"Ich bin wie ein Schwamm"

Rene Adler wechselte im Sommer nach fünf Jahren beim HSV zum 1. FSV Mainz 05
© getty

Nach fünf Jahren beim Hamburger SV ist Rene Adler zum 1. FSV Mainz 05 gewechselt. Nebenbei treibt der 32-jährige Torhüter aber seine zweite Karriere voran und überraschte in der Vorbereitung mit unkonventionellen Handschuhen. Im Interview spricht Adler über sein neues Standbein als Unternehmer, einschneidende Erlebnisse in seiner Laufbahn als Fußballer und seine Ziele.

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Rene Adler kommt in den Trainingsklamotten seines neuen Arbeitgebers Mainz 05 zum Termin im Teamhotel in Grassau. Er will nach fünf Jahren Hamburger SV im ruhigeren Mainz nochmal angreifen und in den letzten Jahren seiner Karriere den Fußball genießen, wie er später im Interview erzählt. Aber seine Zeit ist begrenzt, er hat einen Anschlusstermin, der seine zweite Karriere betrifft. Adler muss zu einer Telefonkonferenz.

SPOX: Telkos während der freien Minuten im Trainingslager sind nicht der gewöhnliche Zeitvertreib eines Fußballprofis.

Rene Adler: Ja, das kann sein. Mein Fokus liegt auch weiterhin auf dem Fußball. Ich bin aber in einem Alter, in dem ich mir über meine zweite Karriere Gedanken mache. Ich habe ein Ziel: Ich will ein Berufsfeld finden, in dem ich ähnlich viel Leidenschaft entwickeln kann wie im Fußball. Ich suche nach Themen, für die ich brenne.

SPOX: Worum geht's in der Telko?

Adler: Das ist eine Sache mit meinem Bruder, die hat auch mit Fußball zu tun, ist aber noch nicht spruchreif.

SPOX: Ihr Engagement bei der Firma T1TAN, die Ihre neuen Torwarthandschuhe herstellt, dagegen schon.

Adler: Ja, mir macht es viel Spaß, unternehmerisch zu denken. Ich bin jetzt seit einigen Tagen offiziell Teilhaber und Gesellschafter der Firma. Für mich ist das aber mehr als Investment. T1TAN ist für mich eine tolle Chance etwas Großes aufzubauen.

SPOX: Wie kam es zu der Beteiligung?

Adler: Das ist eine witzige Geschichte. Mir ist bei Facebook T1TAN vorgeschlagen worden und die Firma hat damit geworben, Torwarthandschuhe in Profi-Qualität für unter 60 Euro zu bieten. Ich habe mir inkognito ein paar Dinger bestellt und war geflasht von dem Produkt zu diesem Preis.

SPOX: Und dann wollten Sie gleich Teil dieses Produkts und dieser Firma werden?

Adler: Ich war schon länger auf der Suche und hatte mit meiner Agentur Ethos besprochen, dass ich nur noch in Projekte und Unternehmen investieren möchte, von denen ich Ahnung habe. Torwarthandschuhe habe ich seit meinem sechsten Lebensjahr an, da kenne ich mich aus, deshalb hat mich das brennend interessiert. Wir haben mit den Jungs von T1TAN Kontakt aufgenommen, waren uns sofort sympathisch und haben schnell gemerkt, dass wir uns gegenseitig befruchten können.

SPOX: Wie sieht die Zusammenarbeit konkret aus?

Adler: Mir war total wichtig, Teil von einem Projekt zu sein, das von allen Beteiligten gelebt wird. Das ist bei T1TAN der Fall, es steckt brutal viel Herzblut drin. Ich bin im operativen Bereich dabei, bin aktiv bei der Produktentwicklung beteiligt, bringe mein komplettes Knowhow und meine Marketingleistung ein. Unser Ansatz ist es, Amateuren eine Profi-Qualität zu bezahlbaren Preisen anzubieten. Ich finde das spannend und mir macht das sehr viel Spaß.

SPOX: Sie haben gerade ein neues Modell auf den Markt gebracht. Mit Ihren Erlkönig-Handschuhen haben Sie in den letzten Wochen im Bereich Marketing auf jeden Fall gut gearbeitet. Wie kam es zu der Idee?

Adler: Es ist nicht neu, dass Torhüter an der Entwicklung der Handschuhe mitwirken, die neuen Dinger waren sonst aber nur weiß. Wir wollten etwas Cooleres machen und sind schnell bei der Autoindustrie gelandet, die auch vom langweiligen Grau weggegangen ist und die Erlkönige eingeführt hat.

SPOX: Wie kamen die Prototypen an?

Adler: Das Feedback hat uns umgehauen. Obwohl wir die Zusammenarbeit noch nicht bekannt gegeben hatten, haben wir viele Anfragen von Leuten bekommen, die Handschuhe im Erlkönig-Design haben wollen. Wir überlegen gerade, ob wir mit T1TAN eine Limited Edition mit den Prototypen auflegen.

SPOX: Im vergangenen Jahr haben Sie auch ein Online-Studium an der European Sportsmanagement Academy abgeschlossen. Sie scheinen einen klaren Plan von ihrer Zeit nach der Profikarriere zu haben.

Adler: Ich habe früh gemerkt, dass es mit meinem Job als Fußballprofi nicht getan ist. Ich muss meinem Kopf Futter geben und wenn ich das mache, spiele ich besser, weil ich meinen Fokus streue. Mir hat es extrem viel Spaß gemacht, einen Berg vor mir zu haben, bei dem ich gesagt habe: Wie soll ich die Hausarbeit eigentlich schaffen? Aber ich habe mich voll reingehängt und hatte Spaß daran, etwas Produktives abseits des Fußballs zu leisten. Das hat mir Glücksgefühle gegeben.

SPOX: Wie ließ sich das Studium mit dem Job als Fußballprofi vereinbaren?

Adler: Es war ein komprimiertes Ein-Jahres-Studium, das rein online stattfand. Ich wäre gerne auf den Campus gegangen, aber das hat die Zeit nicht zugelassen. Selbst wenn die Prüfungen am Samstag stattfanden, hatte ich im besten Fall etwas anderes zu tun. Es war ein schönes, anstrengendes Jahr und ich habe dann auch sofort mit dem Bachelor weitergemacht, aber den musste ich erst einmal auf Eis legen, weil das letzte halbe Jahr mit dem Abstiegskampf beim HSV, dem Vereinswechsel und Hochzeitsvorbereitungen sehr intensiv war.

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