Die deutschen Schiedsrichter werden am Donnerstag in Sachen Videobeweis zum wiederholten Male ausführlich geschult. 50 Szenen werden im Golf Resort Achental in Grassau noch einmal exakt analysiert, etwa vier Stunden dauert für Bibiana Steinhaus, Felix Brych und Co. der wohl wichtigste Punkt der Lehrgangswoche - damit sich in der kommenden Bundesliga-Saison Vorfälle wie beim Confed Cup in Russland nicht wiederholen.
Bei der Mini-WM hatte der Videobeweis einige Male für reichlich Aufregung und Kritik gesorgt. Doch Hellmut Krug, neuerdings "Chef-Instruktor" der Schiedsrichter beim DFB und Projektleiter Video, ist sich sicher, dass es in der Bundesliga anders laufen wird.
"Wir sind überzeugt davon, dass das funktioniert. Wir haben die Abläufe oft genug geübt", sagte Krug am Mittwoch beim Vorbereitungsglehrgang von insgesamt 72 Schiedsrichtern und Assistenten aus der 1. und 2. Liga im Chiemgau. Dennoch sei "klar, dass nicht alles reibungslos laufen wird", schränkte er ein, "wir befinden uns noch auf dem Lernweg".
Für Bibiana Steinhaus, die als frisch gekürte Schiedsrichterin des Jahres ab Sommer als erste Frau Bundesligaspiele leiten wird, ist der Videobeweis ein "zusätzliches Sicherheitsnetz für unsere Entscheidungen und unsere Entscheidungsqualität."
Krug: Confed-Cup-Schiedsrichter schlecht vorbereitet
Dass es beim Confed Cup zu Problemen gekommen war, überraschte Krug nicht: "Wir arbeiten seit einem Jahr daran, die Schiedsrichter beim Confed Cup wurden gerade einmal zehn Tage vorbereitet. Deshalb konnte es gar nicht optimal laufen." Drei falsche Entscheidungen hatte es laut Krug gegeben - unter anderem hätte der Chilene Gonzalo Jara für seinen Ellbogenschlag gegen Timo Werner im Finale Rot sehen müssen.
Kritik gab es in Russland auch daran, dass sich Entscheidungen oft zu lange hinzogen. Für die Entscheidungsfindung peilen die deutschen Referees einen Schnitt von zehn bis 40 Sekunden an. "Bei Abseits oft sogar unter zehn Sekunden", sagte Krug: "Die Zeit wird deutlich unter dem liegen, was wir beim Confed Cup erlebt haben."
Videobeweis wird nicht auf Leinwänden zu sehen sein
Nicht angedacht ist, den Zuschauern den Videobeweis auf den Videoleinwänden zu zeigen. "Das ist diskutiert worden", sagte Krug. Das FIFA-Gremium IFAB habe aber davon abgeraten. Dies könnte zu "Unruhe bei den Fans führen. Wir überlegen aber", so Krug, "Wortblöcke anzuzeigen, was diskutiert und entschieden wurde." Für Profis, die vehement den Videobeweis fordern, ist übrigens eine Verwarnung vorgesehen.
Doch auch ohne Videobeweis waren in der vergangenen Saison die relevanten Fehler in der 1. Liga von 144 auf 104 zurückgegangen. "Das führen wir darauf zurück, dass wir schon intensiv in Sachen Videobeweis gearbeitet haben. Da ist schon ein anderes Bewusstsein für die Wahrnehmung von Situationen erwachsen", sagte Schiedsrichter-Chef Lutz Michael Fröhlich. Aber natürlich wolle man die "Quote weiter minimieren".