"Zlatan kann die ganzen Sprüche auch bringen"

Emil Forsberg spielte in Schwedens Nationalelf mit seinem Vorbild Zlatan Ibrahimovic zusammen
© imago

Emil Forsberg war für SPOX der Spieler der Hinrunde. Der Schwede ist mit RB Leipzig am vergangenen Wochenende in die Champions League eingezogen. Im Interview spricht Forsberg über seine Zeit im Floorball, die Entwicklung in Schweden, Zlatan Ibrahimovic und seine längste Durststrecke.

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SPOX: Herr Forsberg, Ihr Vater sagte einmal, Sie seien ohne Zweifel der langweiligste Spieler, den man interviewen könne. Damit hat er ja hoffentlich nicht Recht, oder?

Emil Forsberg: Doch, das stimmt auf jeden Fall.

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SPOX: Dann können wir es ja gleich lassen.

Forsberg: Sie sollten von mir nur keine gute Schlagzeile erwarten. (lacht) Ich bin im Grunde ein ziemlich einfacher, entspannter Typ.

SPOX: Ihre Vita deutet eher auf großen Ehrgeiz hin. Sie sind schon früh mit einer anderen Sportart als Fußball groß geworden: Zwischen Ihrem siebten und 17. Lebensjahr haben Sie Floorball gespielt, eine Hockey-Variante in der Halle.

Forsberg: Angefangen hat alles mit dem Fußball. Da war ich vier Jahre alt. Als ich in die Schule kam, habe ich durch neue Freunde auch andere sportliche Aktivitäten kennen und lieben gelernt. Es konzentrierte sich dann im Grunde auf Fußball, Tennis, Eishockey und Floorball.

SPOX: Am Ende fielen Eishockey und Tennis durch das Raster. Weshalb?

Forsberg: Ich hatte keine Zeit für das Eishockey, da mich meine Eltern nicht regelmäßig in die Halle fahren konnten. Darauf war ich aber angewiesen, wenn ich das vernünftig hätte durchziehen wollen. Beim Tennis habe ich mit zunehmendem Alter schlichtweg das Interesse verloren. Die Mischung hat dann auch gepasst: Floorball im Winter, Fußball im Sommer.

SPOX: Wieso hat sich der Fußball durchgesetzt?

Forsberg: Bevor ich 17 war, habe ich überlegt, ob ich nicht meine volle Konzentration auf Floorball legen soll. Ich stand damals ein wenig vor dem Scheidepunkt. Mit 17 habe ich dann aber ein zweiwöchiges Probetraining bei meinem Heimatklub GIF Sundsvall absolvieren dürfen. Das ist sehr gut gelaufen. Ich habe regelmäßig gespielt und war ein Kandidat für die schwedische U19-Nationalmannschaft. Mein Vater hat mir auch geraten, beim Fußball zu bleiben. Er meinte, zum Floorball könne ich später immer noch zurückkehren, für eine Fußballkarriere gäbe es aber nur eine Chance und darauf könne man sich nicht zu spät festlegen.

SPOX: Ihr Großvater Lennart und Ihr Vater Leif waren beide Profifußballer in Sundsvall, wie Sie debütierten die beiden im Alter von 17 Jahren für die erste Mannschaft. War es auf Ihrem Weg auch mal hinderlich, diese berühmten Familienmitglieder zu haben?

Forsberg: Nein, dahingehend gab es nie Druck und es hat sich auch nie wie eine Last angefühlt. Als ich ausschließlich als Fußballer wahrgenommen wurde, haben das die Zeitungen natürlich aufgegriffen: Schaut her, hier kommt der Sohn von Leif. Er ist dort einfach eine Legende. Ich habe aber schon immer betont: Er hat sein Ding gemacht und ich mache meins. Ich habe mich nie selbst unter Druck gesetzt, aber ich hatte und habe immer große Erwartungen an mich.

SPOX: 2009 debütierten Sie für Sundsvall, kurz darauf sind Sie in die dritte Liga zu Medskogsbron BK ausgeliehen worden. Dort trafen Sie im ersten Spiel doppelt und es ging fast umgehend zurück nach Sundsvall.

