"Respektlos gegenüber Gesellschaft"

SID
Karl-Heinz Rummenigge verurteilt die Angriffe auf Schalker Fans scharf
© getty

Jagdszenen in Gelsenkirchen, Schlägereien in Mönchengladbach, Randale in Wolfsburg - der 13. Spieltag der Bundesliga ist von schweren Ausschreitungen überschattet worden.

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Die Verantwortlichen der Vereine reagierten mit großem Unverständnis und teils fassungslos auf das beschämende Verhalten sogenannter Fans nach den Terroranschlägen von Paris und der Absage des Länderspiels zwischen Deutschland und den Niederlanden in Hannover.

Karl-Heinz Rummenigge verurteilte den gewaltsamen Angriff von Bayern-Fans auf Schalker Anhänger vor dem 3:1-Sieg des deutschen Rekordmeisters in Gelsenkirchen scharf. "Es ist mir und uns allen absolut unerklärlich, wie man sich gerade in diesem Moment, nach den furchtbaren Ereignissen von Paris, so respektlos gegenüber der Gesellschaft und dem Fußball zeigen kann", sagte der Münchner Vorstandsvorsitzende.

Laut Polizei Gelsenkirchen hatten Randalierer aus dem Umfeld des FC Bayern und des befreundeten Zweitligisten VfL Bochum vor der Begegnung versucht, den Kassenbereich Nord an der Veltins-Arena zu stürmen. Dabei gab es "einige Verletzte". Insgesamt kam es zu 196 Freiheitsentziehungen, darunter auch einigen Festnahmen. Rund 170 gewaltbereite Münchner und Bochumer Anhänger standen im Zusammenhang mit diesem Vorfall.

"Ich entschuldige beim FC Schalke"

"Der FC Bayern München distanziert sich unmissverständlich und in aller Form von diesen sogenannten Anhängern unseres Vereins", sagte Rummenigge, der ein rigoroses Vorgehen ankündigte. "Ich entschuldige mich beim FC Schalke und allen Personen, die Schaden genommen haben, für die Entgleisung. Der FC Bayern München wird - in Absprache mit den Behörden Gelsenkirchens - gegen die dem FC Bayern zugeordneten Gewalttäter vorgehen."

Schalkes Sportvorstand Horst Heldt nannte den Angriff "unnötig und völlig deplatziert. Was Fans eines Zweitligisten in unserem Gästeblock zu suchen haben, kann ich sowieso nicht verstehen. Das ist provozierend".

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Schlägereien, Körperverletzungen, eingetretene Scheiben - so lautete die traurige Bilanz der Polizei Mönchengladbach. Vor dem 2:1-Sieg der Borussia gegen Hannover 96 war es in einem Regionalzug und am S-Bahnhof Lürrip zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern beider Vereine gekommen.

Wie die Polizei mitteilte, waren an den Auseinandersetzungen 238 Fans der 96er beteiligt - darunter 28 bekannte Gewalttäter Sport. Die Randalierer wurden unter Polizeibegleitung mit einem Zug zurück Richtung Hannover geschickt. Die Polizei leitete Verfahren wegen Landfriedensbruch, Körperverletzung und Sachbeschädigung ein. Die Ermittlungen zum genauen Ablauf der Auseinandersetzungen dauern noch an.

Werder-Fans sorgen für Zwischenfall

Auch rund 80 Problemfans von Werder Bremen fielen vor dem 0:6-Debakel beim VfL Wolfsburg aus der Rolle. Die Anhänger ließen sich vom Personal der Deutschen Bahn nicht kontrollieren und verriegelten auf dem Weg nach Wolfsburg ihre Waggons. In Hannover holte die Polizei die Anhänger aus dem Zug, um die Identifizierung vorzunehmen.

Einige von 800 weiteren Bremer Fans, die ebenfalls mit der Bahn Richtung Wolfsburg fuhren, reagierten verärgert auf die Festsetzung und randalierten in ihren Zügen. Dabei gingen mehrere Scheiben zu Bruch. Die Züge mussten ausgetauscht werden, es kam zu Verspätungen bei der Beförderung. Den Sachschaden konnte die Polizei zunächst nicht beziffern.

GdP fordert härtere Bestrafung

Angesichts der Vorfälle forderte die Gewerkschaft der Polizei (GdP) den Staat zu einem besseren Schutz der Beamten auf. "Die Politik muss endlich ein Zeichen setzen: Wer Polizeibeamte angreift, wird in jedem Fall mit Haft bestraft", sagte der stellvertretende GdP-Bundesvorsitzende Jörg Radek.

Angesichts der Terroranschläge von Paris könne man nur Abscheu gegen Menschen empfinden, die ungeachtet der jüngsten Gewalt und ohne Respekt vor den Opfern, sportliche oder politische Ereignisse zum Anlass nehmen, mit größter Brutalität und Menschenverachtung Krawalle auszulösen, sagte Radek. Die Polizisten würden auch bei Fußballspielen zunehmend "zur Zielscheibe der Gewalt", das sei "nicht länger hinnehmbar".

Schalkes Sportvorstand Horst Heldt nannte den Angriff "unnötig und völlig deplatziert. Was Fans eines Zweitligisten in unserem Gästeblock zu suchen haben, kann ich sowieso nicht verstehen".

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