Eintrachts neuer Trainer Adi Hütter im Porträt: Ein Vertrauter der Frankfurter Prinzipien

Von Christian Schmidt
Adi Hütter wird neuer Trainer bei Eintracht Frankfurt.
© getty

In Adi Hütter hat Frankfurts Fredi Bobic einen Nachfolger für den zum FC Bayern abwandernden Niko Kovac gefunden. Die Eintracht wird Hütters nächste Station seiner Trainerkarriere, die gepflastert ist von der Suche nach Herausforderungen, konsequenten Entscheidungen und dem Streben nach dem größtmöglichen Erfolg.

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Die Verwunderung in der Schweizer Medienlandschaft war groß an diesem Donnerstagnachmittag. Young Boys Bern hatte soeben die Verpflichtung von Adi Hütter als Nachfolger für Uli Forte bekannt gegeben, der nach drei Zählern aus den ersten drei Partien der neuen Spielzeit freigestellt worden war.

In Bern war der Wunsch groß nach einem in der Schweizer Super League erfahrenen Trainer, der die Gelb-Schwarzen wieder in die Spitzengruppe führte, doch stattdessen stellte YB-Sportchef Fredy Bickel den in der Schweiz bis dato nahezu unbekannten Hütter als neuen Cheftrainer vor.

Zwar hatte dieser bis dahin in der österreichischen Liga bereits achtbare Erfolge vorzuweisen, allerdings kannte selbst Bickel den Österreicher bis zu den Vertragsverhandlungen nur aus den Medien.

Adi Hütter führt Altach in die österreichische Bundesliga

Zweieinhalb Jahre und einen in beeindruckender Manier gewonnenen Meistertitel später dürfte sich die Verwunderung bei der Frankfurter Medienlandschaft hingegen in Grenzen gehalten haben, als die Eintracht am Mittwochnachmittag Hütter als Nachfolger des abwandernden Kovac präsentierte.

Mit der Erfahrung von zwei Lehrjahren im Nachwuchs von RB Salzburg trat Hütter 2009 das Traineramt beim SCR Altach an, nach drei Jahren zog er weiter zum SV Grödig.

Den ortsansässigen Sportverein aus der 6.872 Einwohner zählenden Marktgemeinde führte er zunächst als Zweitligameister in die erste Liga, um im anschließenden Jahr dem Establishment die Stirn zu bieten und auf dem dritten Tabellenplatz hinter Salzburg und Rapid Wien einzulaufen.

Grund genug für RB Salzburg Hütter zur Spielzeit 2014/15 als Cheftrainer der Bullen zurückzuholen, wo er die Erwartungen mit dem Gewinn des Doubles vollauf erfüllte. Zur Traum-Ehe entwickelte sich die Anstellung allerdings trotz der beiden Titel nicht, rund einen Monat nach dem Pokalgewinn gab der Verein die einvernehmliche Trennung bekannt.

Adi Hütters Trennung von RB Salzburg: Kein "reiner Ausbildungstrainer"

"Ich will nicht nachtreten, bin dankbar für die Gelegenheit, die mir damals geboten wurde, etwas Neues kennenzulernen, mich weiterzuentwickeln, aber es hat nicht gepasst", begründete Hütter seinen Rückzug vom RB-Trainerposten.

Unter der Vorherrschaft des damals in Salzburg allmächtigen Ralf Rangnick und dem Dogma des alternativlosen und zum Allheilmittel ausgerufenen Pressing-Fußballs sah Hütter weder eine Möglichkeit zur vollumfänglichen Entfaltung geschweige denn die Basis für eine weitere Zusammenarbeit.

Auch mit der Vereinspolitik der Salzburger, welche es vorsah die besten Spieler in jedem Sommer an finanzstarke Vereine der internationalen Topligen abzugeben und dafür neue Stars auszubilden, soll sich Hütter nur schwerlich hat anfreunden können. Mit dem Verweis, er begreife sich nicht als "reinen Ausbildungstrainer" legte er sein Amt nieder.

Adi Hütters Karrierestationen als Trainer

VertragszeitraumTeamSpielePunkte pro Spiel
2018/19 - 2020/21Eintracht Frankfurt--
2015/16 - 2017/18BSC Young Boys1311,96
2014/15RB Salzburg542,09
2012/13 - 2013/14Grödig751,76
2009/10 - 2011/12SCR Altach1021,91
2008/09RB Juniors351,31

Adi Hütter führt Young Boys Bern zum Meistertitel

Nach drei Monaten Unterbrechung winkte die Herausforderung in Bern. Die Unterschrift dort sollte sich "als beste Entscheidung, die ich bis dato getroffen habe" herausstellen, wie Hütter im vereinseigenen TV erzählte.

