Gewinner? Kennt der Dino nur vom Hörensagen

SPOX
17. August 201710:39
Beim HSV gibt es keine Gewinnergetty
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Die Bundesligasaison 2017/2018 steht unmittelbar bevor. Zeit also, die Gewinner und Verlierer der 18 Vereine zu beleuchten. Wer hat in der Vorbereitung besonders überzeugt, für wen sind dagegen die Chancen auf Einsätze gesunken? SPOX liefert einen Überblick. Der erste Teil beschäftigt sich mit dem letzten Tabellendrittel rund um den VfB Stuttgart, VfL Wolfsburg und den Hamburger SV.

Hannover 96

Gewinner: 96 nahm für Michael Esser mit zwei Millionen Euro verhältnismäßig viel Geld in die Hand , aber Philipp Tschauner trotzte dem Neuzugang. "Bruno ist als Herausforderer ins Rennen gegangen und er war nicht besser als Tschauni", stellte Breitenreiter klar und beendete damit die Spekulationen um den Platz zwischen den Pfosten. Seine Rolle gefestigt hat ebenfalls Waldemar Anton. Folgerichtig hat Hannover mit dem 21-jährigen U21-Europameister den ursprünglich bis 2020 laufenden Vertrag im Juli bis 2021 verlängert. Durch seine Flexibilität wird er sich auch in der Bundesliga seinen Weg in die erste Elf bahnen. Während Anton eigentlich in der Innenverteidigung beheimatet ist, kann er auch hinten rechts agieren. Im Pokal stellte ihn Breitenreiter als Sechser auf. Von den Neuzugängen konnte Pirmin Schwegler auf Anhieb überzeugen. Bei ihm führen die Fäden im Mittelfeld zusammen, ein Stammplatz ist ihm garantiert.

Verlierer: Letztes Jahr überzeugte Esser noch in Darmstadt, in der Saison 2017/18 wollte der bislang zweitteuerste Einkauf der Transferperiode für Hannover in der Bundesliga auflaufen. Doch der Zweikampf mit Tschauner ging verloren und Esser muss vorerst auf der Bank Platz nehmen. Ebenfalls nicht perfekt lief die Vorbereitung für Oliver Sorg. Der Rechtsverteidiger war in der Aufstiegssaison Stammspieler, hat nun aber gegen Neuzugang Julian Korb das Nachsehen.

VfB Stuttgart

Gewinner: Auch wenn die Nummer in Cottbus ein einziger Krampf war, zeigte ein Spieler, dass er im Sommer ordentlich an sich gearbeitet hat: Josip Brekalo. Zum ohnehin reichlich vorhandenen Talent gibt's nun die nötige Portion Spielverständnis und durch den langwierigen Ausfall des Kollegen Mane ausreichend Spielzeit. Die könnte auch für BVB-Leihe Dzenis Burnic anfallen. Am Wochenende musste der 19-Jährige spontan als linker Verteidiger aushelfen. Die Leistung: ernüchternd! Macht aber nichts, denn auf der Sechs ist der spielstarke Burnic bereits jetzt eine echte Alternative.

Verlierer: Die Saison hat erst begonnen und auf der Stirn von Hannes Wolf lässt sich bereits eine neue Sorgenfalte finden. Das liegt am Ausfall von Emmanuel Insua. Durch seine starke Balance im Umschaltspiel sollte der Argentinier noch stärker in den Spielaufbau eingebunden werden und dabei machte er seine Sache als zusätzlicher Sechser/Achter hervorragend. Insuas Verletzung macht ihn natürlich nicht zum Verlierer, sondern das gesamte Team, das in den anschließenden Spielen bisher keinen Ersatzkandidaten finden konnte. Der "echte" Verlierer ist dagegen Keeper Mitch Langerak. Als Aufstiegsheld rückt der Australier nun ins zweite Glied, weil Zieler vor allem mit dem Ball am Fuß deutlich besser ist.

VfL Wolfsburg

Gewinner: Ignacio Camacho. Kaum da, schon Anführer: Der Spanier ist als Mentalitätsspieler gekommen, um beim neu aufgestellten VfL eine der Stützen der kommenden Teamhierarchie zu werden. Camacho ist im defensiven Mittelfeld gesetzt, im Pokal gegen Norderstedt gelang ihm gleich das Siegtor. In der Primera Division gehörte der 27-Jährige zu den robusten Akteuren mit Stärken in der Zweikampfführung und Leader des FC Malaga. Zwar hagelte es für ihn einige Gelbe Karten, doch Camacho dürfte sich schnell zu einem unumstrittenen Führungsspieler entwickeln - eine Eigenschaft, die der VfL in der aktuellen Situation dringend benötigt.

Verlierer: Vieirinha. Der Portugiese könnte den VfL zwar noch verlassen, doch selbst bei einem Verbleib sind seine Einsatzchancen ziemlich gesunken. Aktuell hält er sich in Saloniki auf, wo seine Kapselverletzung am Sprunggelenk behandelt wird. Gut möglich, dass er gleich dort bleibt und bei seinem Ex- und Herzensverein PAOK unterschreibt. In Wolfsburg wird es jedenfalls eng für Vieirinha, denn in Paul Verhaegh haben die Wölfe einen Rechtsverteidiger geholt, der auch hierarchisch eine wichtige Rolle spielen soll.

