Draxler will in Paris aber nicht nur sein sportliches Glück finden, sondern auch sein angekratztes Image wieder aufpolieren. Dies hat zuletzt mächtig gelitten. "Wir glauben, wenn jemand nur von Geld motiviert ist und an einem gewissen Punkt Charakter zeigen soll, dann wird er es nicht tun", wird Teammanager Jürgen Klopp vom FC Liverpool in der französischen Zeitung L'Equipe zitiert.
Laut mehreren Medienberichten soll allerdings auch Liverpool im Poker um Draxler, von dem bereits erste Fotos mit seinem neuen Trikot mit der Nummer 23 auftauchten, mitgeboten haben. "Die Spieler wissen, dass sie auch hier eine Menge Geld verdienen können, aber wir werden in Liverpool keine Dummheiten begehen. Wir wollen die Spieler mit dem besonderen Charakter unseres Klubs überzeugen und nicht nur mit Geld", sagte Klopp.
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Nach Leroy Sané und Mesut Özil, die bei ihren Wechseln zu Manchester City bzw. zum FC Arsenal 50 Millionen gekostet haben, ist Draxler damit der drittteuerste deutsche Fußballprofi. Mit Leistungen auf dem Platz hat der 23-Jährige diesen Rang zuletzt nicht gerechtfertigt. Am 31. August 2015 war der Ex-Schalker als großer Hoffnungsträger zu den Wölfen gekommen, 16 Monate später verabschiedet er sich als Sündenbock. Charakterschwäche, fehlende Motivation und Unprofessionalität wurden ihm vorgeworfen, Draxler selbst fühlte sich stets unverstanden.
Gomez: "Wer nicht hier sein will, soll gehen"
VfL-Trainer Valérien Ismaël bedauerte daher zwar "einerseits den Weggang von Julian, denn er ist ein herausragender Fußballer. Andererseits denke ich, dass dieser Schritt für alle Seiten der richtige ist." Die Beziehung zwischen Draxler und den kriselnden Niedersachsen war vollkommen zerrüttet. Vor allem bei den Fans hatte Draxler jeglichen Kredit verspielt, aber auch die Mitspieler waren von den ständigen Wechselgerüchten nur noch genervt. "Wer nicht hier sein will, soll gehen. Es hätte schon im Sommer passieren sollen", sagte Mario Gomez.
Draxler hatte sich die Situation selbst eingebrockt. Trotz eines Vertrags bis Juni 2020 in der Autostadt hatte er schon im August verkündet, dass er dem damaligen Trainer Dieter Hecking bereits nach der EM mitgeteilt habe, dass er den Verein verlassen wolle.
Der damalige Geschäftsführer Klaus Allofs schob dem Wechselwunsch einen Riegel vor. Doch dann war erst Hecking weg, dann musste Allofs gehen - und der Weg für Draxler war frei. "Wir haben mit Julian Draxler und seinem Management sowie mit Paris St. Germain in den letzten Tagen intensive und konstruktive Gespräche geführt und am Ende ein für alle Seiten sehr gutes Ergebnis erzielt", sagte Olaf Rebbe, Leiter Sport beim VfL Wolfsburg: "Wir freuen uns, dass uns dies so schnell gelungen ist, und wünschen Julian in Paris privat wie sportlich alles Gute."
Selten große Auftritte wie gegen Real Madrid
Nachtrauern wird ihm in Wolfsburg niemand, zu selten waren große Auftritte wie der beim 2:0 im Champions-League-Viertelfinale im April 2016 gegen Real Madrid. Draxlers 34 Bundesliga-Spiele (fünf Tore) für die Wölfe waren Durchschnittsware.
Der VfL, der im Sommer 2015 rund 35 Millionen für Draxler nach Gelsenkirchen überwiesen hatte, dürfte letztlich aber nicht ganz ohne Verlust aus der Sache herauskommen. Draxlers Berater der Agentur ROGON um Roger Wittmann verdienen wohl ebenso ordentlich mit wie Ex-Klub Schalke. Dass ein Draxler-Verkauf nicht in die Region des Rekord-Deals um seinen Vorgänger Kevin de Bruyne (für 75 Millionen zu ManCity) vordringen würde, war aber angesichts der mauen Leistungen des zweifelsohne hochtalentierten Nationalspielers zu erwarten.
Draxler muss sich nun beweisen. In Paris, wo er auf Torwart Kevin Trapp trifft, steht er am Scheideweg seiner Karriere: Landet er in der Weltklasse wie Toni Kroos bei Real Madrid? Oder in der Bedeutungslosigkeit wie Marko Marin in den Jahren nach Chelsea?
Julian Draxler im Steckbrief