"Musste im Bayern-Hotel aufs Piano"

Sebastian Schuch
17. Juli 201614:34
Francisco Copado war ein Jahr Co-Trainer bei der SpVgg Unterhachinggetty
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Francisco Copado kennt aus seiner Zeit bei 1899 Hoffenheim, Eintracht Frankfurt und der SpVgg Unterhaching jede Facette des Fußballs. Dabei war er ein Profi mit Ecken und Kanten. Im Interview spricht der 41-Jährige über seine Trainertätigkeit, nächtliche Ausflüge und seine Beziehung zu Hasan Salihamidzic.

SPOX: Herr Copado, Sie begannen Ihre Trainertätigkeit bei der SpVgg Unterhaching als Co-Trainer und übernahmen dann den TSV Moosach, wo Sie sich auf die weitere Karriere vorbereiten wollten. Nun der Wechsel zum Bayernliga-Aufsteiger FC Gundelfingen. Hätten Sie sich das noch vor einem Jahr anders vorgestellt?

Francisco Copado: Ich wollte nach Moosach zwei, drei Ligen höher trainieren. Mit meinem A-Lizenz-Trainerschein darf ich bis zur Regionalliga trainieren. Für eine höhere Liga fehlt mir noch der Fußballlehrer, den ich demnächst machen möchte. Deshalb war das Angebot von Gundelfingen genau das Richtige. So kann ich meine Erfahrungen in der Bayernliga weitergeben und gleichzeitig weiter lernen, was es heißt, Trainer zu sein. Ich hätte mir auch durchaus die Regionalliga zugetraut, aber die Trainerstellen sind aktuell alle vergeben.

SPOX: Sind Sie hauptberuflich Trainer in der fünften Liga?

Copado: Wir trainieren in der Vorbereitung fünf Mal pro Woche und am Wochenende kommt noch das Spiel dazu. Mein primäres Ziel war es, den nächsten Schritt in meiner Trainerkarriere zu machen. Natürlich verdiene ich ein paar Euro, das ist meiner Meinung nach auch eine Anerkennung für die geleistete Arbeit. Ich mache es aber nicht wegen des Finanziellen, ich war ja auch ein paar Jahre Profi.

SPOXspoxSPOX: Ihr Ziel ist der Profifußball. Wäre es da nicht möglich gewesen, bei einem höherklassigen Verein als Co-Trainer zu arbeiten?

Copado: Ich möchte gerne meine Erfahrungen und meine Vorstellungen vom Fußball an die Jungs vermitteln. Als Co-Trainer ist man eher der Zuarbeiter und hat nicht wirklich die Möglichkeit, seine Vorstellungen umzusetzen. Man steht eher zwischen Mannschaft und Trainer und hat nur wenig Verantwortung. Ich will für Erfolg und Misserfolg geradestehen. Deshalb war Co-Trainer keine Option mehr für mich.

SPOX: Wann sehen wir Sie an der Seitenlinie eines Profi-Vereins?

Copado: Das ist schwer zu sagen. Dafür braucht man immer das nötige Glück und muss auch eine Chance bekommen. Ich will nächstes Jahr mit dem Fußballlehrer anfangen. Dann hoffe ich, so schnell wie möglich wieder dahin zu kommen, wo ich schon als Spieler war. Sobald ich den Trainerschein in der Tasche habe, gebe ich mir noch ein, zwei Jahre, um im Profibereich anzukommen.

SPOX: Im vergangenen Sommer haben Sie beim TSV Moosach Ihr Debüt als Cheftrainer gegeben. Warum haben Sie sich dazu entschieden, im Amateurbereich anzufangen und warum genau Moosach?

Copado: Ich habe mir überlegt, was ich eigentlich möchte und dabei hat sich sehr schnell der Posten als Cheftrainer herauskristallisiert. Es sind auch im Amateurbereich viele Trainerstellen zu vergeben. Ein paar meiner Freunde haben dann den Kontakt zu Moosach hergestellt. So erhielt ich die Chance, bei einem Bezirksliga-Aufsteiger herauszufinden, ob mir das überhaupt liegt. Ich bin auch froh, dass ich das gemacht habe. Dabei ist es, wenn man Taktik und Tempo etwas vernachlässigt, egal, ob Kreisliga oder Bundesliga. Es wird überall elf gegen elf gespielt.

SPOX: Aufgrund einiger Verletzungen gaben Sie für einige Spiele ihr Comeback. Ihre Bilanz war mit fünf Toren in zehn Spielen ja wie zu besten Zeiten ...

Copado: Als ich kam, hatten wir vier Punkte nach vier Spielen und waren noch nicht richtig in der Bezirksliga angekommen. Die Auftritte waren okay, aber es war eigentlich nicht mein Vorhaben, noch einmal auf dem Platz zu stehen. Zum Ende der Hinrunde habe ich dann auch klar gesagt, dass ich nur noch Trainer sein werde. In der Rückrunde waren wir auch ohne mich auf dem Platz die beste Mannschaft.

SPOX: 2015 wurden Sie gemeinsam mit Christian Ziege als Trainer beim spanischen Drittligsten Atletico Baleares gehandelt. Seit November trainiert Ziege den Klub. Warum Sie nicht?

Copado: Ein Engagement als Co-Trainer war für mich keine Option. Der Schritt ins Ausland wäre nicht der richtige gewesen, auch wenn ich sprachlich keine Probleme gehabt hätte. Ich habe zwei Söhne, die ich nur noch selten gesehen hätte und das hätte mich nicht glücklich gemacht.

