Im SPOX-Interview spricht Veh über seine Tierliebe, die Zeit ohne Job, lustige Kommentare auf der Tribüne und drei aktuelle Themen: das Niveau der Bundesliga, die Diskussion um 50+1 und die Kritik an Montagsspielen.
SPOX: Herr Veh, hat Ihr Hund Balou auch zweimal gebellt, als Sie das Angebot vom 1. FC Köln erhielten?
Armin Veh: Nein. Das Traurige daran ist, dass mein großer Schatz Jerry vor einem Jahr gestorben ist. Balou ist erst acht Monate alt und zu klein, um solche Dinge zu verstehen. Ihn will ich aktuell noch nicht mit meinen Gedanken überfordern. Mit Jerry, der sieben Jahre alt geworden ist, hätte ich mich in der Phase der Entscheidungsfindung sicherlich länger unterhalten - und vielleicht auch abgewartet, ob und wie er bellt. (lacht)
SPOX: Sie besaßen schon als Kind einen Dackel. Woher kommt die Leidenschaft für Hunde?
Veh: Damals war das meine eigene Initiative. Bei Kindern kann es vorkommen, dass sie sich ein Haustier wünschen, sich nach einer Weile aber nicht mehr darum kümmern. Bei mir war das von klein auf anders, ich habe die Hunde als meine Freunde betrachtet. Ich habe zu Tieren generell ein besonderes Verhältnis, nicht nur zu Hunden. Früher hatte ich auch einen Kater. Ich liebe Tiere.
SPOX: Ihr Hund George wurde stolze zwölf Jahre alt. Fiel es Ihnen schwer, sich anschließend den nur acht Wochen alten Jerry zuzulegen?
Veh: Ein Hund gehört für mich einfach zum Leben dazu. Deshalb war für mich klar, dass es einerseits einen großen Verlust bedeutet, ich mich aber auch bald nach einem neuen Hund sehnen würde. Zwölf Jahre alt zu werden ist für einen Hund toll, daher war das in Ordnung. Trotzdem fühlte es sich an wie der Tod eines Familienmitglieds. Ich habe sehr gelitten.
SPOX: Wie erging es Ihnen beim Tod von Jerry?
Veh: Als er urplötzlich an einem Tumor starb, musste ich raus aus meinem Haus, weil ich dort in dem Moment nicht mehr sein wollte. Ich habe meine Familie eingepackt und wir sind zehn Tage weggefahren. Das war wirklich ganz, ganz bitter - einer der schlimmsten Momente in meinem Leben.
SPOX: Träumen Sie noch immer von einem eigenen Bauernhof mit vielen Tieren?
Veh: Ja. Das ist ein interessanter Gedanke für mich und ich kann mir das durchaus vorstellen. Ob es aber so kommt, weiß ich aktuell nicht.
Veh über die Zeit ohne Job und das Problem in Stuttgart und Frankfurt
SPOX: Theoretisch hätten Sie dieses Projekt vor Ihrem Einstieg in Köln vorantreiben können. Sie waren über eineinhalb Jahre ohne Job, das war Ihre längste Pause bislang. In dieser Zeit waren Sie unter anderem als TV-Experte tätig. Was haben Sie sonst noch gemacht?
Veh: Ich habe mein geregeltes Leben, das ich zuvor als Trainer hatte, auch privat erhalten. Ich bin vier Mal die Woche zum Training ins Fitnessstudio gegangen und habe meinen Sport-Rückstand aufgeholt. Wenn ich gearbeitet habe, kam das immer zu kurz. Das ist hier in Köln auch wieder so. Ansonsten habe ich zahlreiche Länder bereist oder meine Freunde besucht, die ich glücklicherweise auf meinen früheren Trainerstationen kennengelernt habe. Mir war auch ohne Job nie langweilig. Das hätte auch bis zu meinem Lebensende so weitergehen können. (lacht)
SPOX: Haben Sie die Dinge, die Ihnen unmittelbar davor auf den Stationen in Stuttgart und Frankfurt widerfahren sind, irgendwie aufgearbeitet?
Veh: Ja, die Analyse war relativ einfach für mich und dauerte auch nicht lange. Entscheidend für einen Job als Trainer war und ist für mich die Leidenschaft, die man dazu zwingend benötigt. Ich habe gemerkt, dass ich die beim jeweils zweiten Engagement in Stuttgart und in Frankfurt nicht mehr hatte. Wenn du die Leidenschaft nicht mehr spürst, nutzt dir auch die ganze Erfahrung nichts.
SPOX: Kam diese Erkenntnis erst in der Pause?
Veh: Nein, ich habe es schon währenddessen gespürt. Ich dachte aber, es geht und dass ich aufgrund der Liebe zu diesen Vereinen darüber hinwegkomme. Wenn die Leidenschaft aber von Anfang an gar nicht da ist, dann ist es ein Trugschluss zu glauben, sie käme automatisch wieder zurück. Es reicht schon, dass dir zwei oder drei Prozent fehlen, dann bist du nicht mehr gut genug, um zu führen und den Job komplett auszufüllen.
SPOX: Inwiefern gibt es denn einen Zusammenhang zwischen der fehlenden Leidenschaft und der Tatsache, dass Ihnen die bei Klubs fehlte, bei denen Sie schon einmal gearbeitet haben?
Veh: Mag sein, dass es den gibt. Ich wollte 2014 nach drei Jahren in Frankfurt eigentlich erstmal eine Pause einlegen. Ich war nach Frankfurt ziemlich ausgebrannt. Wäre der VfB nicht gekommen, hätte ich das auch durchgezogen. Da hat letztlich mein Herz entschieden. Das zweite Mal Frankfurt war ähnlich. Thomas Schaaf hörte überraschend auf, man hat mich gefragt und ich habe zugesagt. So läuft es eben im Leben, man weiß nicht immer alles vorher.