Befreit von den Salzburger Zwängen baute Hütter mit dem ein Jahr später installierten neuen Sportchef Christoph Spycher nach und nach eine Mannschaft auf, die den sportlich und finanziell übermächtig erscheinenden FC Basel im Laufe der Zeit immer mehr Paroli bot.

Nach zwei Vizemeistertiteln 2015/16 und 2016/17 setzte sich Bern in der aktuellen Spielzeit vom ersten Spieltag an die Tabellenspitze. Unübersehbar war dabei Hütters Red-Bull-Vergangenheit, Pressing und schnelles Umschalten kam allerdings wohldosiert zum Einsatz.

Unter dem Strich stand nach 32 Jahren gelb-schwarzer Wartezeit ein mit unterhaltsamem Fußball eroberter Meistertitel. 82 erzielte Tore, 13 Punkte Vorsprung auf die zweitplatzierten Baseler, sowie zwischendurch 16 ungeschlagene Spiele in Folge zeugten von der Berner.

Adi Hütters "großer Traum" von der Bundesliga

Ein Erfolg, der über die Landesgrenzen hinaus nicht verborgen blieb.

Bereits im vergangenen Herbst hatte Hütter mit der Berner Erfolgsserie Begehrlichkeiten geweckt, sowohl bei der österreichischen Nationalelf als auch bei Werder Bremen galt er Medienberichten zu Folge als vielversprechender Nachfolgekandidat für die zuvor geschassten Trainerkollegen.

Zwar hatte Hütter nie einen Hehl aus seinen Ambitionen gemacht, eines Tages an der Seitenlinie eines Bundesligisten stehen zu wollen und stellte dies als seinen "großen Traum" heraus, allerdings betonte Hütter auch immer wieder, dass der Zeitpunkt für eine neue Herausforderung passen müsse. Dieser scheint nun gekommen zu sein.

Adi Hütter passt perfekt zu Eintracht Frankfurt

Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic strich Hütters "beeindruckende Vita heraus". Mit dieser habe er bewiesen, "dass er mit harter Arbeit auch aus geringen Möglichkeiten das Optimum herausholen kann". Er passe daher perfekt zur SGE. Tatsächlich scheint Hütter der prädestinierte Kandidat zu sein, um den unter Kovac eingeschlagenen Weg fortzuführen.

Ähnlich wie bei Hütters bisherigen Klubs wachsen auch in der Mainmetropole die Bäume nicht in den mit Wolkenkratzern übersäten Himmel. Dennoch verstanden es Bobic, Bruno Hübner und Kovac in den vergangenen Jahren mit weitsichtiger und intelligenter Kaderplanung an die Spitzengruppe der Bundesliga heranzuschnuppern.

Auch der aus 17 verschiedenen Nationen zusammengestellte Kader dürfte Hütter vor keine unlösbaren Herausforderungen stellen, war er doch bereits bei Bern gefordert verschiedene Kulturen und "viele verschiedene Charaktere unter einen Hut zu bringen", wie Hütter selbst erklärte.

Adi Hütter: "Du musst einfach pickelhart arbeiten"

Trotz des Fokus auf einen offensiv ausgerichteten Spielstil scheint zudem die in Frankfurt verankerte Mentalität des Fußballarbeitens mit Hütters Prinzipien im Einklang zu stehen.

"Es reicht heute nicht mehr aus, auf dem Platz zu stehen und deine Übungen zu machen. Der Trainerjob ist sehr facettenreich geworden. Wir reden da vom persönlichen Umgang mit den Spielern, mit dem Umfeld, mit den Sponsoren. Du musst einfach pickelhart arbeiten", war sich Hütter bereits im vergangenen September im Gespräch mit dem Kurier der Vollumfänglichkeit des Trainerjobs bewusst.

Das Wichtigste sei aber, "dass ein Grundvertrauen herrscht. Dass honoriert wird, wenn du akribisch arbeitest und deine Linie verfolgst", so Hütter. Grundlagen, die Hübner und Bobic in den vergangenen Jahren in der Main-Stadt fest verankert haben.

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