Beim wilden Jubeltanz vor der bebenden Südtribüne war Mario Götze endlich wieder mittendrin statt nur dabei. Ausgelassen hüpfte er herum, dann legte er seinen Arm um Super-Joker Paco Alcacer. Die beiden Matchwinner des Tabellenführers Borussia Dortmund genossen die emotionalen Momente nach dem irren 4:3 (0:1) gegen den FC Augsburg in vollen Zügen.
"Wir haben uns alle für Mario Götze gefreut", sagte Sebastian Kehl, der Leiter der Lizenzspielerabteilung. Erstmals brachte Lucien Favre den WM-Helden von 2014 in dieser Saison in der Fußball-Bundesliga und nur sieben Minuten später traf Götze zum zwischenzeitlichen 3:2 (84.).
Über sein erfolgreiches Saison-Debüt wollte der 26-Jährige danach nicht reden. Doch die Befreiung war ihm deutlich anzumerken. Götze warf Kusshände ins Publikum und scherzte nach Spielschluss herum. Er schnappte sich das Trikot seines bei Augsburg eingewechselten Bruders Felix, zeigte drauf und sagte mit einem breiten Grinsen: "Der wahre Götze".
Den Dortmunder Verantwortlichen fiel nach Götzes Auftritt ein Stein vom Herzen, das leidige Dauerthema hatte in den vergangenen Wochen den sportlichen Höhenflug ein wenig überschattet. "Mario hat aber eine absolut professionelle Einstellung an den Tag gelegt", sagte Sportdirektor Michael Zorc, während Favre die "fantastische Qualität" des Offensivspielers lobte. Angesichts der großen Konkurrenz im Mittelfeld wollte der Schweizer Götze aber keine Einsatzgarantien für die nächsten Wochen geben: "Es ist für alle nicht einfach."
Paco Alcacer mit historischer Trefferquote für den BVB
Die Frage nach dem Stürmer Nummer eins ist aber klar beantwortet. Paco Alcacer verzückte seine Mitspieler und die Fans nach seiner Einwechslung nach einer Stunde mit einem Dreierpack (62., 80. und 90.+6) und hat nach drei Bundesligaspielen schon sechs Treffer erzielt. Das ist in der Bundesligageschichte nur dem Hamburger Gert Dörfel 1963 gelungen.
"Für einen Stürmer sind Tore immer wichtig, aber der Erfolg der Mannschaft steht über allem", sagte der Spanier bescheiden. Den Spielball als Erinnerung an seine Heldentaten hatte er sich zu diesem Zeitpunkt längst gesichert.
Bis Saisonende ist der 25-Jährige vom FC Barcelona ausgeliehen, danach besitzt der BVB eine Kaufoption für rund 25 Millionen Euro. "Ich fühle mich hier sehr wohl und kann mir vorstellen, über das Jahr hinaus in Dortmund zu bleiben", sagte Paco Alcacer, der mit der letzten Aktion des Spiels einen Freistoß zum Sieg verwandelte. Es war bereits das zwölfte Jokertor der Dortmunder in dieser Spielzeit.
BVB ist Tabellenführer nach sieben Spieltagen - wie schon 2017
Favre besitzt auch sonst ein goldenes Händchen, die Rotation klappt. In zehn Pflichtspielen unter Favre ist der BVB noch unbesiegt. "Es war fantastisch für die Zuschauer und uns", sagte Favre, der aber angesichts der Gegentreffer durch Alfred Finnbogason (22.), Philipp Max (71.) und Michael Gregoritsch (87.) feststellte: "Das war nicht unser bestes Spiel."
Doch der BVB erwies sich wieder einmal als Mentalitätsmonster und drehte wie schon in Leverkusen (4:2 nach 0:2) die Begegnung. "Das zeigt, wie fit die Mannschaft ist. Es braucht eine gewisse Mentalität und Gier, immer wieder zurückzukommen", sagte Kehl.
In der vergangenen Saison führte der BVB nach sieben Spielen die Tabelle ebenfalls souverän an, dann folgte der Absturz. "Davon gehe ich dieses Mal nicht aus. Die Mannschaft zeigt eine ganz andere Stabilität. Die Entwicklung ist vorangeschritten. Wir haben große Ziele", sagte Kehl und genoss wie Götze und Alcacer den Augenblick.