SPOX: Hat es Sie amüsiert, dass Sie nach dem Aus von Peter Bosz als BVB-Trainer gehandelt wurden, während Sie offenbar parallel mit Köln verhandelt haben?
Veh: Ich kenne ja das Geschäft, deshalb war das nichts Außergewöhnliches. Aus Dortmund hat sich aber niemand gemeldet. Kurze Zeit vorher war ich ja auch in Köln als Trainer im Gespräch. Ich hatte immer wieder Anfragen, wollte aber kein Trainer mehr sein. Das habe ich nur nicht öffentlich gemacht. Deshalb sind solche Gerüchte immer mal wieder aufgekommen.
Armin Veh: Seine Stationen als Trainer
Amtszeit | Verein |
2015 - 2016 | Eintracht Frankfurt |
2014 | VfB Stuttgart |
2011 - 2014 | Eintracht Frankfurt |
2010 - 2011 | Hamburger SV |
2009 - 2010 | VfL Wolfsburg |
2006 - 2008 | VfB Stuttgart |
2003 - 2004 | FC Augsburg |
2002 - 2003 | Hansa Rostock |
1998 - 2001 | SSV Reutlingen |
1996 - 1997 | SpVgg Greuther Fürth |
1990 - 1995 | FC Augsburg |
SPOX: Wieso also nun also Geschäftsführer?
Veh: Ich brauchte einfach eine neue Herausforderung. Ich habe schon als Trainer in Reutlingen, Fürth, Augsburg oder Wolfsburg Manageraufgaben übernommen. Beides auf einmal zu erledigen, schaffst du aber nicht zu 100 Prozent. Deshalb wollte ich nach 27 Jahren als Trainer etwas machen, bei dem ich auf andere Weise im Tagesgeschäft eingespannt bin. Das hat mich gereizt und es macht mir jetzt wieder Spaß.
SPOX: War Köln das erste Angebot für solch einen Posten, das Sie erhielten?
Veh: Ja. Denn kaum einer wusste, dass das für mich überhaupt in Frage kommen könnte. Und ich selbst habe nicht aktiv danach gesucht.
Veh über die Wucht des 1. FC Köln und lustige Kommentare auf der Tribüne
SPOX: Sie kennen Ihren Geschäftsführer-Kollegen Alexander Wehrle gut und haben mit ihm schon in Stuttgart zusammengearbeitet. Wären Sie ohne eine solche Verbindung nirgends mehr eingestiegen?
Veh: Das weiß ich nicht. Es war in diesem Fall natürlich hilfreich, jemanden seit Jahren zu kennen, dem ich vertraue und von dem ich weiß, dass er ein Guter ist. Wäre Alex bei einem Verein angestellt gewesen, der mich nicht interessiert, hätte das keine Rolle gespielt. Köln war entscheidend. Der Klub hatte schon immer eine Wucht - und nach meinen ersten Monaten merke ich, dass diese Wucht viel größer ist, als ich annahm. Ich gehe da meist absolut gefühlsabhängig vor. Trotz des Abstiegs bin ich froh, dass ich diese Entscheidung so getroffen habe.
SPOX: Sie haben bei Ihrer Vorstellung noch gesagt, Sie werden nicht neben dem Trainer auf der Bank sitzen. Lange hat dies nicht gehalten. Wieso haben Sie es auf der Tribüne nicht ausgehalten?
Veh: Anfangs war mir wichtig zu betonen, dass ich nicht wie ein Oberlehrer neben Stefan Ruthenbeck sitze möchte. Jetzt kennen wir uns eine ganze Weile, so dass es mir lieber ist, wieder dort unten zu sitzen. Auf der Tribüne fallen hin und wieder Kommentare, bei denen ich mir schwer tue oder die mir zu lustig sind. Auf der Bank kann ich mich einfach voll auf das Spiel konzentrieren.
SPOX: Im letzten Sommer sorgten Sie für Schlagzeilen, weil Sie sagten, es sei noch nie so leicht wie heute, Bundesliga-Trainer zu werden. Was meinten Sie damit?
Veh: Auf jeden Fall nicht das, was daraus gemacht wurde. Das war ein Interview, in dem es inhaltlich um mich persönlich ging. Ich habe gesagt, dass es früher viel schwieriger war, so schnell im höherklassigen Profibereich eine Chance zu bekommen. Das wurde dann leider arg verdreht, so dass es aussah, als wäre ich ein Gegner junger Trainer.
SPOX: Vor 20 Jahren wäre es noch vollkommen undenkbar gewesen, dass Klubs auf Trainer setzen, die um die 30 Jahre alt sind. Wieso hat sich das verändert?
Veh: Es hat auch früher schon immer ein Mischverhältnis bestanden. Christoph Daum oder Peter Neururer waren damals auch sehr jung. Diese Debatte wird mir daher viel zu hoch gehängt. Heutzutage ist es aufgrund der veränderten Anforderungen an das Spiel allerdings definitiv erforderlich, ausgebildet zu werden und den Trainerberuf zu erlernen. Früher gab es Trainer, die auf den Platz kamen und nicht wussten, was sie in der nächsten Minute trainieren. Das geht heute glücklicherweise nicht mehr. Manchmal habe ich allerdings das Gefühl, dass ein ehemaliger Profi, der gerne Trainer werden möchte, schon durch das Raster fällt.