"Was passiert ist, ist einfach passiert"

Von SPOX
Mario Götze hat in Japan sein Comeback für den BVB gefeiert
© getty

Nach 167 Tagen Pause aufgrund einer Stoffwechselerkrankung hat Mario Götze beim BVB am Samstag sein Comeback auf der Asienreise der Dortmunder gegeben. Im Interview mit den Perform-Portalen spricht Götze über seinen neuen Anlauf, Trainer Peter Bosz und Ziele für die kommende Saison.

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SPOX: Herr Götze, Sie haben am Samstag beim Testspiel gegen die Urawa Red Diamonds Ihr Comeback nach fünf Monaten Pause gegeben. Wie haben Sie das erlebt?

Mario Götze: Es war ein sehr guter Moment für mich. Ich war fünf Monate lang in der Reha und konnte lange Zeit nicht mit der Mannschaft trainieren. Deshalb war es umso schöner für mich, zu Beginn des Monats wieder eingestiegen und festes Mitglied des Teams zu sein. Was passiert ist, ist einfach passiert. Das lasse ich hinter mir. Die neue Saison ist wichtig für mich, aber auch für alle anderen Spieler. Wir freuen uns darauf.

SPOX: Was hat Ihnen Trainer Peter Bosz vor Ihrer Einwechslung gesagt?

Götze: Er hat mir einfach nur viel Glück gewünscht und sich gefreut, dass ich wieder spielen kann. Das war für mich in dem Moment auch wichtig, denn es war in den letzten Monaten nicht so leicht für mich.

SPOX: Wie haben Sie diese fünf Monate genau verbracht?

Götze: Ich hatte ein spezielles, individuelles Programm. Wir haben das von Tag zu Tag und Woche zu Woche gesteigert. Ich habe viele Läufe gemacht, war regelmäßig im Kraftraum und habe mich so auf die unterschiedlichen Situationen eingestellt. Ziel war es, jetzt im Juli wieder einzusteigen, was glücklicherweise auch geklappt hat. Ich habe in diesen fünf Monaten also ausschließlich trainiert. Jetzt geht es mir besser, ich kann spielen - also alles gut.

SPOX: Wie schwer war die letzte Saison insgesamt gesehen?

Götze: Es gab viele Ereignisse, die im Großen und Ganzen nicht so leicht für uns zu handhaben waren. Natürlich wäre es für mich schöner gewesen, wenn ich die gesamte Zeit über dabei gewesen wäre. Die Mannschaft und der Verein haben es im Kollektiv aber super gemacht, am Ende haben wir uns mit dem Sieg im DFB-Pokal alle belohnt und sind zudem direkt in die Champions League eingezogen. Es war daher eine sehr, sehr gute Saison - und jetzt wollen wir nochmal eine Schippe drauflegen.

SPOX: Wie bewerten Sie den aktuellen Stand der Vorbereitung?

Götze: Wir haben erst ein paar Tage lang trainiert, befinden uns aber schon in einem relativ guten Zustand und auf einem guten Weg. Es dauert jetzt einfach noch alles eine gewisse Zeit. Anfang August haben wir im Supercup gegen die Bayern einen tollen Test. Bis dahin wollen wir auf einem sehr guten Niveau sein.

SPOX: Bosz hat schon gesagt, man müssen nun Schritt für Schritt gehen, um sich gegenseitig kennen zu lernen.

Götze: Wir werden die Zeit im Training auf jeden Fall dazu nutzen, die Philosophie und Spielideen des Trainerteams vernünftig umzusetzen und zu perfektionieren. Dieses Schritt für Schritt gilt für mich persönlich, aber auch für die Mannschaft. Wir müssen uns stetig verbessern, um möglichst schnell unseren besten Fußball zeigen zu können.

SPOX: Welchen ersten Eindruck haben Sie von Bosz?

Götze: Er macht auf mich einen sehr positiven und offenen Eindruck. Ich kann mich sehr gut mit der Philosophie des Trainerteams identifizieren. Wenn wir diese Ideen umsetzen, können wir daraus noch einmal eine großen Vorteil ziehen. Die ersten Ideen hat der Trainer schon versucht, uns zu vermitteln. Für mich persönlich, aber auch für die Mannschaft könnte das sehr gut passen. Ich freue mich über sein Vertrauen und auf alles, was jetzt noch kommt. Ich glaube, wir werden viel Spaß mit ihm haben.

SPOX: Was fordert Bosz zum aktuellen Zeitpunkt genau?

Götze: Es sind erst wenige Tage mit ihm vergangen, daher wissen wir momentan noch nicht alles. Er fordert auf jeden Fall viel Ballbesitz, möchte den Ball schnell laufen lassen und ihn nach Fehlern durch hohes Anlaufen schnell wieder erobern. Wir dürfen uns möglichst wenige Fehler im Spielaufbau leisten. Ich bin gespannt, aber ich glaube, es kann sehr gut werden.

