Julian Nagelsmann kann auch dreckigen Ergebnis-Fußball
Der Sieg der TSG Hoffenheim gegen Bayern München war zu großen Teilen auch ein Sieg des 30 Jahre jungen Julian Nagelsmann über seinen erfahrenen, aufgrund seiner Erfolge legendären Trainer-Kollegen Carlo Ancelotti.
Dreimal spielte die TSG unter Nagelsmann nun gegen den Rekordmeister. Die Bilanz: zwei Siege, ein Remis, keine Niederlage. Diese Statistik kommt nicht von ungefähr. Der Trainer-Youngster schaffte es bislang in jedem der Duelle, seiner Mannschaft einen spezifischen Plan mit auf den Weg zu geben. Und wenn dieser nicht funktioniert, diesen auch im Laufe des Spieles anzupassen.
Zu Beginn des Topspiels schickte Nagelsmann sein Team in einer 5-4-1-Grundordnung mit engen Außen auf den Rasen. Weil die Münchner ihr Spiel allerdings anders eröffneten als erwartet und in der Anfangsphase dominierten, passte der 30-Jährige das System nach zehn Minuten auf ein 5-3-2 an.
Vielmehr als die systematische Flexibilität beeindruckte jedoch die Ausrichtung. Die TSG spielte nicht das Hoffenheim-typische offensive Pressing mit schnellem Umschaltspiel, mit dem sie die Bayern im April bereits bezwangen. Stattdessen stand die Mannschaft tief, verdichtete das Zentrum, setzte mehr als üblich auf Faktoren wie Einsatz, Mentalität, Stabilität - und eben Gedankenschnelligkeit und Effizienz.
Mit diesem angepassten Matchplan zog Hoffenheim den Bayern, denen ein klar erkennbarer Plan B fehlte, den Zahn. Nagelsmann unterstrich erneut seine taktischen Qualitäten und zeigte, dass er auch dreckigen, klugen Ergebnis-Fußball kann.
Ein Empfehlungsschreiben an die Bayern. Nicht umsonst hatte Uli Hoeneß erst im März gesagt: "Er ist sicherlich einer der Trainer, die irgendwann einmal für Bayern infrage kommen."