"Rudi Assauer hatte absolut Recht"

Mike Büskens bildet auf Schalke zusammen mit Ebbe Sand einen Beraterstab des Vorstands
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Im vergangenen Sommer holte der FC Schalke Mike Büskens als Teil eines sportlichen Beirats in den Verein zurück. Im Interview spricht der ehemalige Trainer über seine Aufgaben, die schwindende Romantik im Fußball, Benedikt Höwedes' Treuebekenntnis und Matips Entscheidung, den Verein dennoch zu verlassen.

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SPOX: Herr Büskens, wie geht es Ihnen? Man hört aktuell nicht viel von Ihnen.

Mike Büskens: Danke, sehr gut! Ich bin eigentlich Woche für Woche auf den Plätzen und in den Stadien unterwegs. In meinem Betätigungsfeld als sportlicher Beirat auf Schalke arbeitet man aber im Hintergrund und fungiert nicht als Sprachrohr des Vereins.

SPOX: In unserem letzten Gespräch vor gut einem Jahr sagten Sie, es sei wichtig, dass Sie das Feuer in sich wieder entfachen. Ist Ihnen das in Fürth nicht so gelungen, wie Sie es sich vorgestellt hatten?

Büskens: Doch, es ging in Fürth darum, den drohenden Abstieg zu vermeiden. Diesen sportlichen Super-GAU konnten wir gemeinsam verhindern. Die Sorgen der Verantwortlichen waren diesbezüglich groß, sodass es sehr intensive zwölf Wochen waren. Aber ich habe im ersten Gespräch mit Helmut Hack bereits unterstrichen, dass wir nur über die Restsaison 2014/15 reden.

SPOX: Die Entscheidung, den gemeinsamen Weg in Fürth nicht mehr weitergehen zu wollen, soll Ihre gewesen sein. Was waren Ihre Beweggründe?

Büskens: Fürth wird immer einen Platz in meinem Herzen einnehmen und erst in der letzten Woche war ich wieder dort. Wir haben damals mit dem Erreichen des Pokalhalbfinals und dem Bundesliga-Aufstieg Vereinsgeschichte geschrieben. Ich habe aber im Frühjahr 2015 bemerkt, dass der damalige Manager Michael Mutzel und ich in einigen sportlichen Bereichen unterschiedliche inhaltliche Auffassungen hatten. Dann geht man lieber getrennte Wege.

SPOX: Sie sagten, Sie wollten den Weg nur ganz oder gar nicht gehen. Was meinten Sie genau damit?

Büskens: Es geht mir nicht darum, einfach nur einen Platz auf dem Trainerkarussell einzunehmen. Es geht vielmehr auch um eine innere Zufriedenheit. Ich möchte mit anderen Menschen eine gemeinsame Idee entwickeln.

SPOX: Jetzt sind Sie wieder da, wo Sie die emotionalsten Seiten des Fußballs kennengelernt und gelebt haben. Ein neues Feuer muss für Sie auf Schalke sicher nicht entfacht werden, oder?

Büskens: Nein, Schalke ist für mich wie ein zweites Zuhause. Ich bin jetzt seit fast 24 Jahren in der Stadt der tausend Feuer verwurzelt und wenn dich dieser Verein einmal gepackt hat, dann lässt er dich nicht mehr los. Ich bin gerne auf Schalke, aber wer kann schon sagen, was der Fußball noch mit einem plant...

SPOX: Zusammen mit Ebbe Sand stellen Sie ein Beraterteam des Aufsichtsrats dar. Kam dieser Zusammenschluss, dem anfangs auch Huub Stevens angehörte, kurzfristig oder war die Idee schon länger gereift?

Büskens: Da müssen Sie eigentlich die Verantwortlichen von Schalke 04 fragen. Man ist kurz nach Ablauf der vergangenen Saison an mich herangetreten.

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SPOX: Was hat Ihnen Horst Heldt am Telefon gesagt? "Buyo, wir brauchen dich"?

Büskens: Es war Peter Peters, der mich anrief und zu einem Gespräch mit dem Vorstand auf die Geschäftsstelle eingeladen hat.

SPOX: Wie lautete konkret sein Anliegen?

Büskens: Der Vorstand wollte mir eine Idee vorstellen.

SPOX: Spürten Sie, wie sehr der Verein zu diesem Zeitpunkt Identifikationsfiguren wie Sie benötigte?

Büskens: Es geht doch nicht alleine darum, ob man früher einmal für den Verein gespielt und zusammen Titel gewonnen hat. Auf Schalke müssen alle zusammen eine gemeinsame Idee entwickeln. Wir dürfen unsere Wurzeln nicht aus den Augen verlieren und müssen gleichzeitig die Entwicklung der Marke "Bundesliga" verfolgen. Wie möchten wir wahrgenommen werden? Für welche Werte möchten wir stehen? Das sind spannende Fragen.

SPOX: Wie sieht Ihre Arbeit genau aus?

Büskens: Mein Anspruch war es, nicht im Drei-Monats-Rhythmus vor Ort zu erscheinen. Ich wollte aktiv mitwirken. Ich beobachte intensiv den Markt der 2. Liga, schaue nach interessanten Spielern für uns und begleite junge Spieler, die wir an andere Vereine ausgeliehen haben. Zudem stehe ich im Austausch mit unseren Nachwuchstrainern und schaue auf die Jungs, die eines Tages in die Fußstapfen von Ralf Fährmann, Joel Matip, Benedikt Höwedes, Leroy Sane oder Max Meyer treten sollen. Des Weiteren liegt mir die Kumpelkiste sehr am Herzen. Mit dieser Initiative unterstützt der Verein viele soziale Projekte, vor allem in unserer Stadt Gelsenkirchen. In einer Stadt, die unter der Schließung der Zechen sehr gelitten hat, haben wir als Verein auch die soziale Verantwortung, Menschen zu helfen.

SPOX: Treffen Sie Entscheidungen im Verein generell aktiv mit oder ist mehr Ihre Meinung wichtig?

Büskens: Meine Funktion im Beirat ist beratend. Es gibt einen guten und regelmäßigen Austausch mit den Entscheidungsträgern des Vereins.

SPOX: Nicht Wenige sahen in der Rückholaktion dreier Legenden lediglich Opium für die aufgebrachten Fans. Ging es tatsächlich in erster Linie darum, die Anhänger durch Identifikationsfiguren wieder etwas zu beruhigen?

Büskens: Das denke ich nicht. Ich habe Erfahrungen als Spieler, als Nachwuchstrainer und als Mitglied des Trainerstabs der Profimannschaft von Schalke 04 gesammelt, bin als Trainer mit Fürth in die Bundesliga aufgestiegen und durfte unter anderem Spieler wie Abdul Rahman Baba, Johannes Geis, Edgar Prib, Stephan Schröck, Felix Klaus, Nicolai Müller und Sami Allagui mitentwickeln. Da jeder weiß, wie ich zu den königsblauen Farben stehe, könnte ich zwar als Identifikationsfigur durchgehen, man kann mich aber nicht darauf beschränken.

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