Die Bundesligisten haben im Winter personell vereinzelt nachgelegt. Sechs Neuzugänge kamen am Samstag bereits zum Einsatz. SPOX bewertet die ersten Auftritte der neuen Hoffnungsträger.
Paul-Georges Ntep (VfL Wolfsburg)
Der 24-jährige Franzose war in einem zähen Spiel der auffälligste Mann auf dem Platz. Ließ sich von äußeren Faktoren nicht beeinflussen und spielte befreit auf. Half dem VfL, die aufgrund der sportlichen Situation fehlende Leichtigkeit zurückzugeben. Entsprechend sprach der Offensivmann nach Abpfiff selbst von einem "unbeschreiblichen Gefühl."
Ntep deutete in seinen knapp 89 Minuten in einigen Tempodribblings an, wie seine Stärken aussehen. Der Linksaußen provozierte so zum einen die Gelb-Rote Karte von Ekdal, zum anderen ging ein Großteil des Wolfsburger Siegtors auf sein Konto: Ntep nahm Tempo auf, spielte einen schnörkellosen Doppelpass mit Mayoral und lieferte dann die mundgerechte Vorlage für Gomez.
"Ich habe Borja, mit dem ich mich fast blind verstehe, im Training gesagt, dass er den Rückraum halten muss, wenn ich die Linie entlang gehe. Er hat sich vor dem Tor perfekt daran gehalten. Ich wusste, dass er den Doppelpass spielt", sagte Ntep.
"Er ist ein unberechenbarer Spieler. Einer, der den Unterschied macht. Ntep kann aus dem Stand an Gegnern vorbei ziehen, weil er eine unglaubliche Kraft im Oberschenkel hat", beschrieb ihn Trainer Valerien Ismael im Anschluss: "Er hat gezeigt, warum wir ihn geholt haben."
Erster Eindruck: Sehr gelungenes Debüt! Wolfsburgs Offensivspiel wird deutlich von ihm profitieren.
Yunus Malli (VfL Wolfsburg)
"Es war schön, wieder auf dem Platz zu sein", lautete Mallis etwas nüchternes Fazit nach dem knappen 1:0-Sieg über den HSV. Die Aussage passte in jedem Fall zu seiner Leistung, die in der Rückrunde noch ausbaufähig ist.
"Wir mussten viel Geduld beweisen", sagte Malli. Die hatte er selbst nicht in jeder Aktion. Der Ex-Mainzer lieferte zwar früh im Spiel das erste Ausrufezeichenmit einem sehenswerten Abschluss von rechts, allerdings segelte die Kugel knapp am linken Winkel vorbei. In der Folge war Malli bemüht und forderte häufig den Ball, jedoch tat er sich schwer, richtig ins Spiel zu finden. Bis zu seiner Auswechslung in der 80. Minute kam er nur auf 52 Ballaktionen und eine überschaubare Passquote von 75,7 Prozent.
"Es war nicht so einfach für ihn, weil Hamburg die Räume sehr eng gemacht hat", bilanzierte Ismael: "Wir haben Yunus nicht in die Räume bekommen, in denen wir ihn haben wollen. Das wird in den nächsten Wochen aber sicher besser klappen."
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Erster Eindruck: Durchwachsene VfL-Premiere, die etwas mehr Geduld und eine bessere Abstimmung mit dem Team erfordert hätte. Den Status, den er in Mainz genoss, muss er sich in Wolfsburg erst wieder erarbeiten.
Guido Burgstaller (Schalke 04)
"ÖFB-Legionär lässt Schalke-Arena beben", titelte SPOX Österreich am Samstagnachmittag. Viel besser lässt sich Burgstallers Traum-Debüt bei den Knappen nicht beschreiben.
Der wuchtige Angreifer agierte nach seiner Einwechslung zur Halbzeit ganz "typisch Burgstaller" - warf sich körperlich voll rein und behauptete in der Spitze einige Bälle, wobei er immerhin fast die Hälfte aller Zweikämpfe für sich entschied (45,5 Prozent). Dennoch wird er sich noch etwas besser ans höhere Spieltempo der Bundesliga gewöhnen müssen, immerhin schenkte der Österreicher in 45 Minuten auch satte 19-mal den Ballbesitz her.
