Nach nur 107 Tagen im Amt ist der Knurrer von Kerkrade wegen Herz-Rhythmusstörungen als Chefcoach von 1899 Hoffenheim zurückgetreten. Gleichzeitig hat der 62-Jährige, der sich möglicherweise einer Operation unterziehen muss, seine Trainer-Karriere für beendet erklärt.
"Das Risiko ist zu groß, dass etwas passiert, was ich nicht will", sagte Stevens, der die Kraichgauer mitten in seiner Rettermission nach 20 Spieltagen auf dem vorletzten Tabellenplatz zurücklassen muss, mit ruhiger und gefasster Stimme: "Ich denke schon, dass meine Karriere damit beendet ist. Der Knurrer ist nicht mehr, schade."
Vorerst werden Stevens' Assistenten Alfred Schreuder und Armin Reutershahn die Mannschaft betreuen. Es ist aber wahrscheinlich, dass der designierte Stevens-Nachfolger Julian Nagelsmann das Team schon vor dem vorentscheidenden Spiel im Abstiegskampf am Samstag bei Werder Bremen (15.30 Uhr im LIVETICKER) übernehmen wird. Das deutete Sportchef Alexander Rosen an.
Nagelsmann schon früher auf der Bank?
Der 28 Jahre alte Nagelsmann sollte eigentlich erst im Sommer die Verantwortung übernehmen. Nagelsmann, der einen Vertrag bis 2019 unterschrieben hat, wäre der jüngste Bundesliga-Trainer. Bis Mitte März muss Nagelsmann allerdings seinen Fußballlehrer-Lehrgang absolvieren. Da "nur" noch Prüfungen anstehen, wäre es zeitlich wohl machbar. Die Verpflichtung eines neuen Trainers von außen schloss Rosen aus.
Stevens hatte Ende Oktober die Nachfolge des entlassenen Markus Gisdol angetreten. In zehn Partien unter der Regie des Niederländers verbuchten die Hoffenheimer lediglich einen Sieg und nur acht Zähler. Hoffenheim hat bereits fünf Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz (Werder), der Abstand zum rettenden Ufer beträgt sieben Zähler.
Stevens ist Nummer Fünf
Den jüngsten Tiefpunkt hatte die TSG erst am Sonntag erlebt, als das Heimspiel gegen den Aufsteiger und direkten Konkurrenten Darmstadt 98 mit 0:2 verloren wurde. Die Demission von Stevens, der die Kraichgauer auch auf dem vorletzten Platz übernommen hat, ist der fünfte Trainerwechsel der laufenden Saison.
Stevens erklärte, dass er schon seit Wochen unter den Herzproblemen leide. Gewissheit habe eine Untersuchung am Montag in der Heidelberger Uni-Klinik gebracht. "Der Verein braucht einen Trainer, der 100 Prozent fit ist. Ich bin das leider nicht", sagte Stevens: "Die Ärzte haben mir nicht geraten, aufzuhören. Aber das spürt man selbst. Ich habe nicht mehr so viele Jahre, aber die will ich genießen."
Stevens ("Ich glaube nicht, dass es etwas mit dem Abstiegskampf zu tun hat, die Störungen hat man oder nicht") wird nun zunächst zu seiner Familie in den Niederlanden zurückkehren. Ob die im Raum stehende Operation in seiner Heimat oder in Heidelberg durchgeführt wird, ließ er offen: "Ich brauche mir aber hoffentlich keine Sorgen zu machen. Ich werde die TSG und die Bundesliga weiter verfolgen. Das lasse ich mir nicht verbieten."
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