"Kollegen haben mich zum Essen eingeladen"

Von Interview: Niccolo Schmitter
Giulio Donati steht seit Januar 2016 bei Mainz unter Vertrag
© getty

Giulio Donati ist Teil einer seltenen Zunft: Italiener in der Bundesliga. Der Rechtsverteidiger vom 1. FSV Mainz 05 etablierte sich seit 2013 in Deutschland als solider Arbeiter auf seiner Position. Vor dem Europa-League-Auftakt gegen den AS St. Etienne (19 Uhr im LIVETICKER) spricht er über seine Wahlheimat, die schwierige Sprache und das Interesse von Napoli. Außerdem hat er Ciro Immobile etwas voraus.

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SPOX: Herr Donati, Sie haben im Sommer-Trainingslager in Italien ein Video auf Ihrer Facebook-Seite geteilt, das Sie dabei zeigt, wie Sie Stefan Bell ein paar italienische Köstlichkeiten zeigen. War es schön, der Mannschaft mal Ihre Kultur etwas näher zu bringen?

Giulio Donati: Ja, es war wirklich ein angenehmes Trainingslager - auch, weil wir beste Bedingungen hatten. So konnten wir die Woche nutzen, um uns perfekt vorzubereiten. Und wir haben natürlich auch sehr gut gegessen, die italienische Küche war hervorragend. (lacht)

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SPOX: Man hört Sie bislang noch nicht viel Deutsch sprechen. Ciro Immobile bezeichnete die Sprache mal als eine "unmöglich zu lernende." Wie gut klappt es denn bei Ihnen mittlerweile?

Donati: Jetzt, wo ich im vierten Jahr hier bin, ist es mir endlich gelungen, ordentliches Deutsch zu lernen. Ich habe auch angefangen, Interviews zu geben und mit meinen Teamkollegen rede ich mittlerweile ausschließlich auf Deutsch. Der Weg dahin war aber natürlich recht schwer, weil Deutsch überhaupt nicht mit Italienisch zu vergleichen ist.

SPOX: Sind Sie dennoch ein bisschen traurig darüber, dass Sie die Europa-League-Reise erst einmal nicht wieder nach Italien führt? Nach zwei gescheiterten Anläufen ist Mainz 05 endlich in der Gruppenphase vertreten.

Donati: Ja, ich hätte mich gefreut, gegen ein italienisches Team zu spielen. Aber uns wurden trotzdem tolle Mannschaften mit großer Tradition zugelost. Anderlecht hat sich international ja auch schon einen Namen gemacht. Die Gruppe ist schwer genug.

SPOX: Ihre persönliche Profi-Karriere hat 2009 bei Inter begonnen. Gegen die etablierten Javier Zanetti und Maicon hatten Sie es auf Ihrer Position schwer. Nach drei Leihen innerhalb Italiens führte Ihr Weg schließlich zu Bayer Leverkusen. Wie kam es dazu und warum genau Deutschland?

Donati: Bei Inter war es kompliziert, weil sie damals den besten Kader ihrer Geschichte hatten. Ich habe Erfahrungen bei Lecce, Padova und Grosseto gesammelt. So wurde ich, auch dank meiner Teilnahme an der U21-Europameisterschaft, im Ausland bekannter und letztendlich hat Bayer Leverkusen dann einfach an mich glaubt.

SPOX: War das Ausland vorher schon ein großer Traum oder kam der Wechsel wirklich ganz spontan?

Donati: Nein, mir haben der deutsche und der englische Fußball schon immer gefallen. Es war immer ein Ziel von mir, ins Ausland zu gehen. Alleine schon wegen der persönlichen Erfahrung. Dann kam diese Möglichkeit auf und ich war überglücklich, zu einem so großen Team wie Bayer Leverkusen zu stoßen.

SPOX: Auch dort hatten Sie es mit einem ständigen Konkurrenzkampf zu tun. Wie würden Sie Ihre Zeit dort rückblickend bewerten?

Donati: Es waren sicherlich drei sehr positive Jahre. Der Konkurrenzkampf ist normal, wenn man in eine Mannschaft kommt, die für die Champions League qualifiziert ist und in der Bundesliga um die ersten drei, vier Plätze spielt. Ich bin froh, dass ich dort trotzdem meinen Platz gefunden habe und so auf 16 Einsätze in der Königsklasse kam. Dann hat sich die Möglichkeit in Mainz ergeben.

SPOX: Was hat Sie überzeugt?

Donati: Vor allem das Konzept und die Worte von Trainer Martin Schmidt. Er hat mir das Gefühl gegeben haben, hier eine wichtige Rolle zu spielen.

SPOX: Die Bundesliga scheint Ihnen zumindest zu gefallen. Gab es neben Mainz aber noch andere Optionen für Sie?

Donati: Es gab nie eine konkrete Anfrage. Letztendlich haben der Wille und die Entschlossenheit, mit der mich Mainz hier haben wollte, den Ausschlag gegeben und mir die Entscheidung leicht gemacht.

SPOX: Mit Martin Schmidt haben Sie einen Trainer, der den Fußball lebt. Wie ist Ihre Beziehung zu ihm und inwiefern unterscheidet sich seine Arbeitsweise von der von Roger Schmidt?

Donati: Ihre Ideen des Fußballs sind eigentlich ziemlich ähnlich, beiden gefällt ein hohes und intensives Pressing. Martin Schmidt mag es aber auch, mit dem Ball zu spielen. Ihm ist eine hohe Qualität und Passsicherheit im Konterspiel sehr wichtig. Ich habe mich vom ersten Tag an wunderbar mit ihm verstanden. Er hat mir sofort das Gefühl gegeben, wichtig zu sein. Das bedeutet mir viel und es motiviert mich umso mehr, das in mich gesetzte Vertrauen zurückzuzahlen. So mache ich mir nicht so einen großen Druck.

SPOX: Sie selbst haben sich auch schon einen Ruf in der Mannschaft erarbeitet. Niko Bungert hat Sie "positiv verrückt" genannt. Wie verrückt sind Sie denn wirklich?

Donati: Jeder im Team ist auf seine Art anders. Niko ist etwas gelassener, während ich wohl etwas aggressiver bin und auch mehr auf dem Platz rede. Vielleicht wirke ich auf den Einen oder Anderen deshalb verrückt. (lacht) Es ist aber nichts anderes als der Wille, gut zu spielen und mit Kampfgeist voranzugehen. Ich will jedem im Team etwas von meiner Gewinnermentalität abgeben. Wir sollten uns nicht ausruhen, sondern ständig daran arbeiten, uns zu verbessern.

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