Allein in den vergangenen fünf Jahren kam es 18 Mal zum Duell zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München. Am Samstag treffen BVB und FCB in der Bundesliga erneut aufeinander (18.30 Uhr im LIVETICKER), die Ausgangslage ist mal wieder brisant. SPOX blickt auf die fünf emotionalsten Duelle der jüngeren Vergangenheit zurück.
11. April 2012: 30. Spieltag, BVB - FC Bayern 1:0
Alles oder nichts lautet die Devise der Bayern für diese Partie, die zur Hochphase der Dortmunder Vollgasveranstaltungen unter Jürgen Klopp steigt. Der BVB wurde im Vorjahr Meister, einen Monat später stehen sich beide Teams im Pokalfinale gegenüber (siehe Seite 2).
Die Bayern benötigten in Dortmund einen Sieg, um die drei Punkte Rückstand zu egalisieren, das bessere Torverhältnis hatten sie ohnehin auf ihrer Seite. Die Borussia bestimmt Halbzeit eins, Robert Lewandowski köpft für den BVB kurz vor der Pause an den Pfosten.
Im zweiten Abschnitt drehen die Gäste auf, ohne allerdings zu hochklassigen Torchancen zu kommen. Die Drangphase der Bayern wird stärker - und Dortmund erzielt die Führung. In der Folge eines Eckballs landet die Kugel bei Großkreutz im Rückraum, dessen Schuss fälscht Lewandowski im Getümmel des Strafraums aus kurzer Distanz per Hacke ins Tor ab.
Robben, der in den folgenden Duellen noch zum BVB-Schreck mutieren sollte, hebt das Abseits auf - und wird in der Schlussphase zum tragischen Helden: In Minute 86 verschießt der Niederländer einen an ihm verursachten Elfmeter, woraufhin er von Neven Subotic aus nächster Nähe für seine vermeintliche Schwalbe angeschrien wird.
Für Robben kommt es noch bitterer, denn in der Nachspielzeit knallt er einen Ball über das leere Tor, nachdem ausgerechnet Subotic eine Flanke an die Dortmunder Latte abgefälscht hatte.
12. Mai 2012: DFB-Pokalfinale in Berlin, BVB - FC Bayern 5:2
Einer der größten Siege in der Vereinsgeschichte des BVB beschert das erstmalige Double. Lahm sieht nach der Partie zwar die Bayern als besseres Team, doch dieses wurde von den Dortmundern 90 Minuten zuvor ordentlich abgewatscht.
Die Münchner leisten sich durchweg Konzentrationsfehler in der Defensive, die die Borussia erstmals bereits nach drei Minuten zur Führung durch Shinji Kagawa nutzt. Das Schema in der Folge wie damals üblich: Bayern hat den Ball, Dortmund attackiert und fährt zahlreiche brandgefährliche Konter.
Doch zunächst steht BVB-Keeper Weidenfeller im Blickpunkt, der sich bei einem Zusammenprall mit Gomez eine Rippenprellung zuzieht und anschließend am selben Kollegen einen Strafstoß verschuldet. Robben verwandelt zum Ausgleich, kurz darauf wird Weidenfeller von Langerak ersetzt.
Nur 16 Minuten nach Elfmeter eins gibt es den nächsten Strafstoß, diesmal für den BVB. Boateng senst Blaszczykowski um, Hummels netzt mit etwas Glück flach ein. Vier Minuten später folgt mit dem Pausenpfiff die wohl spielentscheidende und für die Partie letztlich typische Szene: Unnötiger Ballverlust der Münchner im Vorwärtsgang, Steilpass von Kagawa auf Lewandowski, Tunnel gegen Neuer - 3:1 Dortmund.
Im zweiten Abschnitt lässt der Pole seine Treffer zwei und drei folgen, das zwischenzeitliche 2:4 von Franck Ribery hat keinerlei Einfluss mehr auf die Partie. So steht am Ende eine krachende Niederlage für den FC Bayern, der eine Woche später auch noch das Finale dahoam in der Champions League verliert.
Rückblickend war dieser Abend in Berlin der Startschuss für eine Umkehrung der Verhältnisse. In Finalspielen zwischen dem BVB und Bayern gelang den Westfalen bis dato kein Sieg mehr. Auch auf die Transferpolitik des FCB hat der 12. Mai 2012 Einfluss, das Umdenken führte nur Wochen später zum damals teuersten Einkauf der Bundesligageschichte (40 Millionen Euro für Javi Martinez). Und bald schloss sich mit Götze der erste Dortmunder dem Rivalen an. Es sollte nicht der letzte gewesen sein...
25. Mai 2013: Champions-League-Finale in London, FC Bayern - BVB 2:1
Es ist der Höhepunkt der jüngeren Rivalität zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund. Nach zwei BVB-Meisterschaften und der 2:5-Demütigung im Pokalfinale ein Jahr zuvor haben die Bayern zurückgeschlagen.
