Für keinen Spieler zahlte Borussia Dortmund in seiner Vereinsgeschichte eine höhere Ablösesumme als 2013 für Henrikh Mkhitaryan. Im Vorjahr explodierte der Armenier unter Trainer Thomas Tuchel, erzielte in 52 Pflichtspielen 23 Tore und legte weitere 32 auf. Wie Mkhitaryan jedoch während seines sich anbahnenden Wechsels zu Manchester United in Zusammenarbeit mit seinem Berater Mino Raiola kommunizierte, wird ihm nicht gerecht und schadete nicht nur ihm selbst, sondern auch dem BVB.
Schließlich gehört Mkhitaryan zweifelsohne zu den intelligentesten Exemplaren seines Berufszweigs. Er spricht fünf Sprachen, studiert Wirtschaft und verschlingt Bücher. Eines davon, betitelt mit "The inner game of Tennis - die Kunst der entspannten Konzentration", hat ihm sein Coach Tuchel vor ihrer ersten gemeinsamen Saison geschenkt.
Von Mkhitaryan hört man nichts
Nun gibt Mkhitaryan das Buch nach einem knappen Jahr wieder zurück. In den fünf Wochen seit dem verlorenen DFB-Pokalfinale hat seine Wahrnehmung beträchtlich gelitten, da er, anders als beispielsweise im SPOX-Interview vom Juli 2015 angekündigt, nie öffentlich den Wunsch äußerte, Dortmund verlassen zu wollen.
Die Verhandlungen zur Verlängerung seines 2017 auslaufenden Vertrages liefen über Monate, die Wahrscheinlichkeit einer Einigung sank aber erst nach dem Saisonende deutlich. Da nämlich trat der nicht zimperliche Raiola auf den Plan und sorgte mit krawalligen Aussagen via Boulevard für reichlich Irritationen bei Dortmunder Verantwortlichen wie Fans.
Das Vorschicken des Beraters ist ein in dieser Branche legitimes Mittel, Mkhitaryan hätte man jedoch ein anderes Niveau zugetraut. Stattdessen hörte man von ihm rein gar nichts, er scheint sich hinter Raiola zu verstecken. Die Vorgänge der letzten Wochen waren untypisch für den sonst so bedacht auftretenden Armenier. Mkhitaryan hätte sich mit Raiola auf eine transparentere Verhandlungs- und Kommunikationsstrategie festlegen müssen.
Schaden für alle Seiten
So geht einer der genialsten Spielertypen in Dortmunds Historie nun nicht durch das große Tor, das er durchaus verdient hätte. Vielmehr muss überraschend Mkhitaryans Ruf als vermeintlicher Saubermann in Frage gestellt werden.
Raiolas Image speist sich zwar aus ebensolchen Transfer-Episoden, das fragwürdige Vorgehen der Spielerseite schadete Mkhitaryan aber ohne Frage. Auf gewisse Weise gilt das auch für die Dortmunder Verantwortlichen um Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, dem nun seine freilich forsche Aussage, nach Mats Hummels und Ilkay Gündogan werde nicht auch noch Mkhitaryan den Verein verlassen, um die Ohren fliegt.
Die 42 Millionen Euro, die der BVB durch Mkhitaryans Verkauf einnimmt, sind immerhin ausgezeichnet ausgehandelt worden. Doch das Thema Mkhitaryan ist in Dortmund nun negativ besetzt und wird die Borussen noch eine Weile lang unnötig begleiten.
Henrikh Mkhitaryan im Steckbrief