Oscar Wendt im Interview über Borussia Mönchengladbach und Zlatan Ibrahimovic

Kerry Hau
29. Oktober 201812:54
Oscar Wendt (l.) und Zlatan Ibrahimovic haben gemeinsam für Schweden gespielt.getty
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Borussia Mönchengladbach befindet sich im Höhenflug. Nach den Gala-Auftritten gegen den FC Bayern (3:0) und den FSV Mainz 05 (4:0) steht das Team von Dieter Hecking auf Platz zwei. Mittendrin: Oscar Wendt.

Der routinierte Linksverteidiger ist auch in seiner achten Saison im Borussia-Park eine feste Größe - und hat noch lange nicht genug. Im Interview mit SPOX und Goal kündigt Wendt an, seinen 2019 auslaufenden Vertrag verlängern und seine Karriere im Fohlen-Dress beenden zu wollen.

Außerdem spricht der 33-Jährige vor dem Auswärtsspiel beim SC Freiburg (20.30 Uhr im LIVETICKER) über Gladbachs Top-Neuzugang Alassane Plea, den wahren Grund für seinen Rücktritt aus der schwedischen Nationalmannschaft und Zlatan Ibrahimovic.

SPOX/Goal: Herr Wendt, sind Sie eigentlich noch der Kabinen-DJ der Borussia?

Oscar Wendt: Ja und Nein. Bei uns hat keiner die DJ-Binde an. Jeder darf seine Musik mitbringen. Aber ich zähle schon zu denjenigen, die ihr Handy am häufigsten an die Box schließen. (lacht)

Oscar Wendt spielt seit 2011 für Borussia Mönchengladbach.getty

SPOX/Goal: Welchen Song legen Sie zurzeit denn am liebsten auf?

Wendt: Sicko Mode von Travis Scott und Drake. Dieser Song pusht uns.

Oscar Wendt: Champions League kein Thema

SPOX/Goal: Man merkt es. Nach acht Spieltagen steht Gladbach auf Platz zwei der Bundesliga. Was ist das Erfolgsgeheimnis der Borussia?

Wendt: Das ist ganz einfach: Wir arbeiten seit dem ersten Tag der Vorbereitung hart. Die letzte Saison lief nicht gut für uns. Deshalb wollen wir es besser machen. Jeder gibt in jeder Trainingseinheit und jedem Spiel Gas. Das merkt man in den Spielen. Alle sind präsent. Körperlich, aber auch mental. Wenn wir so weiterspielen, dann glaube ich, dass wir eine erfolgreiche Saison erleben.

SPOX/Goal: Welchen Anteil am Erfolg hat die Systemumstellung Ihres Trainers Dieter Hecking auf das 4-3-3?

Wendt: Das neue System passt auf jeden Fall zu unseren Spielern. Wir haben sehr viele offensivstarke Spieler. Mit den drei Stürmern und zwei offensiveren Mittelfeldspielern können wir unsere Stärken vorne besser ausspielen.

Lob für Alassane Plea: "Passt perfekt"

SPOX/Goal: Besonders Neuzugang Alassane Plea blüht auf. Nach neun Pflichtspielen für die Borussia stehen schon acht Tore auf seinem Konto. Was zeichnet ihn aus?

Wendt: Er ist einfach super. Körperlich sehr stark und eiskalt vor dem Tor. Seine Abschlussqualitäten sind uns schon im ersten Training aufgefallen. Er schießt aber nicht nur Tore, sondern kann den Ball auch festmachen und verteilen. Das passt perfekt zu unserer Spielweise. Aber Talent allein reicht nicht aus. Was wir ihm besonders hoch anrechnen: Er hat vom ersten Tag an hart gearbeitet, um sich an unsere Spielweise zu gewöhnen.

SPOX/Goal: Wie tickt Plea als Mensch?

Wendt: Er ist ein ziemlich cooler Typ. Immer freundlich und lustig. Aber wenn er auf dem Platz steht, arbeitet er hart und konzentriert.

SPOX/Goal: So hart wie Sie, oder? Nicht umsonst haben Sie sich in den vergangenen Jahren immer wieder gegen Ihre Konkurrenz auf der linken Abwehrseite durchgesetzt.

Wendt: Ich weiß, es klingt nicht so sexy, aber harte Arbeit ist der Schlüssel zum Erfolg. Das ist das Wichtigste. Jeden Tag. Jeden Tag für die Mannschaft für die Mannschaft zu spielen, ihr zu helfen.

Oscar Wendt: Karriereende bei Borussia Mönchengladbach?

SPOX/Goal: Sie spielen jetzt Ihre achte Saison bei Gladbach, sind 33 Jahre alt. Ihr Vertrag läuft nächsten Sommer aus. Wie lange spielt der "ewige Oscar" noch im Borussia-Park?

Wendt: Hoffentlich noch sehr lange. Mein Wunsch und Ziel lautet, hier meine Karriere zu beenden. Aber man weiß natürlich nie, was im Fußball passiert. Ich fühle mich super. Körperlich und fußballerisch stimmt alles. Deshalb hoffe ich, dass ich noch viele Jahre bei der Borussia spiele.

SPOX/Goal: Ihre Karriere in der schwedischen Nationalmannschaft haben Sie bereits 2017 beendet. Damals gaben Sie Motivationsprobleme als Grund für Ihren Rücktritt an. Was genau hat Sie denn demotiviert?

Wendt: Verschiedene Sachen. Der Hauptgrund war: Wir hatten mit Gladbach eine Phase, in der wir fünf, sechs Jahre lang fast immer jeden dritten Tag im Einsatz waren. Durch die zusätzlichen Länderspielpausen wurde es noch anstrengender. Ich war oft unterwegs, selten zu Hause. Das ist schwierig. Meine Frau hat ja auch Kinder bekommen. Ich wollte mehr für meine Familie da sein.

SPOX/Goal: Hätten Sie trotzdem nicht gerne noch 2018 an der Weltmeisterschaft teilgenommen? Es wäre immerhin ihre erste gewesen...

Wendt: Natürlich möchtest du als Profi eine WM spielen, aber ich war nach meinem Rücktritt mit der Nationalmannschaft fertig. Ich habe meine Entscheidung später auch nicht bereut. Ich habe nie gesagt: "Scheiße, jetzt sitzt du hier und Schweden fährt zur WM." Mein Rücktritt war wohl bedacht, der Zeitpunkt war der richtige. Seitdem habe ich mehr Zeit meine Familie und mehr Kraft für die Borussia.

Wendt: "Wer Ibrahimovic wirklich kennt, spricht nur positiv über ihn"

SPOX/Goal: Sie hatten in der schwedischen Nationalmannschaft Zlatan Ibrahimovic als Mitspieler. Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn sie an Ihn denken?

Wendt: Über den Fußballer Ibrahimovic müssen wir nicht sprechen. Er ist überragend, seit 15 Jahren einer der Besten der Welt. Aber er ist auch ein super Mensch. Mega lustig. Er macht so viele Witze und ist hilfsbereit.

SPOX/Goal: Viele Leute behaupten, er sei arrogant und selbstverliebt...

Wendt: Das kann ich nicht verstehen. Wer Zlatan wirklich kennt, spricht nur positiv über ihn. Er kümmert sich um jeden. Egal ob du 100 Länderspiele gemacht hast oder eins.

SPOX/Goal: Was war ihr lustigstes Erlebnis mit Ibrahimovic?

Wendt: Puh. Da gibt es so viele. Aber die gehören besser nicht an die Öffentlichkeit (lacht).