*Anmerkung des Autors: Ja, ein paar der folgenden Rechenspiele kann man nicht unbedingt ernst nehmen. Die Leistungen der Bayern-"Verfolger" - das Wort sei hier nur im weitesten Sinne gebraucht - aber auch nicht.
Von einem "Geschmäckle" sprach Mats Hummels, als er vor kurzem auf den Vorsprung seiner Bayern in der Liga angesprochen wurde. Es fehle "definitiv" eine zweite oder dritte Mannschaft, die "richtig konstant punkten kann".
Geholfen hat die Aufmunterung in Richtung Konkurrenz, doch bitte den einen oder anderen Dreier einzufahren, nur bedingt. Zum Zeitpunkt der Kollegenschelte, nach dem 19. Spieltag, hatten die Bayern 16 Punkte Vorsprung. Nach dem 2:0-Sieg bei Mainz 05 sind es 18 Punkte - sollte Eintracht Frankfurt am Sonntag gegen den FCA gewinnen, wären es 17 Zähler.
Nun kann man nicht von jedem Team erwarten, 13 von 14 Spielen in der Liga zu gewinnen, wie es dem Rekordmeister seit dem Heynckes-Comeback gelang. Derart dominant sind die Münchner, dass man trotz des verpatzten Saisonstarts unter Carlo Ancelotti nur einen Punkt hinter der Triple-Saison 2012/2013 liegt. Damals stellte man mit 91 Punkten nach 34 Spieltagen einen bis heute gültigen Rekord auf.
Wie anfällig sich die Anwärter auf die Champions League und das internationale Geschäft zuletzt präsentierten, ist einfach nur historisch schlecht. Zur Erinnerung: Am 10. Spieltag übernahmen die Bayern nach einem 2:0 über RB Leipzig die Tabellenspitze. Die kollektive Bilanz der Jäger seit diesem 10. Spieltag ist erschreckend.
Bayern-Verfolger: So schwach wie noch nie? | |
Verein | Punkte seit dem 10. Spieltag (elf Spiele) |
Bayern München | 30 |
Bayer Leverkusen | 20 |
Eintracht Frankfurt | 18* |
Schalke 04 | 17 |
RB Leipzig | 16 |
Borussia Dortmund | 14 |
Borussia Mönchengladbach | 14 |
*zehn Spiele
Fazit: Von den sechs Teams, die derzeit Rang 2 bis Rang 7 belegen, hat es kein einziges geschafft, über ein knappes Saisondrittel im Schnitt zwei Punkte pro Spiel zu holen. Kollektiver Schwächeanfall? Ist die Übermacht der Bayern zu demoralisierend? Oder ist es eben doch ein Armutszeugnis für die zweite Reihe der Bundesliga?
Gerade der zweite Platz scheint mit einem Fluch belegt zu sein. Wer auch immer die Position direkt hinter den enteilten Bayern einnimmt, scheint sich in zuvorkommender Höflichkeit zu überbieten und prompt den Weg freizumachen. "Nein, nein, nach Ihnen - ich bestehe darauf!"
Seit Bayern Tabellenführer ist: Fluch des zweiten Platzes? | |||
Spieltag | Team auf Platz 2 | Ergebnis am folgenden Spieltag | Langfristiger Trend |
10 | Borussia Dortmund | 1:3 | Fünf Spiele ohne Sieg |
11 | RB Leipzig | 2:2 | Ein Sieg aus sechs Spielen |
12 | Schalke 04 | 4:4 | Ein Sieg aus sieben Spielen |
13 | RB Leipzig | 0:4 | Vier Spiele ohne Sieg |
14 | RB Leipzig | 2:2 | Ein Sieg aus sechs Spielen |
15 | RB Leipzig | 1:1 | Zwei Spiele ohne Sieg |
16 | Schalke 04 | 2:2 | Ein Sieg aus fünf Spielen |
17 | Schalke 04 | 1:3 | Zwei Spiele ohne Sieg |
18 | RB Leipzig | 1:2 | Ein Sieg aus drei Spielen |
19 | Bayer Leverkusen | 2:0 | 4 Punkte aus zwei Spielen |
20 | Bayer Leverkusen | 0:0 | ? |
Unglaublich: Von den letzten elf Spielen hat der Tabellenzweite der Bundesliga gerade mal ein einziges gewonnen.
