Der Klassenerhalt war nicht genug: Zwei Tage nach dem Saisonende hat Fußball-Bundesligist FSV Mainz 05 Trainer Martin Schmidt entlassen. Trotz der späten Rettung wurde dem Schweizer die schwächste Spielzeit seit dem Wiederaufstieg 2009 zum Verhängnis - die Rheinhessen belegten am Ende nur Platz 15.
"Die gemeinsame Entscheidung ist eine Konsequenz aus der sportlichen Analyse der abgelaufenen Saison und der fehlenden Perspektive einer Zusammenarbeit über das Vertragsende 2018 hinaus", sagte Sportdirektor Rouven Schröder: "Wir benötigen nach dieser schwierigen Saison im Sommer einen neuen Impuls und eine mittelfristige Entwicklungsperspektive, die in dieser Konstellation nicht gegeben war."
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Die neuen Reize wird vermutlich Sandro Schwarz setzen. Der 38-Jährige, der mit der Mainzer U23 aus der 3. Liga abgestiegen war, ist seit Wochen als Schmidt-Nachfolger im Gespräch. "Mein Wunsch ist, diese Frage nun zügig zu regeln", äußerte Schröder. Dabei wollen sich die Verantwortlichen "aber nicht von externen Faktoren" treiben lassen. "Die Erfahrungen dieser Saison lehren uns, dass wir wichtige Entscheidungen in aller Ruhe und Konsequenz treffen", sagte der Sportdirektor.
Trennung deutete sich schon an
Für einige unverständlich, letztlich aber konsequent und richtig war auch die Vorgehensweise der Rheinhessen in der Schlussphase der Saison. Anstatt Schmidt in akuter Abstiegsnot zu entlassen, hielt der Klub an dem 50-Jährigen fest. Der "Mainzer Weg" eben: "Wir werden das bis zum Ende mit ihm durchziehen, wir drehen die Mechanismen um", hatte Schröder noch im April erklärt - und Schmidt zunächst machen lassen.
Nach dem 4:2-Erfolg im Rhein-Main-Derby gegen Eintracht Frankfurt am 33. Spieltag, durch den sich die Mainzer quasi den Klassenerhalt sicherten, bedankte sich Schmidt dann auch für den Vertrauensvorschuss. "Das ist vielleicht auch ein Zeichen an die Liga, dass nicht immer sofort gewechselt werden muss. Vertrauen und Ruhe stehen über allem", sagte er.
Doch ist auch der "Mainzer Weg" nicht ewig lang. Platz 15 war den Verantwortlichen am Ende zu wenig, vielleicht auch Schmidt selbst. So deutete sich die vorzeitige Trennung bereits länger an. Schmidt ahnte, dass seine Zeit in Mainz bald ein Ende finden würde. "Wir werden uns zusammensetzen und über die Zukunft sprechen", erklärte Schmidt, der für sich laut Schröder "keine Perspektive mehr gesehen" hat, vor dem letzten Spieltag.
Schmidt saß in Mainz seit dem 17. Februar 2015 als Cheftrainer auf der Bank, er trat seinerzeit die Nachfolge des glücklosen Dänen Kasper Hjulmand an. Im Verein ist der Schweizer aber schon deutlich länger tätig, schließlich hatte er zuvor die zweite FSV-Mannschaft betreut.
Nachdem Schmidt die Mainzer in der Vorsaison noch sensationell in die Europa League geführt hatte, folgte 2016/17 eine Spielzeit mit Höhen und Tiefen. In der Winterpause wähnten sich die Mainzer in Sicherheit, lagen komfortabel im Tabellenmittelfeld. Doch dann wurde Spielmacher Yunus Malli für rund zehn Millionen Euro nach Wolfsburg verkauft, was auch der im Anschluss verpflichtete Bojan Krkic erst zu spät kompensieren konnte.
Martin Schmidt im Steckbrief