Forsberg: Medskogsbron war der Ausbildungsverein, so etwas wie die U23 von Sundsvall. Dort konnte man sich als jüngerer Spieler für das A-Team empfehlen. Das hat gut geklappt und ich durfte ziemlich schnell zur ersten Mannschaft stoßen. Dort ist mir auch gleich auf Anhieb ein sehr gutes Spiel gelungen, so dass ich anschließend dauerhaft dort bleiben durfte. So fing alles an.

SPOX: In Ihren ersten drei Jahren als Profi in Sundsvall haben Sie viel erlebt: Eine verlorene Relegation um den Aufstieg in die erste Liga, im Jahr darauf ist der Aufstieg gelungen, anschließend stieg man wieder ab. Ab wann war Ihnen klar, dass Sie den Klub verlassen müssen, um als Spieler weiter zu kommen?

Forsberg: Nach dem Abstieg aus der 1. Liga. Nur eine Stunde nach dem letzten Spiel habe ich mich bereits mit meinem Berater zusammengesetzt. Er hat mir vom Interesse von Malmö FF berichtet, sie wollten mich unbedingt haben. Anschließend bin ich erst einmal nach Thailand in den Urlaub geflogen und habe darüber nachgedacht. Im Grunde hatte ich meinem Berater aber schon am Abend des Abstiegs zugesagt, weil mir das einfach als sinnvollster Weg für mich erschien.

SPOX: 1988 versuchte sich Ihr Vater ebenfalls außerhalb von Sundsvall und ging zu IFK Göteborg. Dort kam er aber nicht zurecht und kehrte nach nur einer Saison wieder zurück. Welche Rolle spielte das für Sie?

Forsberg: Mein Vater ist stolz darauf, den Weg nach Göteborg überhaupt gegangen zu sein. Zu seiner Zeit war der Fußball in Schweden noch sehr amateurhaft. Er hat neben dem Dasein als Fußballprofi noch ganz normal als Feuerwehrmann in Sundsvall gearbeitet. Das macht er bis heute. Er meinte damals zu mir, ich solle die Chance in Malmö nutzen, wenn sie sich schon anbietet. Er hat mich nicht deshalb davor gewarnt, weil es bei ihm selbst nicht so gut geklappt hatte.

SPOX: 2013 schlossen Sie sich Malmö FF an. Der Wechsel entpuppte sich als Sprungbrett: Sie wurden zwei Mal schwedischer Meister, spielten in der Champions League, wurden Schwedens Mittelfeldspieler des Jahres und debütierten im Januar 2014 für die Nationalelf. Wie groß war zwischenzeitlich Ihre Freude, dadurch bei größeren europäischen Klubs auf der Liste gelandet zu sein?

Forsberg: Schwer zu sagen. Natürlich denkt man selbst auch einmal in diese Richtung, wenn einem über zehn Tore in einer Saison gelingen oder man zum besten Mittelfeldspieler gewählt wird. Andererseits steckt auch immer wieder der Gedanke dahinter: Ich muss da unbedingt weitermachen und das weitere Male beweisen, sonst bringt das langfristig alles nichts. Ich glaube, so funktioniere ich einfach als Sportler.

SPOX: Können Sie das an einem Beispiel illustrieren?

Forsberg: Ich bin in der letzten Saison nur auf acht Tore und sieben Vorlagen für Leipzig gekommen. Wir sind zwar aufgestiegen und das war natürlich auch das Ziel, aber ich wusste, dass ich viel bessere Leistungen und Quoten erreichen kann - und muss. Das hat jetzt in der aktuellen Saison gut geklappt, aber es gibt im Fußball kein Ende. Man arbeitet im Grunde immer für mehr, für höhere Ziele, für eine Verbesserung der eigenen Leistung.

SPOX: Das brachte Sie im Nationalteam mit Zlatan Ibrahimovic zusammen. Er ist nicht nur in Schweden eine Legende. Sie haben ihn nun genauer kennenlernen können: Wie viel an ihm ist bewusste Show?

Forsberg: Er ist wie er ist, er ist einfach so gestrickt. In Schweden ist er wirklich der König, das ist keine Übertreibung. Niemand kann sich mit Zlatan vergleichen. Er kann diese ganzen Sprüche auch bringen, sonst aber eigentlich niemand. Er hat sich dieses Bild durch seine beständig starken Leistungen selbst geschafft. Zlatan war mein Vorbild, als ich klein war. Es ist unfassbar cool, jetzt mit ihm zusammengespielt zu haben und ebenso schade, dass er aus der Nationalelf zurückgetreten ist.

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