1. FSV Mainz 05

Gewinner:Sandro Schwarz und Rouven Schröder flogen Extra nach Monaco, um Abdou Diallo zu den Mainzern zu lotsen. Dabei waren sie genauso erfolgreich, wie es Abdou Diallo in der Saisonvorbereitung gerade ist. Sein Trainer bescheinigte ihm "extrem gute Leistungen" im Training und in den Testspielen. Das wurde gleich mit Vertrauen belohnt: In der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Lüneburg durfte Diallo von Beginn an auflaufen und stellt somit einen echten Konkurrenten von Leon Balogun und Niko Bungert dar. Auch Gerrit Holtmann erhält unter Sandro Schwarz eine neue Rolle als Linksverteidiger. Unter Ex-Coach Martin Schmidt kam Holtmann kaum zum Einsatz, nun stellt er aber eine echte Alternative zu Daniel Borsinski und Gaetan Bussman dar.

Verlierer: Jairo Sampeiro hat eine nicht zufriedenstellende Saison hinter sich. Unter dem Ex-Trainer Martin Schmidt bekam er vor allem nach seiner Verletzung nicht mehr die gewohnten Einsatzzeiten und ist bislang vergeblich auf der Suche nach seiner Form. Der einst wertvolle Angreifer wirkte in den Trainingsehinheiten gehemmt und wenig motiviert, womit seine Einsatzchancen sinken.

Hamburger SV

Gewinner: Äh... was? Nach dem desaströsen Auftritt im Pokal in Osnabrück fällt es schwer, in dieser Kategorie überhaupt einen Kandidaten zu nennen. Vielleicht müsste man jemanden anführen, der bei der Blamage gegen den über 70 Minuten in Unterzahl spielenden Drittligisten überhaupt nicht zugegen war, denn so ein Spieler, müsste sofort aufgeboten werden. Albin Ekdal etwa, der schon wieder verletzt ausfiel - diesmal wegen Rückenproblemen - und um den Bundesligastart bangen muss. Der Schwede würde vermutlich sogar mit halber Kraft einen viel besseren Eindruck machen als Walace oder Gideon Jung im zentralen, defensiven Mittelfeld. Oder Filip Kostic, der trotz Trainingsrückstand wohl locker mehr bewegen würde als der in Osnabrück völlig indisponierte Andre Hahn. Oder Rick van Drongelen, über den der Stab in Hamburg noch nicht gebrochen wurde, der aber wohl locker die Nichtleistungen von Kyrgiakos Papadopoulos oder Mergim Mavraj getoppt hätte. Oder einer, der noch gar nicht in Hamburg ist, der aber auf seiner Position mal so überhaupt keinen Konkurrenzkampf zu fürchten hätte, namentlich: Konstantinos Stafylidis.

Verlierer: Douglas Santos? Nicolai Müller? Walace? In dieser Rubrik lassen sich beim HSV gleich mehrere Anwärter finden. Lewis Holtby ließe sich ebenso nennen. Eigentlich müsste hier ein übergeordneter Begriff stehen wie Kaderplanung oder Personalmanagement. Natürlich ist es die Pflicht der Spieler, 100 Prozent Leistung für den Klub zu erbringen, dessen Leibchen sie tragen und dessen Geld sie beziehen, - und das kann Trainer Markus Gisdol auch völlig zurecht öffentlich so einfordern -, aber es ist auch klar, dass eine Mannschaft mit ein, zwei oder gar mehreren quasi aussortierten oder abwanderungswilligen Spielern nicht funktioniert bzw. erst gar keine Mannschaft mehr ist. Den Spielern sollte klar sein, gerade jenen, die gerne für mehr Geld woanders kicken würden, dass sie mit derartigen Auftritten nicht nur dem HSV, sondern auch ihrem persönlichen Marktwert massiven Schaden zufügen.

FC Augsburg

Gewinner: Michael Gregoritsch ist mit einer Ablösesumme von 5,5 Millionen Euro der zweitteuerste Neuzugang des FC Augsburg aller Zeiten. Es scheint, als würde sich die an den Hamburger SV überwiesene Summe rentieren. Gregoritschs Vorstellungen in den Vorbereitungsspielen versprechen einiges: Der 23-jährige Österreicher glänzte im 4-2-3-1-System auf der Zehn mit starken Pässen und Kreativität - und erzielte darüber hinaus vier Treffer. Besonders sehenswert war sein Distanzschuss aus knapp 25 Metern gegen den FC Southampton. Als Gewinner darf sich auch Daniel Baier fühlen. Nach dem Abschied des bisherigen Kapitäns Paul Verhaegh übernahm der dienstälteste Augsburger die Binde. Sie untermauert seinen Status als unumstrittener Führungsspieler. Für positive Akzente sorgte in der Vorbereitung darüber hinaus Eigenengewächs Raphael Framberger.

Verlierer: Nach dem Abschied von Verhaegh klafft rechts hinten eine Lücke, die geschlossen werden muss. Der mögliche Ersatzmann Daniel Opare (in der vergangenen Rückrunde an RC Lens verliehen) überzeugte nach seiner Rückkehr in der Vorbereitung nicht und dürfte wechseln, sollte sich ein Interessent finden. Relativ geringe Einsatzchancen haben auch Takashi Usami, Georg Teigl und Moritz Leitner. Beim Pokal-K.o. beim 1. FC Magdeburg stand das Trio nicht einmal im Kader - ein deutlicher Fingerzeig. Das Tor hütete gegen Magdeburg Marwin Hitz. Neuzugang Fabian Giefer und Andreas Luthe, die sich ebenfalls Hoffnungen auf einen Startplatz gemacht hatten, müssen sich ebenfalls als Verlierer fühlen. Speziell der Ex-Schalker Giefer, der trotz großer Hoffnungen nur auf der Tribüne saß.