Ex-Schalker Max Meyer auf Vereinssuche: Wessen Geschichte ist das?

Nino Duit
04. Juli 201808:35
Mex Meyer spielte von 2009 bis 2018 für den FC Schalke 04.getty
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Am 1. Juli lief Max Meyers Vertrag beim FC Schalke 04 aus, seitdem ist er vereinslos. Die Arbeitgebersuche seines Beraters Roger Wittmann verlief bisher erfolglos, die Zukunft des talentierten 22-jährigen Mittelfeldspielers völlig unklar.

"1 year ago! What a fantastic Team", schrieb Max Meyer am 30. Juni 2018 auf Instagram und postete dazu ein Foto, auf dem er mit seinen Kollegen der deutschen U21-Nationalmannschaft zu sehen ist. Auf ihren Gesichtern Freude und Ekstase, davor der EM-Pokal. Erinnerungen an den Sommer 2017. Meyer erlebte damals ein, vielleicht das Highlight seiner bisherigen Karriere. Versehen ist der Post unter anderem mit dem Hashtag #eigenegeschichte.

Aber das mit der eigenen Geschichte, das ist bei ihm so eine Sache. Die Geschichte von Max Meyer ist nämlich eigentlich nicht die Geschichte von Max Meyer. Es ist die Geschichte von Roger Wittmann, seinem Berater. Einem der landesweit umstrittensten Vertreter dieser Spezies. Man könnte auch sagen: Dem Autoren der Geschichte des Weltklassespielers Max Meyer, der ein Jahr nach diesem EM-Triumph vereinslos ist.

Max Meyers letzte Saison beim FC Schalke 04

Und diese Geschichte geht so: Meyer kämpfte sich bei Schalke einst durch die Jugendmannschaften bis zu den Profis und wurde sogar in die deutsche A-Nationalmannschaft berufen. Im Spätsommer vergangenen Jahres sagte er aber, dass er seinen 2018 auslaufenden Vertrag nicht verlängern wolle.

Dann erkämpfte er sich unter dem neuen Trainer Domenico Tedesco im Herbst aber auf einmal einen Stammplatz im defensiven Mittelfeld. Zuvor hatte er mal hier gespielt und mal dort, aber jetzt hatte er ein Zuhause in seinem Zuhause. Auf Schalke, im Zentrum. "Ich fühle mich so wohl wie lange nicht mehr", sagte Meyer. Und so fühlte er sich eben wohl, spielte vor sich hin und tat das gut.

Max Meyer debütierte im Februar 2013 in der Bundesliga für den FC Schalke 04.getty

Auf einmal erschien eine Vertragsverlängerung doch wieder denkbar. Schalke-Manager Christian Heidel machte ein Angebot über angeblich 5,5 Millionen Euro jährlich, was Meyer zu einem der Topverdiener gemacht hätte - doch Meyer und Wittmann lehnten ab. In einem Interview mit der Bild erklärte Meyer später, er fühlte sich "gemobbt" und sagte: "Mir ging es nie ums Geld." Aussagen, die den Monate zuvor getätigten durchaus widersprachen.

Daraufhin erzählte Heidel bei Sky von einem Gespräch mit Wittmann im Dezember, es ging dabei um Meyers Preis. "Christian, wir beide müssen erst einmal feststellen, ob wir von dem gleichen Spieler sprechen", soll Wittmann gesagt haben. "Ich rede von dem Weltklasse-Spieler Max Meyer, der in jeder europäischen Spitzenmannschaft Stammspieler sein wird und der aller Voraussicht nach zur Weltmeisterschaft nach Russland fährt." Sie sprachen offenbar von zwei verschiedenen Max Meyers, auf eine Vertragsverlängerung einigten sich die beiden bekanntlich nicht.

Es ging dann jedenfalls her und hin und hin und her. Alle Beteiligten äußerten sich noch ein bisschen gehässig und Meyer wurde letztlich suspendiert. Nach neun Jahren bei Schalke verließ er den Klub ohne offizielle Verabschiedung und im Streit.

Max Meyers Leistungsdaten bei Schalke 04 in der Bundesliga

SaisonSpieleToreAssists
2012/135-1
2013/143064
2014/152851
2015/163258
2016/172713
2017/1824--

Roger Wittmann und die Suche nach der europäischen Spitzenmannschaft

Wittmann hatte hoch gepokert, jetzt musste er liefern. Während 23 deutsche Fußballer (von denen keiner Max Meyer heißt) zur Weltmeisterschaft nach Russland fuhren, sollte Wittmann seinen Klienten bis zur neuen Saison bei einer europäischen Spitzenmannschaft unterbringen und das gewünschte Gehalt ausverhandeln. Es gab und gibt zwar fast so viele Transfergerüchte um Meyer, wie dieser normalerweise in einem Spiel Pässe spielt. Einzig: sie finden alle das Ziel nicht.

Der AC Milan sei interessiert, hieß es etwa, woraufhin deren Sportdirektor Massimiliano Mirabelli sagte: "Max Meyer ist ein guter Spieler, aber auf seiner Position sind wir schon sehr gut besetzt." Absage. Dann wurde mal über Olympique Marseille spekuliert und über den AC Florenz, mal über RB Leipzig oder Atletico Madrid, dann wieder über den FC Arsenal und den FC Southampton. Die Gehaltsvorstellungen sollen astronomisch sein oder wahlweise auch die Handgeldforderungen, war zu vernehmen. Weitere Absagen.

Max Meyer hält sich in Südtirol und auf Mykonos fit

Mittlerweile sind die 23 deutschen Fußballer (von denen keiner Max Meyer heißt) schon wieder von der Weltmeisterschaft in Russland zurückgefahren und Meyer spielt immer noch bei keiner europäischen Spitzenmannschaft. Am 1. Juli lief sein Vertrag bei Schalke aus, Meyer ist arbeitslos. Sollte das bis Ende August so bleiben, könnte man neckisch behaupten, würde ihn Wittmann noch eben schnell bei der TSG Hoffenheim unterbringen.

Mit Lukas Rupp, Nico Schulz, Stefan Posch, Joelinton, Felipe Pires und Robert Zulj stehen dort bereits sechs Wittmann-Spieler unter Vertrag und mit Dietmar Hopp ein Wittmann-Bekannter in durchaus verantwortungsvoller Rolle. Aus seiner Loge in der Rhein-Neckar-Arena könnte Wittmann Meyer auch ganz hervorragend beim Spielen zuschauen. Erst soll es aber offenbar noch bei einigen europäischen Spitzenmannschaften probiert werden.

Meyer hält sich unterdessen in verschiedenen Trainingscamps von Wittmanns Agentur ROGON fit. Erst war er im Wellnesshotel Schneeberg in Südtirol, dann auf der griechischen Insel Mykonos, wo er jeweils mit anderen Wittmann-Klienten trainierte - zum Beispiel den beiden Dortmundern Marcel Schmelzer und Marius Wolf.

Von einem Strand-Restaurant auf Mykonos postete Meyer ein Bild, nachdenklich blickt er darauf in die Ferne. In den Kommentaren darunter erkundigen sich verschiedenste Fans verschiedenster Vereine, ob Meyer nicht in ihr Lager wechseln wolle. Fenerbahce, Milan, Marseille, Juventus, Besiktas. Alles ist dabei, aber es bleibt die Frage: Können die Vereine den von Wittmann aufgerufenen Preis zahlen? Und viel wichtiger: wollen sie es auch?