahren im Amt (seit 1992) aber auf Abschied. Zumal auch Mainz-Präsident Harald Strutz "ein Angebot" für Heidel am Donnerstag gegenüber dem SWR bestätigte.
Mainz statt Real Madrid
Heidel und Schalke, der hemdsärmelige Typ und die Königsblauen aus dem Pott - das könnte passen. Der Sohn des ehemaligen Mainzer Bürgermeisters Herbert Heidel gilt als loyal, menschlich, seriös, aber gleichzeitig auch abgezockt, hellwach und geschäftstüchtig.
Für Klopp ist die Verhandlungskunst Marke Heidel sowieso einmalig: "Spieler, die eigentlich zu Real Madrid wollten, konnten sich nach einem Gespräch mit Christian gar nicht gegen Mainz entscheiden", sagte "Kloppo" über seinen guten Freund, der für den ehemaligen Dortmunder Meistertrainer gleichzeitig die Karriere-Triebfeder war.
"Schnapsidee" Klopp
Am Rosenmontag 2001 hatte Heidel eine Eingebung ("Wir nehmen den Klopp") und beförderte den damals verletzten Mainzer Profi zum neuen Coach. "Das war eine meiner besten Entscheidungen", sagte Heidel im Rückblick. Auch dem aktuellen Dortmund-Coach Thomas Tuchel ebnete er 2009 den Weg auf den Cheftrainerposten des FSV.
Aus dem einstigen "Karnevalsverein" ist auch dank Heidel längst ein gestandener Bundesligist mit gewissen Ambitionen geworden. Unter seiner Führung steigerte der Klub seinen Jahresumsatz von drei Millionen Euro (1992) auf 78 Millionen Euro im vergangenen Jahr. "Kein deutscher Klub ist so schnell gewachsen wie wir. Und das ohne geschenktes Geld", hatte Heidel bei seinem 20. Dienstjubiläum 2012 stolz betont.
Wechsel würde Mainz hart treffen
Dabei hatte der Strippenzieher mit dem Lausbubenlachen fast schon einmal mit dem Kapitel FSV Mainz 05 abgeschlossen. Als sich im Winter 2000 sein damals achtjähriger Sohnemann auf dem Schulweg von einem Mainz-Anhänger anhören musste, was der Herr Papa als Manager so alles falsch mache, trat Heidel kurzerhand zurück. Nur vier Wochen später und nach etlichen Aktionen der Fans feierte er ein Comeback.
Auch Strutz würde der wohl bevorstehende Wechsel von Heidel hart treffen. "Er war meine bislang wichtigste Verpflichtung in meiner Zeit als Präsident von Mainz 05", sagte Strutz, der sich über das Interesse an seinem Kollegen aber nicht wundert: "Heidel ist für mich ein Manager, der großartige Arbeit leistet. Wir warten die Entwicklung ab."
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