0:4! Warum Adler trotzdem überragend war

Von SPOX/LigaInsider
Im Mittelpunkt der Notendiskussion u.a. Sokratis, Rene Adler und Marcel Heller
© getty

Vor der Saison haben wir Euch ausführlich über den Ausbau unserer Kooperation mit LigaInsider in der Bundesliga-Berichterstattung informiert. Wir erklärten gemeinsam mit unseren Kollegen, inwiefern wir davon überzeugt sind, die objektivsten und damit fairsten Spielernoten Deutschlands anzubieten, und wie diese zustande kommen. Die Länderspielpause wollen wir dazu nutzen, Euch anhand von vier sehr interessanten und rege diskutierten Fallbeispielen aufzuzeigen, wie sich eine bestimmte Note erklären lässt - und welche Anstrengungen wir unternehmen, um unsere "Werkzeuge" noch besser an die reale Fußballwelt anzupassen.

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1. Fallbeispiel: Rene Adlers 1,5 gegen Bayern

4. Spieltag: FC Bayern München - FSV Mainz 05 4:0

Rene Adlers Note beim 0:4 seines neuen Klubs am ersten Wiesn-Wochenende wurde erregt und kontrovers diskutiert. "Wie in aller Welt kann ein Keeper, der vier Stück kassiert, eine 1,5 kriegen?", wunderten sich nicht wenige User.

Ja, wie kann das sein? Nun, dazu muss man wissen, dass LigaInsider die Qualität der Gegentore in die Bewertung mit einbezieht. Im konkreten Fall kassierte Adler zwei Treffer aus Großchancen und einen durch einen abgefälschten Schuss. Einem Keeper Tore negativ anzulasten, bei denen er nur eine minimale oder überhaupt keine Abwehrchance besaß, ist unfair. Diese Abwertung findet also bei der Ermittlung der Note nicht statt.

Dazu kommen zahlreiche Pluspunkte, die Adler sammelte: Er wehrte allein sieben Schüsse aus "gefährlicher Zone" ab, d.h. aus kurzer Distanz zum Tor. Zwei davon waren Großchancen, was wiederum bedeutet, der Schütze war nicht nur nicht weit weg vom Kasten der Mainzer, er hatte dazu auch freie Bahn. Und schließlich leistete sich Adler keinen einzigen Fehler. Er unterlief nicht etwa eine einzige Flanke oder fiel anderweitig negativ auf.

Für den Hinterkopf: LigaInsider misst die Torwartleistung an über 40 positionsspezifischen Werten.

Man könnte die Frage vom Anfang ins Gegenteil umkehren: "Wenn ein Torwart eine herausragende Leistung zeigt, warum sollte er nicht auch eine gute oder sogar sehr gute Note erhalten, auch wenn sein Team 0:4 baden geht?"

2. Fallbespiel: Marcel Hellers 4,5 gegen Köln

3. Spieltag: FC Augsburg - 1. FC Köln 3:0

Hellers Note kommt ein wenig wie der Gegenentwurf zum Adler-Thema daher. Da gewinnt Augsburg deutlich und einer der Besten aus der Offensive des Siegers schneidet richtig schwach ab. Schwacher Trost: Heller hat die 4,0 nur um einen Hauch verpasst, aber knapp vorbei ist ...

Hellers schlechte Note kommt durch eine Vielzahl von schwächeren bis schwachen Aktionen zustande. Eine Auswahl:

- Ballverluste durch schlampige Annahmen oder fehlgeschlagene Dribblings

- 13 Ballverluste im letzten Drittel, alleine vier davon bei einfachen Pässen

- nur zwei Aktionen, in denen er sich außerhalb des letzten Drittels einem Mitspieler anbot

- fünf Mal wurde er im "Kopfball gesucht" (bei LigaInsider eine eigene Kategorie), fünf Mal ging das Duell verloren

Zwischenfazit: Ungeheuer viele Ballverluste bzw. unergiebige Aktionen.

Jetzt wird der eine oder andere anführen, dass Heller sogar einen Scorerpunkt sammelte, schließlich holte er ja den Foulelfmeter heraus, den Alfred Finnbogason zum 2:0 verwandelte. Dieser Assist ist uns bei der Bewertung natürlich nicht entgangen, nur wird unterschieden: Heller wurde von Jonas Hector umgeschubst. Diese Vorarbeit schlägt weniger positiv zu Buche als ein "richtiger" Assist. LigaInsider wertet eine schwache Aktion von Hector, nicht so sehr eine starke von Heller.

Schließlich gibt es eine weitere Kategorie, in der Heller auch nicht eben ein Feuerwerk abbrannte: das Spiel gegen Ball. Ein gewonnener Defensivzweikampf und fünf geblockte bzw. aufgehaltene Bälle, die aber allesamt nicht zu einem Ballgewinn für den FCA führten, stehen hier zu Buche.

Macht unter dem Strich eine schlechte Note, wenngleich es fast für ein "ausreichend" gelangt hätte.

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