Wie sieht der perfekte Spieler des FC Bayern München aus? Karl-Heinz Rummenigge hat ihn auf der Jahreshauptversammlung am vergangenen Freitag skizziert. Er ist demnach in Pähl geboren, wurde beim FC Bayern ausgebildet und beendet beim FC Bayern seine Karriere.
Die Beschreibung war durchaus als Liebeserklärung an Thomas Müller zu verstehen. Der 26-Jährige ist bisher der einzige Spieler in der Geschichte des Klubs, der eben in Pähl geboren und auch beim FC Bayern zum Profifußballer wurde.
Müller besitzt beim Rekordmeister noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2019, er wäre dann 29 Jahre alt. Die Bayern arbeiten aber gerade daran, den Kontrakt noch ein paare Jahre darüber hinaus auszudehnen. Man kann also in der allgemein gültigen Fußballersprache als behaupten, die Bayern wollen Müller einen Rentenvertrag abschließen.
FCB nimmt Stars vom Markt
Im Sommer ist für Müller eine Anfrage aus Manchester eingegangen. Der dort ansässige Klub Manchester United, bei dem Müllers Förderer Louis van Gaal Trainer ist, soll Summen im dreistelligen Millionenbereich in Aussicht gestellt haben, falls die Bayern Müller ziehen lassen würden.
Rummenigge sprach von "dramatischen Angeboten englischer Klubs", die die Spieler erreichen würden. "Wir müssen darauf vorbereitet sein - und sind das auch." Im Klartext heißt das, dass die Bayern gerade dabei sind, ihre interessantesten Objekte langfristige vom Transfermarkt zu nehmen.
Das Balzverhalten der Münchner gilt im Moment also nicht in erster Linie potenziellen Neuzugängen, sondern dem schon vorhandenen Personal. Der FC Bayern ist kein Verkäuferverein, das haben die Verantwortlichen auch auf der JHV nochmal deutlich gemacht.
Langfristig gut aufgestellt
Neben Müller stehen Manuel Neuer (Vertrag bis 2019) Jerome Boateng (Vertrag bis 2018) und David Alaba (Vertrag bis 2018) ganz oben auf der Liste der Vertragsverlängerungskandidaten.
Die Wertschätzung für Holger Badstuber (Vertrag bis 2017) haben die Verantwortlichen mehr als einmal zum Ausdruck gebracht. Wenn er sich körperlich stabilisiert, wird auch er mit einem neuen Kontrakt ausgestattet. Javi Martinez (Vertrag bis 2017) hat sich erst kürzlich selbst für eine Ausdehnung seines Arbeitspapiers angeboten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Klub diesem Vorschlag folgen wird.
Bei Kingsley Coman, dessen Leihvertrag 2017 endet, haben die Bayern eine exklusive Kaufoption, sodass sie ihn langfristig verpflichten können. Douglas Costa sowie Joshua Kimmich sind schon bis 2020 gebunden, Thiago, Arturo Vidal, Robert Lewandowski, Medhi Benatia und Juan Bernat bis 2019.
Kein Umbruch mit dem Holzhammer
Sollten die Bayern mit ihrem internen Werben Erfolg haben, kann der Klub ein sehr stabiles Gerüst aus internationalen Klassespielern vorweisen. Der in diesem Sommer von vielen Seiten geforderte Umbruch ist längst in Gange, wird aber nicht radikal mit dem Holzhammer durchgeführt, sondern in aller Ruhe im Hintergrund durch Sportvorstand Matthias Sammer und dem Technischen Direktor Michael Reschke vorbereitet.
Vor allem auf den offensiven Außenbahnen haben die Bayern mit ihren Transfers im Sommer starke Alternativen zu den mittlerweile zur Ü-30-Fraktion gehörenden Arjen Robben und Franck Ribery geschaffen.
Mit Kimmich haben sich die Münchner ein hochbegabtes Sechserjuwel ins Team geholt, das im Moment von zwei der Weltbesten auf dieser Position der letzten 25 Jahre geschliffen wird: Xabi Alonso und Pep Guardiola. Bei Bayern trauen sie dem U21-Nationalspieler zu, Alonso auf Dauer zu beerben. Von Bastian Schweinsteiger spricht aus sportlicher Sicht schon keiner mehr. Nur für Philipp Lahm ist noch kein Nachfolger in Sicht. Ob es den so schnell geben wird, ist ohnehin fraglich.
Auf jeden Fall wollen die Bayern ihrer Ausrichtung treu bleiben und noch stärker als zuvor nach Lahms, Schweinsteigers und Müllers suchen. Das Zwei-Säulen-Modell aus selbst ausgebildeten Spielern und zugekauften Stars ist weiterhin die Philosophie des Klubs. Im Talentscouting gehen die Münchner laut Rummenigge "wieder engagierter und aggressiver" vor.
Ein Puzzleteil fehlt noch
Mit der Qualität ihrer Mannschaft haben die Bayern ein Pfund in der Hinterhand, das vielleicht den einen oder anderen mehr überzeugt als ein monströses Angebot aus England. Der Plan für den Wettstreit mit den europäischen Kontrahenten steht. Um endgültig dafür gerüstet zu sein, suchen die Bayern gerade nach Möglichkeiten, den Nachteil der geringeren Einnahmen aus den TV-Verträgen auszugleichen.
Mit den anstehenden Vertragsverlängerungen werden auch die Personalkosten weiter ansteigen. 227,3 Millionen Euro wendete der FC Bayern in der Saison 2014/15 für seine Angestellten auf. So viel wie noch nie. Allerdings sind das nur 46,8 Prozent des Gesamtumsatzes, was im internationalen Vergleich spitze ist. Beim FC Barcelona verschlingt der Personalaufwand über 70 Prozent der Einnahmen.
Und auch bei einem weiteren zentralen Punkt der sportlichen Planung werden die Bayern bald Klarheit haben: Nach dem letzten Hinrundenspiel am 19. Dezember fällt eine Entscheidung über die Zukunft von Pep Guardiola.
Der Kader des FC Bayern