Er beeindruckt durch seine Tempo-Dribblings und ist beim FC Schalke 04 in der Hinrunde zum Stammspieler gereift. Mit seinen Leistungen hat Leroy Sane die Beletage des europäischen Klub-Fußballs auf sich aufmerksam gemacht. Manchester City soll bereit sein, 55 Millionen Euro für ihn zu bezahlen. Die SPOX-Redakteure Andreas Lehner, Adrian Fink und Benedikt Treuer sowie mySPOX-User flandaman diskutieren: Soll Sane wechseln?
ManCity, Real, Barca - alle wollen Sane: Ist der Hype gerechtfertigt?
Andreas Lehner (SPOX): Sanes Anlagen sind herausragend und seine Spielweise ist im deutschen Fußball außergewöhnlich. Er ist frech, sucht immer das Dribbling und den Weg zum Tor. Das geht nicht immer gut und sein Spiel ist noch zu verfeinern, aber er begeistert schon jetzt. Für mich ist er Schalkes größtes Offensivtalent in den letzten Jahren - und das soll bei Özil, Draxler, Meyer schon einiges heißen.
Adrian Fink (SPOX): Mir gefällt seine Spielweise, der Hype ist mir aber zu extrem und kommt zu früh. Ja, Sane ist hochveranlagt und ja, er hat eine starke Hinrunde gespielt. Und natürlich gehört er zu den größten Talenten, die es hierzulande im Moment gibt - vielleicht ist er sogar das größte, das der DFB im Köcher hat. Aber er ist eben auch noch genau dies: ein Talent.
Leroy Sane im Porträt: Geerdet ganz nach oben
Benedikt Treuer (SPOX): Die große Aufmerksamkeit, die Sane aktuell erhält, ist zu einhundert Prozent berechtigt. Auch wenn der Junge erst 20 Jahre alt ist, hat er einen ganz klaren Weg vor Augen. Er nutzt seine herausragenden Veranlagungen in bestem Maße und entwickelt sich ständig weiter. Sane hat die perfekten Gene, ein vollkommener Angreifer zu werden. Vor allem, weil er offenbar in der Lage ist, unter höchstem Druck sein ganzes Potenzial zu entfalten.
mySPOX-User flandaman: Ja. Leroy Sane ist vielleicht das größte Talent Europas und konnte seine Klasse schon in der Champions League unter Beweis stellen. Es ist nur folgerichtig, dass alle großen europäischen Klubs Interesse haben und Sane so früh wie möglich verpflichten wollen.
Sollte Sane schon im Sommer den nächsten Schritt wagen?
Andreas Lehner (SPOX): Die Interessenten kommen nur aus dem obersten Regal der europäischen Spitzenmannschaften. Da kann man sich schnell mal dauerhaft auf der Bank wiederfinden oder aber auf höchstem Niveau extrem explodieren. Es gibt Argumente für und gegen einen Wechsel. Ich würde ihm raten, noch eine Saison auf Schalke zu bleiben. Wenn er seine Leistung bestätigt und sogar noch besser wird, kommen die Angebote wieder. Und er ist dann sogar in einer noch besseren Position.
Adrian Fink (SPOX): Auf gar keinen Fall, Sane hat überhaupt keine Eile. Vielmehr sollte er seine Entwicklung vorantreiben - dazu braucht er Spielpraxis und Geduld. Ein Spitzenklub, der über 50 Millionen Euro für ihn auf den Tisch legt, wird wenig Verständnis für vorübergehende Tiefs haben. Da könnte Sane schnell auf dem Abstellgleis geparkt werden. Dieses Risiko sollte er nicht eingehen.
Benedikt Treuer (SPOX): Das hängt wirklich ganz davon ab, was der nächste Schritt ist. In Deutschland gibt es genau zwei Arbeitgeber, bei denen er aktuell noch besser aufgehoben wäre als bei Schalke. Das sind Bayern und Dortmund. Hier gebe ich Adrian Recht, dass er sich beim neuen Verein aber erst einmal ein vergleichbares Standing erarbeiten müsste - was Risiken birgt. Bleibt er im Sommer auf Schalke, bin ich mir sicher, dass er im kommenden Jahr noch mehr Verantwortung übernimmt und so am schnellsten reift. Spätestens 2017 ist der Schritt zu einem absoluten Top-Klub aber fällig.
mySPOX-User flandaman: Schwierig. Bei einem stabilen Umfeld wäre es sicherlich empfehlenswert, weiter bei Schalke zu reifen. Aber: Horst Heldt wird so gut wie sicher abgelöst und ob Andre Breitenreiter bis zum Ende der nächsten Saison Trainer bleibt, steht auch in den Sternen. Beim richtigen Angebot sollte Sane zuschlagen.
Wäre das Ausland gleich die richtige Option?
Andreas Lehner (SPOX): Mesut Özil hat der Zwischenschritt nach Bremen gut getan, Julian Draxler versucht sich gerade in Wolfsburg. Auch Sane sollte erst einmal in Deutschland bleiben. Die deutschen Spitzenvereine dürfen es eigentlich nicht zulassen, dass er ins Ausland wechselt. Aber Dortmund fällt als nächste Station eigentlich weg, bleibt fast nur München. Der FC Bayern muss sich mit Sane beschäftigen - und er wird das auch tun.
