"Guardiola würde hier nicht viel bringen"

Erlebt mit seinem Lilien bislang eine bittere Hinrunde: Jerome Gondorf
© getty
Cookie-Einstellungen

SPOX: Nun geht's nach Berlin zur Hertha, wo man das Wunder in der vergangenen Saison vollendete.

Gondorf: Wir wollen in Berlin auf jeden Fall auch dieses Mal etwas mitnehmen. Die Berliner sind zwar wieder sehr stark, haben aber zuletzt auch zwei Mal nicht gewonnen und zudem die eine oder andere Verletzungssorge. Für uns ist es dennoch am besten, immer nur auf uns zu schauen. Wenn wir eine ähnliche Leistung abrufen wie gegen Bayern oder in Freiburg, dann bin ich guter Dinge, dass wir in Berlin nicht leer ausgehen.

SPOX: Trotz Platz 18 so optimistisch?

Gondorf: Die Tabellensituation interessiert doch jetzt nicht. Es bringt uns nichts, wenn wir nach jedem Spieltag auf die Tabelle schauen. Ob wir nun 18., 17. oder 16. sind, ist momentan ziemlich egal. Wichtig ist, dass wir unsere Zähler sammeln und nur auf uns schauen. Im April oder Mai können wir über die Tabelle sprechen. Man darf auch nicht vergessen: Es sind ja noch 19 Spiele...

SPOX: Aber für viele Experten sind die Lilien der erste sichere Absteiger.

Gondorf: Es gibt noch 57 Punkte zu holen und wir haben gerade mal fünf Zähler Rückstand auf das rettende Ufer. Sollen wir also den Spielbetrieb einstellen und der Konkurrenz die Punkte überlassen? In dieser Saison ist doch alles sehr eng. Vor fünf Wochen war der FC Ingolstadt nach zehn Spielen ohne Sieg bereits sicher abgestiegen, jetzt haben sie uns überholt und haben das Momentum auf ihrer Seite. Man sieht also, wenn man einen kurzen positiven Trend hat, hat man sofort wieder Anschluss ans Mittelfeld. Wir geben uns noch nicht auf!

SPOX: In der Winterpause kommt ein neuer Cheftrainer. Was muss der mitbringen, damit am Ende wieder der Klassenerhalt gefeiert werden kann?

Gondorf: Er muss uns den Glauben an die Chance vermitteln, er muss Herzblut mitbringen und die Emotionen vorleben und auch weitergeben. Ich denke, dass ist ganz wichtig. Ein Pep Guardiola würde hier nicht viel bringen, auch wenn es ohnehin sehr weit hergeholt ist. (grinst) Beim SV Darmstadt benötigt man einen Trainer, der den Spielern die Grundtugenden der Lilien implementieren kann.

SPOX: Müssen im Winter auch Verstärkungen auf dem Platz her?

Gondorf: Wir müssen abwarten, was das neue Trainerteam für Vorstellungen hat. Für uns als Mannschaft ist es wichtig, dass wir einfach so auftreten, wie in den zwei Partien zuletzt. In den letzten beiden Jahren hat doch auch jeder gesagt, dass wir sang- und klanglos absteigen, am Ende haben wir aber immer überrascht, auch wenn wir qualitativ nicht die allerbeste Mannschaft hatten. Wenn wir als Truppe funktionieren, warum sollte uns nicht das Lilien-Wunder 4.0 gelingen?

SPOX: Das Böllenfalltorstadion wurde umgebaut. Erstmals seit Sie bei den Lilien spielen, ist ein Trainer entlassen worden, womit nun auch in Darmstadt die Automatismen des Profifußballs griffen. Nachdem man in den letzten drei Jahren dahingehend eher anarchisch lebte: Ist der SV Darmstadt 98 nun mit all seinen Vor- und Nachteilen im Profigeschäft angekommen?

Schaffen die Lilien noch das Wunder?! Tippt die Tabelle durch!

Gondorf: Die vergangenen drei Jahre waren ein steiler Aufstieg. Es war klar, dass irgendwann Rückschläge kommen werden. In der letzten Saison hatten wir keine vergleichbare Serie von Niederlagen. Das ist natürlich derzeit bitter, aber in Darmstadt ist keiner so vermessen und ging davon aus, dass unser Weg kontinuierlich weiter so verläuft. Dass bei Misserfolg auch die Gepflogenheiten des Profigeschäfts greifen, war zu erwarten. Dennoch hat man in den letzten Monaten die Weichen gestellt, um in den nächsten Jahren in der 1. oder 2. Liga konkurrenzfähig zu sein.

SPOX: Also ist das Märchen SV Darmstadt 98 noch nicht zu Ende?

Gondorf: Auf gar keinen Fall. Solang die Märchenfee Jerome Gondorf noch da ist... (lacht)

Jerome Gondorf im Steckbrief

Inhalt: