Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund kommen sich auf dem Transfermarkt in schöner Regelmäßigkeit in die Quere. Der Werksklub war einst beispielsweise mit Sokratis schon recht weit, eher sich dieser doch anders entschied und beim BVB unterschrieb.
Dortmund bot auch für Karim Bellarabi, doch Leverkusen gab nicht klein bei. Bevor Peter Bosz Trainer der Borussia wurde, führte er mit Bayer Gespräche. Und dann war da noch das Gerangel um Ömer Toprak.
Ihn wollten die Westfalen schon vor der letzten Saison holen und offerierten Leverkusen über 20 Millionen Euro. Rudi Völler und Co. blieben jedoch bei ihren Forderungen, die gar nicht so weit vom Dortmunder Angebot entfernt lagen. Der BVB sagte dennoch nein und schnappte sich Toprak somit ein Jahr später für die festgeschriebene Ablösesumme von zwölf Millionen Euro.
Toprak blieb unter Bosz für Bartra im Team
Der türkische Nationalspieler galt als Wunschspieler von Thomas Tuchel, auch wenn Sportdirektor Michael Zorc dieser Darstellung entgegen trat. Der Rest ist bekannt: Tuchel wurde entlassen und Toprak nahm nach einer schwachen letzten Saison unterm Bayer-Kreuz seine Arbeit unter Bosz auf.
"Ich erhoffe mir, dass Ömer durch den Vereinswechsel neuen Schub, neuen Elan und neue Motivation bekommt - und leistungsmäßig noch mal einen Schritt nach vorne macht", sagte Zorc über die Neuverpflichtung.
Dieser Wunsch erfüllte sich anfangs jedoch nicht. Toprak musste bis zum 4. Bundesligaspieltag warten, ehe ihn Bosz in die Startelf beorderte. Da Konkurrent Marc Bartra immer weiter schwächelte, blieb Toprak in der Mannschaft. Dem BVB gelang ein sensationeller Start in die Saison, doch trotz dessen wurde die Abwehrarbeit unter dem Niederländer kritisch beäugt.
Toprak bei BVB-Fans im Kreuzfeuer der Kritik
Im Fokus stand auch Toprak, der wie das gesamte Team größere Probleme mit Boszs Herangehensweise des hohen Vorwärtsverteidigens offenbarte. Diese kannte er zwar schon aus Leverkusen von Trainer Roger Schmidt, doch wie seine Nebenmänner geriet Toprak immer weiter in die Abwärtsspirale.
Der Türke agierte fahrig, ließ sich leicht ausspielen und hatte Probleme, den richtigen Moment des Herausrückens zu antizipieren. Den Dortmunder Anhängern war das schnell zu viel, Toprak stand in den sozialen Medien im Kreuzfeuer der Kritik.
So ist es in der heutigen Zeit bei aller berechtigen Beanstandung bedauernswerterweise häufig: Neuzugängen wird kaum eine Phase der Eingewöhnung zugestanden. Zumal Toprak nicht der erste Spieler wäre, der über das nötige Vertrauen des Trainers verfügen muss, um den Prozess des Ankommens zügiger abzuschließen.
Unter Stöger gelang Toprak ein gewaltiger Sprung
Dies gelang ihm unter Bosz zweifelsfrei nicht. Allerdings ist der 28-Jährige derzeit drauf und dran, den Eindruck des ersten halben Jahres wegzuwischen. Seit Stöger beim BVB übernahm, fehlte Toprak keine Sekunde.
Offensichtlich dabei geholfen hat Toprak die deutlich defensivere Ausrichtung und das Vertrauen von Stöger. Er darf nun weiter hinten verteidigen und tiefer stehen, so wie er es den Großteil seiner Karriere gemacht hat. Zweikämpfe, Balleroberungen, Luftduelle, Antizipation, Spielaufbau - in all diesen Disziplinen hat Toprak zuletzt einen gewaltigen Sprung gemacht.
Stöger äußerte in den letzten Wochen zudem häufiger seine Zufriedenheit mit der Abwehrarbeit. Sechs Gegentore fingen sich die Dortmunder in der Bundesliga unter seiner Regie.
BVB-Abwehrchef? Toprak bringt sich in Position
Blickt man auf die Zeit in Köln, scheint es Stögers Spezialgebiet zu sein, seine Innenverteidiger zu Formverbesserungen zu verhelfen. Dominique Heintz, Mergim Mavraj, Dominic Maroh, Kevin Wimmer - alle unter Stöger stabiler geworden.
Durch seine Leistungen unter dem Österreicher hat sich Toprak nun in Position gebracht um die Rolle des Abwehrchefs, die seit dem Abgang von Mats Hummels von Sokratis bekleidet wurde. Der Grieche hat jedoch mit sich zu kämpfen und spielt seine inkonstanteste Saison in Schwarzgelb.
In Manuel Akanji, der am Samstag gegen den Hamburger SV ein überzeugendes Startelfdebüt feierte, hat Dortmund eine weitere Alternative in der Hinterhand. Sokratis wird sich strecken müssen, denn läuft es weiter wie bisher, dann könnte sich die Hierarchie in der Innenverteidigung verändern - mit Toprak als gesetztem Spieler.