Frage: Herr Hummels, der FC Bayern hat fünf der letzten sechs Testspiele verloren und dabei 14 Gegentore kassiert. Wie fällt ihr Fazit der Vorbereitung bisher aus?
Mats Hummels: Es gibt viel Verbesserungsbedarf. Das Spiel gegen Neapel muss losgelöst davon betrachtet werden. Da hat die junge Mannschaft ein gutes, beherztes Spiel hingelegt. Das Spiel gegen Liverpool war allerdings sehr schlecht. Das muss man nicht schönreden. Ich bin ja auch einer, der nach Niederlagen oft sagt, das war eigentlich ein gutes Spiel. Das war dieses Mal nicht der Fall.
Frage: Was lief konkret falsch?
Hummels: Wir haben es Liverpool viel zu einfach gemacht, sorglos und leichtfertig agiert. Da gab es viele Punkte, an denen wir arbeiten müssen, an denen wir auch schon via Gespräch gearbeitet haben. Manchmal ist es gut, einen Schuss vor den Bug zu kriegen, wir haben aber schon zwei, drei bekommen. Das muss jetzt das letzte Mal der Fall gewesen sein, sonst wird das ein ganz schwerer August.
Frage: Es ehrt Sie, dass Sie nicht nach Ausreden suchen. Dabei würde jeder Sportwissenschaftler die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, ob der Bedingungen, unter denen sie trainiert haben.
Hummels: Es geht natürlich besser, klar. Wir sind körperlich nicht bei hundert Prozent, haben auch ein paar Nachzügler dabei, aber für viele Dinge ist die Vorbereitung keine Erklärung und darf auch nicht als Alibi herhalten. Wir haben einfach so vor uns hin gespielt, ein bisschen gekickt, ohne uns zu überlegen, welche Konsequenzen daraus entstehen. Wenn dann eine Mannschaft so diszipliniert spielt und einen so guten Plan verfolgt wie Liverpool, kriegt man richtig auf die Mütze. Wir wissen aber auch, wie viel wir falsch machen mussten, damit es so aussieht wie es aussah. Das wird nicht mehr vorkommen. Das war das schlechteste Spiel, seitdem ich bei Bayern bin.
Frage: Und Liverpool hatte den perfekten Plan.
Hummels: Wir haben ihnen perfekt in den Plan gespielt.
Frage: Nun ist die Müdigkeit das eine und das fehlende Konzept das andere. Ist Letzteres Ersterem geschuldet?
Hummels: Es fehlt auf jeden Fall in allen Punkten. Wir sind in keinem Bereich da, wo wir sein wollen. Das sind aber manchmal auch temporäre Sachen. Wir hatten in den Testspielen viele, große individuelle Fehler. Auch wenn es komisch klingt, wir hatten gegen Liverpool sechs gute Minuten, bis uns ein komplett einfacher Ballverlust das Spiel gekostet hat. 6 von 90 Minuten sind natürlich viel zu wenig, aber man sieht, wie schnell so ein Spiel kippen kann. Die Fehler müssen wir abstellen, die sind nur zu einem Teil der Müdigkeit geschuldet.
Frage: Nach der Niederlage gegen Neapel gab es in der Arena sehr viele Pfiffe...
Hummels: Gab es die am Dienstag nicht?
Frage: Nicht so viele wie am Mittwoch.
Hummels: Gestern wären sie angebracht gewesen. Wenn man sieht, wer auf dem Platz stand und wie sich die Jungs geschlagen haben, waren die Pfiffe falsch getimed und kamen wohl 20 Stunden im Nachhinein für uns.
Frage: Thomas Müller hat gesagt, die Spieler seien jetzt gefordert. Sie meinten es hätten schon Gespräche stattgefunden. Worum ging es?
Hummels: Das bleibt unter uns. Aber die, die sich einen Kopf über das große Ganze machen, schauen sich die Sache an.
Frage: Sind Sie froh, dass die Testspiele jetzt vorbei sind und es am Samstag in Dortmund um den ersten Titel geht?
Hummels: Da reden wir am Samstag nochmal drüber. Vielleicht wär's uns dann lieber, es wäre nur noch ein Testspiel gewesen.
Frage: Welche Bedeutung hat der Supercup?
Hummels: Eine große Bedeutung, definitiv. Das wird ein ganz knackiges Spiel, sehr spannend, sehr interessant, sehr intensiv. Wir werden mit der richtigen Einstellung an den Start gehen, trotzdem kann es sehr schwer werden. Es wird ein unglaublicher Härtetest. Beide Mannschaften haben in den Testspielen nicht die tollsten Ergebnisse abgeliefert, aber das heißt zum Glück in dem Fall gar nichts für die Pflichtspielsaison.