SPOX: In jungen Jahren spielten Sie mal für Tennis Borussia Berlin. Ihr ehemaliger Teamkollege Ansgar Brinkmann erzählte später in einem Interview von einer Tanzeinlage auf dem Piano im Bayern-Hotel. Wie haben Sie diese in Erinnerung?

Copado: Das war an Neujahr, wir hatten einen freien Abend und waren unterwegs. In der Hotellobby der Bayern musste ich dann aus Spaß, wegen einer verlorenen Wette, auf dem Piano tanzen. Ansgar und ich haben um alles Mögliche gewettet, worum es ging, weiß ich nicht mehr genau. Das war öfters eine Gaudi.

SPOX: In der Saison 2005/06 spielten Sie für Eintracht Frankfurt und erreichten das Pokalfinale. In der Folge schlossen Sie sich dem Projekt Hoffenheim an. Sie hatten großen Anteil am Durchmarsch bis in die Bundesliga. Wurden Sie damals auch von der Euphorie getragen?

Copado: Ralf Rangnick wollte mich damals als erfahrenen Spieler, um den Plan Bundesliga in die Tat umzusetzen. Bis zum Aufstieg in die zweite Liga hat alles gut funktioniert. Dann hatten wir trotz einer eigentlich guten Hinrunde acht Punkte Rückstand auf einen Aufstiegsplatz, konnten das durch eine gute Vorbereitung und eine starke Rückrunde allerdings ausgleichen. Wir wussten genau, was wir wollten und haben für das Ziel Bundesliga alle an einem Strang gezogen. Die Mischung zwischen jungen und erfahrenen Spielern sowie Technikern und Arbeitstieren hat einfach gepasst. Wir hatten alle den nötigen Spaß und die Euphorie. Da war es nicht schwer, dieses Ziel zu erreichen. SPOXspox

SPOX: In der Bundesliga saßen Sie bei Hoffenheim dann meist auf der Bank und baten um Ihre Vertragsauflösung.

Copado: Ich war zu dieser Zeit mehr auf der Liege als auf dem Fußballplatz. Ich hatte Schmerzen im Fußgelenk, Arthrose und auch meine Bandscheibe hat nicht mehr wirklich mitgemacht. Mehr als Herbstmeister hätte ich nicht mehr erreichen können. Deshalb wollte ich eigentlich aufhören.

SPOX: Trotzdem kehrten Sie zurück nach Unterhaching. Doch die aktive Karriere war nach nur wenigen Monaten Geschichte ...

Copado: Ich habe mich leichtsinnig überreden lassen, doch noch weiterzumachen. Ich war nicht fit, hatte Schmerzen und konnte meine Leistung nicht abrufen. Ich habe auch gemerkt, dass ich der Mannschaft mehr im Weg stand. Dann haben Ralph Hasenhüttl und ich beschlossen, dass ich aufhöre.

SPOX: Im Anschluss an Ihre aktive Karriere waren Sie sechs Jahre bei Unterhaching tätig: als sportlicher Leiter, Co- und Jugendtrainer. Welche Position hat Ihnen am besten gefallen?

Copado: Sportlicher Leiter im eigentlichen Sinne war ich nicht. Ich wurde ohne Vorwissen, Macht und Entscheidungsfreiheit in die Position gesteckt. Deshalb habe ich auch schon früh gemerkt, dass es in Richtung Trainer geht. Ich habe mit den Kleinen zwischen neun und elf Jahren angefangen. Später bin ich in den U17-Bereich gewechselt und war eine Zeit lang Co-Trainer.

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SPOX: Ihr Schwager Hasan Salihamidzic ging einen anderen Weg und ist als Experte tätig. Haben Sie nicht mehr Ahnung als er?

Copado: Ich denke, Brazzo hat viel mehr Erfahrung als ich, aber das bedeutet nicht, dass er oder ich mehr Ahnung haben. Man sieht ja auch, dass nicht jeder, der im Fußball tätig war, auch über Fußball reden kann. Zudem hat jeder eine eigene Meinung und andere Auffassung vom Fußball. Dazu kommt, dass Brazzo gerne über Fußball redet.

SPOX: Wäre das auch etwas für Sie gewesen?

Copado: Für mich wäre das überhaupt nichts. Ich identifiziere mich mehr mit der Rolle auf der Wiese. Dort kann ich einer Mannschaft das mitgeben, was ich möchte und an ihrer Entwicklung beteiligt sein. Jede Mannschaft braucht ihre Individualität und Freiheit, da fühle ich mich wohl.

SPOX: Sie sagten 2009 im SPOX-Interview, dass Sie im Vergleich zu Brazzo immer der bessere Fußballer waren. Wie hat er darauf reagiert?

Copado: Das weiß er und sagt es auch selber. Ich war im technischen Bereich besser, eher der Filigrane, und Hasan dafür ein Arbeiter, der immer einen Plan im Kopf hatte. Er war ja auch der erfolgreichere Spieler. Wir kennen uns schon ewig und haben uns da nie etwas vorgemacht. Aber er war natürlich trotzdem ein hervorragender Fußballer.

SPOX: Treffen Sie sich ab und zu, um klarzustellen, wer auf dem Platz das Sagen hat?

Copado: Wir treffen uns natürlich sehr oft, aber das eher auf dem Golfplatz. Auf dem Fußballplatz geht es leider nicht mehr. Durch seine vielen Verletzungen kann Brazzo überhaupt nicht mehr Fußball spielen. Zum letzten Mal standen wir gemeinsam bei einem Freizeitturnier auf dem Platz, da hat er sich auch noch verletzt. Aber wir sprechen natürlich auch über Fußball, unsere Söhne treten auch ein bisschen in unsere Fußstapfen.