Entscheidend war letztlich aber sein Torriecher: Burgstaller vergab aus kurzer Distanz zwar erst die Riesenchance per Kopf (69.), ließ dafür aber in der Nachspielzeit einen noch größeren emotionalen Ausbruch in der Veltins-Arena folgen, als er beim 1:0 goldrichtig stand.
"Natürlich träumt man von solch einem Finish. Das war schon der Wahnsinn, mit den Jungs vor der Nordkurve zu feiern - ein unbeschreibliches Gefühl", sagte der Matchwinner, der unter dem Strich auf vier Torschüsse und eine Torschussvorlage kam. "Guido hat seine Sache gut gemacht, viel gearbeitet und sich und uns alle am Ende belohnt", freute sich auch Kapitän Benedikt Höwedes.
Erster Eindruck: Einstand nach Maß und somit wohl gleich ein Publikumsliebling auf Schalke. Hat sich in eine gute Position für baldige Startelf-Einsätze gebracht und ist im aktuellen Kader unter den zur Verfügung stehenden Spielern am ehesten der klassische Mittelstürmer.
Thomas Delaney (Werder Bremen)
Nach gut einer halben Stunde war er schon gezeichnet. Ein ordentliches Veilchen zeichnete sich in seinem Gesicht ab. Es war Ausdruck eines Bundesliga-Einstandes, der für Werder durchaus vielversprechend verlief.
Delaney zeigte von Beginn an große Präsenz, warf sich im Mittelfeld in jeden Zweikampf, riss das Spiel an sich und scheute auch Rudelbildungen nicht. Hatte die meisten Ballaktionen bei Werder (70) und führte die meisten Zweikämpfe (26), Beinahe wäre ihm nach 35 Minuten sogar der Ausgleich gelungen, er scheiterte aber an Roman Weidenfellers Fuß.
Berührungsängste kannte der Däne also nicht. Aber er musste seiner Spielweise auch Tribut zollen. 30 Mal verlor er den Ball, so oft wie kein anderer Bremer, außerdem brachte er nur 50 Prozent seiner Pässe zum Mann und gewann auch nur die Hälfte seiner Zweikämpfe.
Erster Eindruck: Werder hat sich einen wilden Haudegen fürs Mittelfeld geangelt.
Kyriakos Papadopoulos (Hamburger SV)
Hätte eigentlich gar nicht spielen sollen, aber Johan Djourou verletzte sich beim Aufwärmen, sodass der Grieche gleich ran durfte. Wer die Vorbereitung verpasst haben sollte, dürfte sich über die Rückennummer gewundert haben. Papadopoulos trägt die Neun, der Begriff falsche Neun bekommt da gleich eine ganz neue Bedeutung.
Agierte dann auch eher als echte Vier und räumte mit gewohnt großem Engagement ordentlich auf. Gewann 60 Prozent seiner 15 Zweikämpfe und hatte mit sieben klärenden Aktionen die meisten beim HSV.
War schon so gut integriert, dass er Torhüter Christian Mathenia nach einer Parade gar ein Küsschen auf den Schädel presste. Am Ende von Krämpfen gebeutelt, musste jedoch durchhalten, weil Trainer Markus Gisdol keinen Innenverteidiger mehr auf der Bank hatte. Wirkte beim Gegentreffer aber nicht mehr spritzig und musste Paul-Georges Ntep ziehen lassen.
Erster Eindruck: Die Energie des Griechen kann dem HSV helfen, besser als Cleber ist er allemal.
Mergim Mavraj (Hamburger SV)
Der ruhigere Part in der neuen HSV-Innenverteidigung. Organisierte die Hamburger Abwehr gewohnt abgeklärt und mit großer Umsicht. Hatte nach Papadopoulos auch die meisten klärenden Aktionen (6) und gewann sechs seiner zehn Zweikämpfe.
Versuchte beim Gegentor noch zu retten, was zu retten war, kam allerdings zu spät. Ihn trifft keine Schuld. Im Aufbauspiel dagegen kaum eingebunden, brachte es nur auf 20 Ballaktionen und sieben Pässe.
Beachtlich sein Auftreten nach Spielende. Äußerte sich so, als wäre er schon Jahre beim HSV und nicht erst ein paar Wochen. Fand deutliche Worte für die fatale Gelb-Rote Karte von Albin Ekdal und das Kontergegentor. Auswärts. In Unterzahl.
Erster Eindruck: Wird der wackligen HSV-Defenisve dauerhaft Stabilität verleihen und schnell zum Führungsspieler aufsteigen.