Adrian Fink (SPOX): Für die Insel ist Sane auf keinen Fall reif genug. Die Gefahr ist groß, dass ihm trotz seiner großen Veranlagung in der körperbetonten Premier League der Durchbruch verwehrt bleibt. Wenn überhaupt würde ein Wechsel nach Spanien Sinn ergeben. Dort kann er mit seiner technisch versierten Spielweise mehr überzeugen. Ich bleibe dabei: Sane täte sich mit einem Wechsel im kommenden Sommer keinen Gefallen.
Benedikt Treuer (SPOX): Auch wenn das Werben der europäischen Schwergewichte schmeichelhaft und verlockend ist, wäre ein vorzeitiger Wechsel ins Ausland der falsche Schritt. Sane sollte sich lieber an Toni Kroos orientieren: Der machte seinen Bachelor in Leverkusen, den Master in München und für den Rest der Karriere stehen ihm alle Türen offen. Für mich auch die beste Option für Sane.
mySPOX-User flandaman: Sollte der FC Bayern kein Interesse haben, gibt es für Sane keine reizvolle Wechselmöglichkeit in der Bundesliga, was seine Optionen deutlich begrenzt. Daher wäre ein Wechsel ins Ausland fast logisch. Ein allzu großes Risiko sehe ich für Sane dabei nicht, auch innerhalb der Bundesliga könnte sich ein Wechsel als Fehler herausstellen.
Was würde ein Abschied Sanes für Schalke bedeuten?
Andreas Lehner (SPOX): Auf der einen Seite zeigt das Beispiel Sane erneut, wie gut Schalkes Jugendarbeit funktioniert. Auf der anderen Seite wäre ein Wechsel auch ein Zeichen, dass die außergewöhnlichen Talente auf Dauer nicht zu halten sind. Özil, Neuer und Draxler sind die jüngsten Beispiele. Die immensen Summen, die im Raum stehen, sollten aber reichen, um einen oder mehrere ordentliche Ersatzleute zu verpflichten.
Adrian Fink (SPOX): Wirtschaftlich lässt sich kaum gegen eine 55-Millionen-Offerte argumentieren. Sollte es tatsächlich ein Angebot in diesen beinahe schon utopisch anmaßenden Sphären geben, muss es Königsblau annehmen. Allerdings ist die Schmerzgrenze hoch, immerhin würde S04 nach Draxler die nächste Identifikationsfigur verlieren, was auch den Fans nicht schmecken würde.
Benedikt Treuer (SPOX): Auf Dauer lässt sich ein Transfer ohnehin nicht verhindern. Wechselt Sane allerdings doch schon im kommenden Sommer, wäre das mehr als nur ein nächster königsblauer Nackenschlag. Sanes vorzeitiger Abschied würde nach dem Draxler-Wechsel zu Wolfsburg deutlich unterstreichen, dass Top-Talente Schalke nicht mehr als langfristige Karrierechance wahrnehmen - nicht einmal als mittelfristige. Profiteur wäre ironischerweise Heldt, der seine Handelsbilanz (wohl auf seine letzten Tage) mit einem fetten Erlös noch einmal ordentlich aufbessern könnte.
mySPOX-User flandaman: Zunächst mal viel Geld. Zwar würde mit Sane nach Draxler und Neuer die nächste Identifikationsfigur verloren gehen, aber sportlich ist Schalke an den Wechseln nicht zerbrochen und an der Fanliebe auf Schalke gibt's auch keine Zweifel. Von daher: Ein Abschied Sanes hört sich zuerst schlimmer an, als er tatsächlich wäre.
Welche Auswirkungen hätte ein Wechsel auf Sanes Rolle in der DFB-Elf?
Andreas Lehner (SPOX): Wenn er sich bei einem internationalen Spitzenklub durchsetzt, kommt Löw nicht an ihm vorbei. Wenn er bei Schalke so weiterspielt wie bisher, dann auch nicht. Insofern ist seine Zukunft in der Nationalmannschaft nicht von seiner Mannschaft, sondern von seiner Leistung abhängig.
Adrian Fink (SPOX): Schwierig zu sagen. Besteht er im Haifischbecken bei einem internationalen Top-Klub, hat er alle Trümpfe in der Hand für eine Nominierung. Wird ihm die nötige Spielpraxis verweigert, kann er aber auch ganz schnell in Vergessenheit geraten. Deshalb glaube ich, dass er mit Blick auf die Nationalmannschaft erst recht bei Königsblau bleiben sollte. Dort ist er Stammspieler und kann sich zudem auf der internationalen Bühne für Löw anbieten.
Benedikt Treuer (SPOX): Ein Wechsel würde seinen Weg zum Stammspieler in der Nationalmannschaft in jedem Fall beschleunigen. Löw steht zwar immer wieder für Überraschungen wie Jonas Hector - Vollendung erzielt ein Spieler in seinen Augen aber erst bei einem wirklich großen Klub. Dass sich Sane auch bei einem Schalke-Verbleib aber ebenfalls auf kurz oder lang in der DFB-Elf durchsetzt, steht für mich außer Frage.
mySPOX-User flandaman: Über kurz oder lang wird Sane Einladungen zur Nationalmannschaft bekommen, wo auch immer er in der Zukunft spielen wird. Ob er sich zum Stammspieler entwickeln kann, hängt von seiner Rolle bei seinen neuem Klub ab. Wenn Sane dort nicht Stammspieler wird, wird er es auch nicht unter Löw.