Vier Niederlagen, sechs Unentschieden, ein Dreier. Eine erschütternde Bilanz. Wenn aber partout kein Verein Anspruch auf den Rang des ersten Bayern-Verfolgers erheben will, muss man sich eben auch nicht wundern, wenn die Mannschaft auf dem Platz dann so spielt. Wer Watzke, Rangnick und Co. zuhört, bekommt den Eindruck, dass eigentlich alle am liebsten Vierter werden wollen. Ein schönes, schattiges Plätzchen, weit weg von Anspruchsdenken und dem damit einhergehenden Druck.
Den internationalen Vergleich kann man dementsprechend unkommentiert stehen lassen:
Punkte des Zweitplatzierten nach dem 20. Spieltag | ||
Liga | Team | Punkte nach dem 20. Spieltag |
Premier League | Manchester United | 43 |
Primera Division | Atletico Madrid | 43 |
Serie A | Juventus Turin | 50 |
Ligue 1 | AS Monaco 42 | 42 |
Bundesliga | Bayer Leverkusen | 34 |
Damit bleibt eigentlich nur eine Frage offen: Können die Bayern angesichts des sich stetig vergrößernden Vorsprungs so früh Meister werden wie noch nie? 2014 krönte man sich bereits sieben Spieltage vor Schluss zum Champion. Ist diese Marke zu knacken?
Wann kann Bayern den Spielbetrieb einstellen?
Gehen wir erst einmal davon aus, dass die Eintracht den kurzzeitigen Ausflug auf Platz zwei am vergangenen Wochenende gut verdaut hat und gegen Augsburg einen Dreier einfährt. Damit hätte Bayern bei noch 13 ausstehenden Spielen 17 Zähler Vorsprung.
Nun gibt es unterschiedliche Möglichkeiten:
- Seit dem 10. Spieltag - also seit den Bayern an der Tabellenspitze - hätte sich der Punktestand des Zweitplatzierten von 20 auf 37 Punkte erhöht. Das sind im Schnitt rund 1.55 Punkte. Hält man diesen Schnitt, kämen zu 37 Punkten bei noch 13 Spieltagen etwa 20 Punkte dazu. Heißt: 57 Punkte für Platz 2.
- Nimmt man den bisherigen Schnitt über die gesamte Saison gesehen, hätte die Eintracht 1.76 Punkte pro Spieltag eingeheimst. Hochgerechnet auf 34 Spieltage: 60 Punkte für Platz 2.
Die Bayern haben unter Jupp Heynckes knapp 2.8 Punkte pro Spiel erzielt. Halten sie diesen Schnitt, könnte man bei erster Variante schon nach 23 Spieltagen den Spielbetrieb ein- oder die F-Jugend aufstellen - der Titel wäre fix. Bei zweiter Variante bräuchte es immerhin ein Spiel mehr.
Nimmt man den Schnitt von Heynckes und Ancelotti, wären es "nur" 2.52 Punkte pro Partie. Hochgerechnet müsste man damit bis zum 24. bzw. 25. Spieltag Vollgas geben. Damit wäre man erst am 4. März nach dem Gastspiel beim SC Freiburg Meister. Enttäuschend.
Wann ist Bayern rechnerisch Deutscher Meister?
Aber gut, es hat ja schon einige Aufholjagden in der Geschichte des Fußballs gegeben. Wann wären die Bayern also auch rechnerisch nicht mehr vom Spitzenplatz zu verdrängen?
Legt man beim ersten Verfolger die "maximalen" 1.76 Punkte pro Spiel zugrunde, bei den Bayern die "minimalen" 2.52, würde sich der Vorsprung pro Spieltag um etwa einen Dreiviertelpunkt erhöhen. Damit hätten die Bayern neun Spieltage vor Schluss 20 Punkte Vorsprung, sieben Spieltage vor dem Ende wären es 21.5. Das wäre kein neuer Rekord.
Im "Bestfall" würde man an den Isar jeden Spieltag 1.25 Punkte gutmachen (2.8 - 1.55). Neun Spieltage vor dem Ende wären es 22 Punkte, acht Spieltage vor Schluss 23.25. Also erneut kein neuer Rekord. Bitter.
Nach all diesen Rechenspielen bleibt uns also nur ein einziges Fazit:
Die Bayern können nur hoffen, dass Frankfurt am Sonntag verliert.