Kampf um die Milliarde hat begonnen

SID
Die Bundesliga steht im Kampf um die TV-Gelder vor einer Zerreißprobe
© getty

Geld - oder ein Leben ohne die Bayern: Wenn sich die Klubchefs am Mittwoch im Frankfurter Mariott-Hotel treffen, steht die Zukunft des Finanzmodells Bundesliga auf dem Spiel. Der Ligaverband steht vor einer fast unlösbaren Aufgabe, im Hauen und Stechen des Verteilungskampfs droht der Solidargemeinschaft das Aus.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Die Vereinsbosse haben mit Blick auf die erhoffte Milliarde des neuen TV-Vertrags bereits Dollarzeichen in den Augen und wollen mehr Kohle für ihre Klubs, allen voran der ohnehin schon übermächtige Branchenführer Bayern München.

Zuletzt drohte Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge fast täglich mehr oder weniger direkt mit dem Ausstieg des Rekordmeisters aus der Zentralvermarktung des Profifußballs.

Sein Klub sei zwar grundsätzlich bereit, "sich der zentralen Vermarktung unterzuordnen. Aber es gibt Grenzen, die hier nicht überschritten werden sollten", sagte der Bayern-Boss zuletzt im kicker.

FCB-Einzelvermarktung als Todesurteil für die Bundesliga?

Im Klartext heißt das: Die Bayern fürchten um ihre angeblich auf dem Spiel stehende internationale Wettbewerbsfähigkeit und wollen eine deutliche Steigerung ihrer TV-Einnahmen von derzeit rund 50 Millionen Euro pro Saison.

Andernfalls liebäugelt der deutsche Vorzeigeklub mit dem Schritt in die Einzelvermarktung, der ihm wohl mehr als 200 Millionen pro Spielzeit einbringen dürfte. Damit wäre das Ende des Wettbewerbs an der Spitze der Bundesliga besiegelt.

Doch die Bayern stellen nur eine Fraktion im Kampf um die Milliarde Euro, die es ab der Saison 2017/18 geben soll - obwohl der neue TV-Vertrag erst im Frühjahr abgeschlossen werden soll und der Verteilungsschlüssel erst danach vom Ligavorstand vorgeschlagen wird.

Es gibt noch mindestens drei weitere Interessengruppen bei den Profiklubs, die in der laufenden Saison 850 Millionen Euro aus den Medienerlösen kassieren.

Traditionsklubs hoffen auf "weiche" Kriterien

Da sind die Traditionsvereine wie Borussia Dortmund, Schalke 04, Werder Bremen und Eintracht Frankfurt. Sie fordern, das Geld nicht mehr nur erfolgsabhängig zu verteilen.

Sie pochen auf "weiche" Kriterien wie TV-Zuschauerzahlen, Fanaufkommen und Beliebtheit, bei denen es um die Reichweite der Klubs geht.

An nächster Stelle kommen die "Werksklubs" wie Bayer Leverkusen, der VfL Wolfsburg und 1899 Hoffenheim. Sie wären froh, wenn alles beim Alten bleiben würde.

Schließlich wurde ihnen von verschiedener Seite abgesprochen, dass sie überhaupt an den TV-Einnahmen partizipieren sollen - dabei tat sich vor allem Manager Andreas Rettig vom FC St. Pauli hervor.

Zweitligisten befürchten Kürzung

Und am Ende der Nahrungskette stehen die Zweitligisten. Sie müssen befürchten, dass bei ihren 20 Prozent der Einnahmen gekürzt wird.

Rummenigge machte daraus keinen Hehl: "Ich habe grundsätzlich kein Problem mit der 2. Liga. Sie ist Bestandteil der DFL. Die Zweitligisten müssen sich nur etwas realistischer einschätzen. Da braut sich sonst was zusammen."

Um das Schlimmste zu vermeiden und mit einer Stimme zu sprechen, trafen sich die Zweitligisten bereits am Dienstag zu einer Vorbesprechung beim FSV Frankfurt. Fakt ist, dass für die Zweitligisten und die kleinen Bundesligisten das Ausscheren der großen Klubs eine "Katastrophe" (Manager Stefan Reuter vom FC Augsburg) wäre.

Ausland zeigt verschiedene Modelle

Wie die Liga-Spitze den Kampf der Fraktionen beenden und alle Klubs zufrieden stellen will, ist dennoch völlig offen. Das zeigt auch ein Blick ins Ausland, wo die Verteilung der Gelder auf unterschiedlichste Weise und teilweise sehr kompliziert geregelt ist.

So spielt in England die Zahl der Live-Übertragungen eine Rolle, in Spanien ist der Bekanntheitsgrad der Klubs ein Faktor und in Italien wird die Anzahl der Fans sowie die Größe der Städte berücksichtigt.

Im Ausland liegt auch der Grund für die Debatte. Die knapp 3,2 Milliarden Euro, die ab der kommenden Saison durch die Medienerlöse auf das Konto der englischen Premier-League-Klubs wandern, haben die deutschen Klubchefs aufgeschreckt.

Diesen Druck geben Rummenigge und Co. nun an die Spitze der Deutschen Fußball Liga (DFL) um Boss Christian Seifert weiter. Falls er im Frühjahr nicht eine Milliarde plus X präsentiert, werden sich die Bayern wohl verabschieden.

Die Bundesliga in der Übersicht