Es bleibt dabei: Spielerberater haben im Präsidium deutscher Fußball-Profiklubs nichts zu suchen. Diese schmerzliche Erfahrung musste auch Jörg Neubauer machen. Der langjährige Branchen-Riese unter Deutschlands Vertretern und juristische Berater von Sami Khedira und Kevin Trapp steckte mit seiner Kandidatur bei Hertha BSC eine krachende Niederlage ein.
"In der Regel rauben Spielerberater einen Verein aus. Ich will keinen Spielerberater im Präsidium", wetterte Herthas Ex-Profi Axel Kruse auf der Mitgliederversammlung des Klubs und machte Stimmung gegen Neubauer. Besonders dessen Zeitungs-Interviews im Vorfeld sorgten für Unmut. "So etwas hat oft Gegenleistungen zur Folge, vielleicht das Durchstecken von Informationen an die Presse", mutmaßte Publikumsliebling Kruse.
Neubauer wies die Vorwürfe zurück. "Ich finde es anmaßend, vom Ausrauben zu sprechen", meinte der gebürtige Berliner. Schließlich habe er dem Verein in früheren Jahren erfolgreiche Profis wie Eyjolfur Sverrisson, Stefan Beinlich oder Marko Rehmer vermittelt. Sein Ziel sei es, mit seinem Netzwerk die sportliche Kompetenz im Präsidium zu stärken, denn "Europa wartet auf Hertha!"
Im Fall einer Wahl Neubauers hätte es womöglich weiteren Gegenwind gegeben. Der DFB untersagt in seiner Reglement für Spielervermittlung (Paragraph 2, Punkt 4) Klub-Offiziellen den Job als Spielerberater, da es zu einem Interessenskonflikt kommen könnte. Ein Berater erhalte durch seine Tätigkeit im Präsidium Einblicke in Spieler-Gehälter und in Planungen des Klubs und könne diese Informationen wieder für sich nutzen.
Präsident Gegenbauer im Amt bestätigt
Neuerbauer erklärte indes, dass seine Zeit als klassischer Spielerberater beendet sei. "Ich nehme nur noch Einzelmandate an, die nichts mit Hertha zu tun haben", sagte der Jurist, der seit 1995 FIFA-lizenzierter Berater war und Profis wie Arne Friedrich und Sebastian Deisler betreut hat. Auch im Falle von Khedira sei er nur noch in vereinzelten rechtlichen Angelegenheiten aktiv, sagte Neubaurer dem SID.
Am Ende blieb dem Hertha-Mitglied der Sprung in Präsidium verwehrt, und der Klub kann sich intern auf vier weitere, harmonische Jahre einstellen. Präsident Werner Gegenbauer wurde mit großer Mehrheit bis 2020 in seinem Amt bestätigt und bleibt der starke Mann im Klub. Das restliche Präsidium wurde ebenfalls weitgehend bestätigt.
Auch Michael Preetz hat keine große Gegenwehr zu befürchten. Im Gegenteil. Die unerwartet gute Saison der Bundesliga-Mannschaft mit dem Sprung in die Qualifikation für die Europa League bescherte dem lange kritisierten Geschäftsführer Sport sogar langanhaltenden Applaus der Mitglieder. Mit "gezielten Verstärkungen" will Preetz die Mannschaft für die Europa League aufrüsten.
Zur echten Erfolgsgeschichte scheint sich die Konsolidierung der Finanzen zu entwickeln. Der Klub durchbricht mit seinem Etat erstmals die 100-Millionen-Euro-Marke und hat keine zinstragenden Verbindlichkeiten mehr. Sollte es Gegenbauer noch gelingen, neben dem US-Unternehmen KKR (hält 9,7 Prozent der Anteile) einen zweiten Investor zu finden, darf sogar von noch rosigeren Zeiten geträumt werden.
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