Bundesliga stellt Transferrekord auf und kratzt an 600 Millionen-Marke

SID
Bundesliga
© getty

Den Transferrekord geknackt, an der 600-Millionen-Euro-Schallmauer gekratzt: Die 18 Klubs der Bundesliga haben sich dem bedenklichen Trend zu ausufernden Ablösen im Profifußball nicht verschlossen und sind im Sommer auf dem Transfermarkt in neue Dimensionen vorgestoßen. Fast 600 Millionen Euro investierten die Vereine in der am Donnerstagabend endenden Transferperiode in neues Personal - die Geldschwemme auf dem internationalen Markt und der milliardenschwere neue TV-Vertrag machen es möglich.

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Die höchsten Ausgaben verzeichnete Rekordmeister Bayern München, der allein rund 100 Millionen Euro vom Festgeldkonto abhob. Allerdings: Im Vergleich zu den internationalen Top-Klubs hielten sich die Bayern noch verhältnismäßig zurück, gegen astronomische Einzelzahlungen wie im Fall Neymars (222 Millionen/Paris St. Germain) oder des Ex-Dortmunders Ousmane Dembele (FC Barcelona/105 Millionen plus 42 Millionen Bonuszahlungen) sperrte sich der deutsche Meister.

"Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wohin das noch alles führen soll", warnte Klub-Präsident Uli Hoeneß in der Sport Bild, "wir sind an einem Punkt, wo wir verdammt aufpassen müssen. Denn irgendwann hat vielleicht der Zuschauer dann doch mal die Schnauze voll." Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge forderte im kicker gemeinsame Anstrengungen der Organisationen FIFA, UEFA, ECA und FIFPro sowie der Politik, um die rasante Entwicklung der Ablösesummen zu bremsen.

Jene Entwicklung war - wenn auch in anderen Maßstäben - ebenfalls bei den Bundesligisten zu beobachten. Corentin Tolisso (Olympique Lyon) kostete die Bayern 41,5 Millionen Euro, nie zuvor gab ein Bundesligist mehr für einen Spieler aus. Hinzu kamen Zahlungen für Niklas Süle (20 Millionen/1899 Hoffenheim) oder die feste Verpflichtung von Kingsley Coman (Juventus Turin/21 Millionen). Dem gegenüber standen Transfereinnahmen von rund 30 Millionen Euro.

Leverkusen, Köln und Gladbach zahlen Rekordablösen

Doch nicht nur die Bayern zeigten sich spendabel. Bayer Leverkusen (Panagiotis Retsos/22 Millionen), der 1. FC Köln (Jhon Cordoba/17), Borussia Mönchengladbach (Matthias Ginter/17), Hertha BSC (Davie Selke/8,5) oder Aufsteiger Hannover 96 (Jonathas/9) zahlten vereinsinterne Rekordablösen, die aber zumindest teilweise durch Spielerverkäufe gedeckt waren.

Größter deutscher Profiteur des Transfer-Irrsinns dieses Sommers war Borussia Dortmund. Der Pokalsieger refinanzierte allein durch den Verkauf Dembélés die Ausgaben von rund 75 Millionen Euro problemlos und verzeichnete noch ein sattes Plus.

Ermöglicht werden die immer höheren Ausgaben teils durch den neuen TV-Vertrag, der den 36 Erst- und Zweitligisten pro Saison insgesamt rund 1,5 Milliarden Euro pro Jahr garantiert. Zeitgleich wächst der finanzielle Spielraum ausländischer Klubs in England, Spanien, Italien oder Frankreich durch immer höhere TV-Einnahmen und das sich weiter verstärkende Engagement von Investoren. Dies kann - wie im Fall Dembele - auch die Möglichkeiten der Bundesligisten erhöhen.

Im europäischen Vergleich agierten die Bundesligisten trotz einer negativen Transferbilanz noch einigermaßen moderat. Die Vereine der finanzstarken englischen Premier League investierten über 1,3 Milliarden Euro, auch die Klubs der Serie A (rund 800 Millionen) und der Ligue 1 (rund 650 Millionen) gaben mehr aus. In Frankreich fiel dabei jedoch ein Drittel allein auf Vizemeister Paris St. Germain.

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