Der VfB Stuttgart hat Stürmer Nicolas Gonzalez vom argentinischen Klub Argentinos Juniors verpflichtet. Der 20-Jährige soll den Abgang von Daniel Ginczek kompensieren. Er ist ein typischer Transfer von Manager Michael Reschke, dessen Südamerika-Expertise dem VfB schon im Vorjahr entscheidend weiterhalf.
Nicolas Gonzalez ist in Deutschland noch ein gänzlich unbeschriebenes Blatt. Eigentlich im gesamten Profifußball, denn seine Karriere bei den Senioren begann er erst im Sommer 2016. Damals wurde Gonzalez bei Argentinos Juniors zu den Profis geholt.
Er kam zunächst überwiegend als Joker in der 2. Liga zum Einsatz, doch mit vier Treffern in 20 Spielen hatte er seinen Anteil am Aufstieg ins Oberhaus. Dort gelangen ihm in der Vorsaison sieben Treffer und ein Assist in 27 Partien. Für den VfB Stuttgart war diese Entwicklung nun Grund genug, den 20-Jährigen an den Neckar zu lotsen.
"Nicolas Gonzalez besitzt ein großes Herz, wuchtiges Durchsetzungsvermögen, eine kämpferische Mentalität und gute technische Grundvoraussetzungen. Er ist in der Offensive vielseitig einsetzbar. Er hat eine sehr gute Mentalität, ein gutes Kopfballspiel und eine sehr gute Schnelligkeit. Die Torgefahr kann aber noch besser werden", sagte Manager Michael Reschke.
Stolze 8,5 Millionen Euro waren den Schwaben die Dienste des Argentiniers wert. Nur für Pablo Maffeo, einen weiteren Neuzugang dieses Sommers, hat der VfB in seiner Vereinsgeschichte mehr Geld ausgegeben (neun Millionen Euro). Man scheint sich also einiges von Gonzalez zu versprechen.
Reschke nahm das Südamerika-Konzept mit zum VfB
Dass die Stuttgarter unter Reschkes Führung verstärkt auf den südamerikanischen Markt schauen, ist typisch für den 60-jährigen Manager. In seiner Zeit als Manager und Kaderplaner bei Bayer Leverkusen führte er das erfolgreiche Scouting in Südamerika ein. Reschke war an Transfer-Coups wie Emerson, Ze Roberto oder Lucio entscheidend beteiligt.
"In Südamerika war es top, was wir gemacht haben, weil wir früh auf dem Markt waren, als noch keiner da war", blickte Reschke beim kicker auf diese Zeit zurück. Reschke lernte den heutigen Bayer-Sportdirektor Jonas Boldt ein, der die Südamerika-Linie nahtlos fortführte und beispielsweise Arturo Vidal in Chile entdeckte. Seitdem kamen in Leverkusen noch die Verpflichtungen von Charles Aranguiz, Lucas Alario oder jüngst Paulinho hinzu.
Reschke nahm dieses Konzept, das er in seiner Zeit beim FC Bayern etwas vernachlässigen musste, vor einem Jahr mit zum VfB. Und das zeitigte sofort einen Erfolg: Der Argentinier Santiago Ascacibar, der für 7,2 Millionen Euro von Estudiantes zu den Schwaben wechselte, gehörte in der letzten Saison zu den Senkrechtstartern und Leistungsträgern beim VfB.
gettyVfB Stuttgart: Im Winter platzte die Verpflichtung von Romero
Doch die vermeintlichen "Geheim-Transfers" von einst sind heute deutlich schwieriger geworden. "Leider Gottes hat sich das Scouting brutal verändert. Alles ist gläsern, damals waren wir exotisch", sagt Reschke. Ein Beispiel dafür findet sich in der Transferperiode des vergangenen Winters.
Stuttgart stand damals kurz vor der Verpflichtung des 19-jährigen Stürmers Maximiliano Romero von Velez Sarsfield, dessen Ablösesumme letztlich jedoch über der VfB-Schmerzgrenze lag und der dann zur PSV Eindhoven ging. Doch es zeigte erneut: Die Stuttgarter schauen unter Reschke verstärkt auf diesen Markt.
Dieses Mal klappte nun also der Transfer eines Stürmers von diesem Kontinent. Gonzalez soll am Neckar den für zehn Millionen Euro nach Wolfsburg abgewanderten Daniel Ginczek ersetzen. Neben Mario Gomez könnte der Argentinier in einer Doppelspitze agieren, er ist aber auch auf den Außenpositionen einsetzbar. Anders als der wuchtige Ginczek kommt Gonzalez zudem bevorzugt aus der Tiefe. Das riecht schon verdammt nach einem passenden Gegenpart zu Gomez.
Nicolas Gonzalez: Leistungsdaten in der Übersicht
Wettbewerb | Einsätze | Tore | Vorlagen |
Primera Division | 24 | 7 | 1 |
Primera B Nacional | 20 | 4 | 0 |
Gesamt | 44 | 11 | 1 |
VfB-Manager Reschke: "Gonzalez wird uns auf Strecke weiterhelfen"
Es ist in seinen ersten Tagen in Europa jedoch Vorsicht geboten: Gonzalez kickte erst eine Saison in Argentiniens höchster Spielklasse, die Umstellung auf den andersartigen Fußball in Deutschland wird nicht von heute auf morgen vollzogen sein.
"Wir müssen ihm alle Zeit geben. Er soll in der Hinrunde in die Mannschaft hineinwachsen. Er wird uns auf Strecke definitiv weiterhelfen. Ab wann diese Strecke beginnt, sollten wir gelassen abwarten", dämpft Reschke die Erwartungen.
Ähnliches sagte der Manager bereits im letzten Sommer beim Transfer von Ascacibar. Beim VfB hätte sicher niemand etwas dagegen, wenn Gonzalez einen vergleichbaren Weg geht.