An der Zurechnungsfähigkeit von Mario Gomez hatte ohnehin niemand gezweifelt - auch wenn seine Rückkehr zum VfB Stuttgart überraschend kam.
Aber um es nochmal klarzustellen, sagte der Torjäger bei seiner offiziellen Vorstellung im VfB-Trainingslager im spanischen La Manga: "Ich bin ja nicht komplett wahnsinnig. Wenn ich gesehen hätte, die Mannschaft hat keinen Stich, dann hätte ich es nicht gemacht."
Gomez hat also wohlüberlegt gehandelt, als er kurz vor Weihnachten bis 2020 bei seinem Jugendverein unterschrieb und damit nach über acht Jahren sozusagen heimkehrte. "Die Meisterschaft mit Stuttgart (2007; Anm. d. Red) war sicherlich was Besonderes. Das ist auch nicht so dahergesagt. Hier bin ich zum Mann geworden", sagte Gomez.
Der 32-Jährige sieht dort auch die größten Chancen, sich seinen Traum von der WM in Russland zu erfüllen. Diese Voraussetzungen fand er beim VfL Wolfsburg nicht mehr vor.
"Zu viele Schulterklopfer in Wolfsburg"
"Diesen Reiz brauchte ich nochmal. Solange ich spiele, will ich ein entscheidender Spieler sein", betonte Gomez, der ja in Wolfsburg sogar Kapitän war, aber erkannte: "Ich hatte zu viele Schulterklopfer und das Gefühl, ich brauche diese Veränderung." So entwickelte sich im stillen Kämmerlein Stück für Stück dieser bemerkenswerte Wechsel für 3,5 Millionen Euro.
Beim VfB sind sie der Überzeugung, dass Gomez das fehlende Puzzlestück ist, um die Bundesliga zu erhalten. Das Team von Hannes Wolf ist bis dato eine Ansammlung teils besonders begabter junger Fußballer, die aber die mentale Wucht, die ein Abstiegskampf zu entfalten vermag, nicht gut kennen.
Gomez sei die "Wunschlösung", sagte Sportvorstand Michael Reschke, "er ist ein absoluter Mentalitätsspieler, der unsere Mannschaft entscheidend besser machen wird."
VfB-Coach Wolf findet es deswegen "supercool, dass Mario bei uns ist. Es geht darum, dass wir ihm die Möglichkeit geben, seine Qualität auszuschöpfen", sagte er der Bild-Zeitung. Die ersten Trainingseindrücke gefielen Wolf.
Gomez ist ja auch im Abstiegskampf inzwischen gestählt, er war in Wolfsburg ein Hauptgrund für den Klassenverbleib. Auch diese Erfahrung bringt er nun mit - und eine Menge Motivation.
"Kein Gute-Laune-Bär"
"Ich bin nicht gekommen um den Gute-Laune-Bär zu spielen oder um Fritzle zwei (VfB-Maskottchen/Anm.d.Red.) zu machen. Ich habe den sportlichen Ehrgeiz, ich will noch und ich kann noch", sagte Gomez mit einem entschlossen Gesichtsausdruck. Für den einstigen Triple-Sieger mit dem FC Bayern genügt nun vermeintlich biederer Klassenkampf in der Liga.
Dass der 71-malige Nationalspieler, der Bundestrainer Joachim Löw nicht in seine Wechselpläne einweihte, für den VfB eine außergewöhnliche Rolle einnimmt, bekam auch einen symbolischen Ausdruck.
Coach Wolf berief die neue Leitfigur gleich in den Mannschaftsrat. Gomez, das steckt irgendwie auch hinter dieser Botschaft, soll nicht nur treffen, er soll Halt geben.
Nun geht es darum, idealerweise schon bis zum 13. Januar und dem Rückrundenauftakt gegen Hertha BSC, eine funktionierende Verbindung zwischen Gomez und der Mannschaft zu schaffen.
Die Qualität, um sich in der Bundesliga zu halten, sei vorhanden, sagte Gomez. Die seine ist eh unbestritten. "Mario wird seine Tore schießen, davon sind wir überzeugt", meinte Reschke. Und vor allem daran krankte es beim VfB in der Hinrunde.