Die Meisterschaft haben die Münchner längst in der Tasche, aber in diesem Spiel steht der Ruf einer ganzen Generation auf dem Spiel. "Als wir in Wembley gegen Dortmund angetreten sind, war der Druck unglaublich groß. Vor allem für unsere Generation: für Basti, Franck, Arjen und mich", sagt Philipp Lahm heute.
Das merkt man auch im Spiel: Die Bayern beginnen nervös, Dortmund hat die besseren Möglichkeiten, aber angeführt von Javi Martinez arbeiten sich die Bayern ins Spiel. Führung durch Mario Mandzukic, Ausgleich durch Ilkay Gündogan per Elfmeter und dann die 89. Minute.
Ein langer Ball von Boateng landet bei Ribery, der die Kugel behauptet und auf den einlaufenden Robben ablegt. Der hebt das Ding an Weidenfeller vorbei und der Ball kullert über die Linie. Bayern auf dem Gipfel, Dortmund am Boden.
Die Münchner machen sich eine Woche später in Berlin zum Triple-Sieger. Die Dortmunder erleben das eigentliche Ende der Ära Klopp.
17. Mai 2014: DFB-Pokalfinale in Berlin, FC Bayern - BVB 2:0 n.V.
Die Bayern dominieren die Liga, holen 90 Punkte, aber in der Champions League scheidet Pep Guardiola mit seiner Mannschaft in seinem ersten Jahr krachend gegen Real Madrid aus. Nach dem Triple nur ein Single würde den Bayern große Diskussionen bescheren, der größere Druck liegt also wieder auf den Münchnern.
Die Vorzeichen sind ungünstig, die Personalprobleme vor dem Endspiel in Berlin groß. Guardiola überrascht mit Dreierkette und Hojbjerg als Rechtsaußen und Rafinha als Linksaußen im Mittelfeld. Am Ende konzentriert sich die Diskussion aber nicht auf die Aufstellung oder die Taktik, sondern auf eine Schiedsrichterentscheidung.
Einen Freistoß von Schmelzer verlängert Lewandowski am Fünfer mit dem Rücken, Hummels köpft im Fallen Richtung Tor, Dante haut den Ball auf der Linie weg. Das ist zumindest die offizielle Version, denn das Schiedsrichtergespann entscheidet auf kein Tor. Aber die Fernsehbilder zeigen klar: Der Ball war drin. Torlinientechnik und Videobeweis gab es damals noch nicht.
"Warum werden Torrichter in Sibirien eingesetzt und nicht im Finale bei einem der größten Verbände der Welt?", meint BVB-Trainer Klopp. "Wenn der Spieler mit dem rechten Bein auf der Torlinie steht und mit dem linken Bein den Ball wegschlägt, müsste er dem Cirque du Soleil angehören, um das machen zu können, ohne dass der Ball hinter der Torlinie war."
Aber das Tor in der 65. Minute zählt nicht, das Spiel geht in die Verlängerung. Es ist ein packendes Endspiel zweier Mannschaften am Limit. Und wieder ist es Robben, der den BVB für einen Fehler von Weidenfeller und Großkreutz bestraft. Müller macht kurz vor Schluss mit letzter Kraft das 2:0. Wieder geht der Pokal nach München.
28. April 2015: DFB-Pokal-Halbfinale, FC Bayern - BVB 1:3 n.E.
Am 15. April geben Borussia Dortmund und Jürgen Klopp ihre Trennung bekannt, 13 Tage später geht es um Klopps Traum. Der, so sagte er es auf der Trennungspressekonferenz, sei "noch einmal mit gutem Grund auf dem Lastwagen um den Borsigplatz zu fahren. Das wäre ziemlich lässig."
Da in der Meisterschaft lange Abstiegskampf angesagt und auch in der Champions League schon im Achtelfinale gegen Juventus Turin Schluss war, blieb der DFB-Pokal als letzte Titelchance.
Das Spiel in München beginnt schlecht für den BVB. Die Bayern sind trotz Personalproblemen haushoch überlegen und gehen durch Lewandowski in der 29. Minute in Führung. "Es war unser bestes Spiel gegen den BVB in meiner Amtszeit", wird Guardiola nach dem Spiel sagen.
Aber sein Team lässt beste Chancen liegen und verpasst es drei, vier, fünf Tore zu schießen. Der BVB bestraft diese Nachlässigkeit durch Aubameyang. Plötz ist Dortmund da und hat sogar die Chance zum Sieg. In der Verlängerung ist Bayern wieder am Drücker, aber die Entscheidung fällt im Elfmeterschießen.
Und das sollte historisch werden. Lahm beginnt, rutscht aus, vorbei. Gündogan trifft. Alonso rutscht aus, vorbei. Kehl trifft. Götze scheitert an Langerak, Hummels an Neuer. Der Bayern-Torhüter tritt selbst an und knallt das Ding an die Latte. Der BVB gewinnt das Elfmeterschießen mit 2:0 und fährt nach Berlin.
Klopps Traum geht trotzdem nicht in Erfüllung, im Finale ist Wolfsburg zu stark und gewinnt 3:1. Der Borsigplatz bleibt leer.