"Ja, dieser Abdou Diallo ist ein interessanter Spieler", hielt sich der Mainzer Trainer Sandro Schwarz einen Tag vor der Verpflichtung Diallos, zurück. Damals ahnte niemand, was vor der offiziellen Transferbekanntgabe noch alles erst geschehen musste.
Schwarz machte sich gemeinsam mit Sportvorstand Rouven Schröder auf den Weg in Richtung Flughafen, ehe sie den nächsten Flieger nach Monaco bestiegen. Das Ziel hatten beide klar vor Augen: Diallo von der Cote d'Azur nach Rheinland-Pfalz lotsen. Klingt erstmal schwer, aber erwies sich schließlich doch als erfolgreich.
"Ich habe mit einigen Coaches geredet. Aber Sandro Schwarz war der einzige Trainer, der zu mir nach Monaco kam. Das hat mir gezeigt, dass er mich wirklich will", sagte Diallo der Bild. Zu den Interessenten gehörten auch der AC Florenz und Feyenoord Rotterdam. Doch beiden gab der 21-Jährige einen Korb. Zu sehr beeindruckte ihn der Aufwand, den Mainz für ihn betrieb. So erarbeitete sich Schwarz Diallos Vertrauen.
Diallo ohne Perspektiven bei Monaco
Vertrauen scheint beim Franzosen eine große Rolle zu spielen. Bereits während seiner Jugend warfen Vereine wie Stade Rennes oder der FC Nantes ein Auge auf den talentierten Innenverteidiger. Doch Diallo entschied sich schnell für die AS Monaco. Als Grund gab er die Atmosphäre an, da er sich im Fürstentum am wohlsten fühlte und weil er seiner Familie nah sein wollte. Schnell warf er sein Herzblut in den Verein und drang bis zu den Profis vor.
"Ich habe AS Monaco in meiner Haut. Ich wurde hier trainiert und ich will hier bleiben", sagte er 2015 bei planate-asm.fr.
Doch die Perspektiven im Kader der Monegassen wurden für den jungen Franzosen immer düsterer. Er absolvierte vergangene Saison fünf Spiele in der Ligue 1 sowie eine Partie in der Champions League (0:3 in der Gruppenphase bei Bayer Leverkusen). Doch trotz des internationalen Debüts und dem Wunsch, sich in Monaco durchzubeißen, musste der ambitionierte Youngster einsehen, dass er zu wenig effektive Spielzeit erhielt.
"Für mich ist wichtig, mehr zu spielen. Die Chance gibt mir Mainz! Außerdem wird das Interesse an der Bundesliga in Frankreich immer größer, Deutschland hat den Ruf, Talente besser zu machen", äußerte sich Diallo bei der Bild.
Zwischenstation Mainz 05?
"Besser" ist hier das Stichwort, denn durch mehr Spielzeit erhofft Diallo sich eine spielerische Weiterentwicklung und auf sich aufmerksam zu machen, um sich für größere Klubs zu empfehlen. Mainz sieht er also eher als eine Art Zwischenstation.
Positive Erfahrungen machten bei Mainz auch seine Landsleute Jean-Philippe Gbamin und Gaetan Bussmann, die bereits in den letzten zwei Spielzeiten den Wechsel in die Bundesliga wagten. Gbamin und Diallo kennen sich bereits länger. Schon in der Junioren-Nationalmannschaft teilten sie sich ein Zimmer. Aktuell ist Diallo sogar Kapitän der französischen U21.
Die Rolle als Anführer steht ihm. Diallo verfügt über eine gute Antizipationsfähigkeit und agiert stark im Kopfballspiel. Zudem ist er sehr schnell, kann dadurch variabel eingesetzt werden und für Wirbel sorgen. Beispielsweise als Sechser oder linker Verteidiger wäre der Franzose denkbar.
Der technisch begabte Linksfuß spielt am liebsten Flach hinten raus. Wenn es das Spiel jedoch verlangt, ist er durchaus in der Lage, das Spiel durch individuelle Aktionen mit nach vorne zu treiben. Oben drauf kommt eine eine positive Mentalität, die Mainz weiterhelfen kann.
Doch das zarte Alter von 21 Jahren bringt natürlich auch einige Schwachstellen mit sich. Genau an dem Punkt will Mainz ansetzen. "Sie haben gesagt, wenn du kommen willst dann werden wir dir helfen", sagte der Franzose der Lampertheimer Zeitung über den FSV Mainz. Vor Allem in Zweikämpfen greift Diallo noch oft zu überhastet ein.
Mehr als nur ein Team-Wechsel
Bei einem solchen Transfer ist außerdem immer zu berücksichtigen, was ein so junger Spieler auch abseits des Feldes bewältigen muss: die Integration in ein neues Umfeld, mit allem was es mit sich bringt. Neue Sprache lernen, neue Kontakte knüpfen, sich ein neues Lebensumfeld schaffen. Diese Dinge könnte es Diallo neben seinen spielerischen Schönheitsfehlern erschweren, sein Potenzial voll und ganz auszuschöpfen.
Doch die Eingliederung in das Team läuft bisher gut an. "Die meisten sprechen Englisch. Und mein Englisch ist ganz gut. Alle versuchen, mir zu helfen", äußerte sich Diallo. Davon ist nicht nur auf persönlicher Ebene die Rede, sondern auch auf taktischer. Denn in Mainz soll er laut Schröder definitiv erstmal als Innenverteidiger zum Einsatz kommen.
Der verletzungsbedingte Ausfall von Niko Bungert und Alexander Hack spielen ihm dabei natürlich in die Karten. Auch Leon Balogun ist angeschlagen. Daneben spricht auch seine Erfahrung als Kapitän für ein frühes Startelf-Debüt.
Somit könnten schon bald die ersten Bundesliga-Einsätze auf Diaollo warten. Gestaltet er diese zum Auftakt gegen Hannover 96 und danach gegen den zweiten Aufsteiger VfB Stuttgart erfolgreich, ist der Konkurrenzkampf zwischen den Mainzer Verteidigern offiziell eröffnet.