"Alles dem Fußball untergeordnet"

SID
Dirk Schuster absolvierte 2007 den DFB-Fußballlehrer-Lehrgang als Jahrgangsbester
© getty

Ohne den Mauerfall wäre Dirk Schuster wohl nie bei Darmstadt 98 gelandet. 25 Jahre nach der Wiedervereinigung sorgt er nun mit den Lilien in der Bundesliga für Furore.

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Vielleicht würde Darmstadt 98 heute ja noch immer in den Niederungen des deutschen Fußballs herumdümpeln, wenn vor mehr als zwei Jahrzehnten die Mauer nicht gefallen wäre. Dirk Schuster jedenfalls, der Architekt des "Lilien-Wunders", wäre sicher nicht in Südhessen gelandet.

"Es wäre für mich einfach unerträglich gewesen, meine Eltern so lange nicht zu sehen", sagte der im heutigen Chemnitz geborene Trainer des Bundesligisten dem Sender Hitradio FFH.

Nun liegt die deutsche Wiedervereinigung 25 Jahre zurück, Schuster ist nach einigen Umwegen im Dezember 2012 tatsächlich in Darmstadt gelandet und schon vor dem Bundesliga-Spiel der Lilien gegen den FSV Mainz 05 am Freitag landesweit Gesprächsthema. Kein Wunder, schließlich ist der 47-Jährige der Vater des Erfolgs.

Arbeitsbedingungen alles andere als optimal

Dabei sind die Arbeitsbedingungen für Schuster auf den ersten Blick alles andere als optimal: Der Etat ist der kleinste der Liga, die Spieler schon bei anderen Vereinen gescheitert und das Umfeld nicht annähernd zu Vergleichen mit dem von Bayern München oder Borussia Dortmund.

Aber Schuster und sein Team besitzen etwas viel Wichtigeres: Disziplin, Wille, Leidenschaft. "In der DDR wurde darauf viel Wert gelegt. Das hat einen schon geprägt", sagt Schuster, der den entscheiden Teil seiner Vergangenheit mit nach Darmstadt gebracht hat: "Schon damals war alles dem Fußball untergeordnet."

Der gefühlte Drittligist

Mit diesen Tugenden hatte es Schuster selbst während und nach seiner aktiven Karriere weit gebracht. Beim Karlsruher SC entwickelte er sich zum Nationalspieler, an der Hennes-Weisweiler-Akademie absolvierte er 2007 den 54. Lehrgang für DFB-Fußballlehrer als Bester. Und dennoch blieb er stets mit beiden Füßen am Boden - was übrigens auch ein Geheimnis des Darmstädter Werdegangs ist.

"Wir dürfen nie vergessen, wo wir herkommen und unter welchen Bedingungen wir arbeiten", sagt Schuster. Wie in den vergangenen Jahren, als Darmstadt als Außenseiter erst ins Bundesliga-Unterhaus aufstieg und direkt weiter in die Eliteklasse zog, "gehen wir nicht von unserem Weg ab. Damit sind wir gut gefahren."

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Und damit haben Schuster und seine Mitstreiter von der Konkurrenz viel Lob geerntet. "Eigentlich ist Darmstadt ja ein gefühlter Drittligist. Das ist ein modernes Fußball-Märchen, das ich mir nicht mehr habe vorstellen können", sagte der Mainzer Manager Christian Heidel. FSV-Präsident Harald Strutz sagte in der Bild-Zeitung, dass die Lilien "großartig" seien und "nie vergessen, wer sie sind." Axel Hellmann, Vorstandsmitglied der Frankfurter Eintracht, schwärmte: "Sie machen das überragend."

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