SPOX: Wie bewerten Sie die Trennung von Boszs Vorgänger Thomas Tuchel?

Götze: Da ich fast die gesamte zweite Saisonhälfte nicht gespielt habe, ist es für mich schwer zu beantworten. Er hat viel gefordert, doch obwohl es für das Team und die Spieler nicht immer einfach mit ihm war, haben wir den DFB-Pokal gewonnen und große Qualität gezeigt. Von den bloßen Ergebnissen her hat es sehr gut funktioniert. Jeder Einzelne hat alles in die Waagschale geworfen, das war das Verdienst von allen. Wir wissen aber, dass wir uns trotzdem noch steigern können.

SPOX: Welche Position schwebt Ihnen unter Bosz vor?

Götze: Es kommt auf das System an. Im 4-3-3 fühle ich mich auf der Acht am wohlsten, ansonsten spiele ich auch gerne auf der Zehn. Hauptsache im Zentrum, zwischen den Linien und den Räumen. Da bin ich meiner Ansicht nach am stärksten.

SPOX: Gibt es Spieler, die auf diesen Positionen für Sie so etwas wie Vorbilder sind?

Götze: Ich hatte früher einige, die ich auf diesen Positionen bewundert habe. Zinedine Zidane oder Andres Iniesta zum Beispiel, aber man schaut sich auch von Lionel Messi und Cristiano Ronaldo viel ab. Iniesta ist mir definitiv am ähnlichsten, mit ihm kann ich mich am meisten identifizieren.

SPOX: Shinji Kagawa hat kürzlich seinen Vertrag beim BVB verlängert. Er ist ein Spieler, der auf ähnlichen Positionen wie Sie zum Einsatz kommen kann.

Götze: Das stimmt, Shinji ist ein überragender Spieler. Wir sind uns sehr ähnlich und haben die gleiche Idee vom Fußball. Wir stehen auf Kurzpassspiel und spielen sehr gerne zusammen. Mit ihm ist es auf dem Feld entspannt, denn wir verstehen uns eigentlich blind und verteidigen beide ungern. (lacht) Ich freue mich für uns, wenn ein Leistungsträger wie er seinen Vertrag verlängert.

SPOX: Der FC Bayern ist zuletzt fünf Mal in Folge Meister geworden. Was macht Sie zuversichtlich, dass in der nächsten Saison keine weitere Meisterschaft dazukommt?

Götze: Wir wissen, dass es schwierig ist, 34 Spieltage auf diesem Level zu spielen und die meisten Partien davon gewinnen zu müssen. Das ist eine riesige Herausforderung und das haben wir die letzten Jahre selbst gemerkt. Wir werden sehen, was in der neuen Saison für uns möglich ist. Wir können auf jeden Fall einen Titel gewinnen, aber derzeit tun wir gut daran, uns auf die Vorbereitung und die ersten Spiele zu konzentrieren. Wir wissen, dass die Bayern erneut einen extrem guten Kader haben werden. Wir müssen an uns und von Spiel zu Spiel denken. Das ergibt mehr Sinn, als sich an Prognosen zu versuchen.

SPOX: Bei den Bayern ist Ihr kleiner Bruder Felix mit einem Profivertrag ausgestattet worden. Wäre es für Sie ein Genuss, ihm eines Tages als Gegner gegenüber zu stehen?

Götze: Klar. Wenn sich das ergibt, wäre das kein Problem. Mal sehen, ob er es gegen uns in den Kader schafft. (lacht) Seine Entwicklung freut mich auf jeden Fall sehr für ihn, er ist ja erst 19 Jahre alt. Ich finde es überragend, dass er momentan ein paar Minuten bei den Profis bekommt. Ich hoffe, dass er gesund bleibt.

SPOX: Ein Blick nach vorne: Nach der kommenden Saison findet die WM in Russland statt. Wie wichtig wird in dieser Hinsicht die nächste Spielzeit für Sie?

Götze: Zum jetzigen Zeitpunkt verschwende ich keine Gedanken daran. Ich weiß, was noch vor mir liegt. Ich brauche Training und Spiele, das ist das A und O. Ich würde mir natürlich wünschen, nächstes Jahr bei der WM dabei zu sein, aber bis dahin ist noch viel Zeit. Es muss jetzt Schritt für Schritt für mich gehen.

SPOX: Was ist also Ihr Hauptziel für das erste Jahr unter Bosz beim BVB?

Götze: Ganz einfach: Ich möchte gesund sein und spielen können. Das und nichts anderes habe ich mir vorgenommen.

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