Im September hatte die Vereinsführung um Präsident Martin Kind den Gesellschaftsvertrag der Hannover 96 GmbH & Co. KGaA verändert und im Handelsregister eingetragen. Nun müssen unter anderem alle Ausgaben über 150.000 Euro vom Aufsichtsrat der KGaA abgesegnet werden. Stimmrecht haben im Aufsichtsrat aber nicht die beiden Vereinsvertreter, sondern nur die sechs Vertreter der Investoren um Kind und Dirk Roßmann. "Somit treffen jetzt nur noch die Geldgeber sämtliche Entscheidungen", sagte Robin Krakau von der IG Pro Verein 1896.
Das könnte von der DFL als Verstoß gegen die 50+1-Regel ausgelegt werden. "Wenn der Mutterverein nicht mehr uneingeschränkt [...] das Bestimmungsrecht ausüben kann, liegt ein Verstoß gegen die 50+1-Regel und damit gegen die Satzungen von DFB, DFL und NFV, zugleich auch ein Lizenzverstoß bei der DFL vor", sagte Nestler.
Und das könne zum Lizenzentzug führen: "Der DFL wird gar nichts anderes übrigbleiben, als zu handeln, zumal erst letztes Jahr bekannt wurde, das die DFL über ein Gutachten verfügt, das schon vor zirka zehn Jahren eine Lizenzproblematik bei Hannover 96 erkannt haben will." Zumal man die Satzungsänderung nicht wie gefordert an die DFL übermittelt habe.
Martin Kind will 50+1 abschaffen
Spätestens zum Ende der Saison würde ein Verein auf Platz 16 oder 17 eine genauere Überprüfung fordern, um im Falle eines Verstoßes einen Zwangsabstieg von 96 zu erreichen und damit in der Liga zu bleiben, vermutet Nestler.
Die DFL steht laut eigener Aussage mit dem Verein in Kontakt. Präsident Kind hat einen Verstoß gegen die DFL-Statuten zurückgewiesen: "Wir riskieren nicht die Lizenz", sagte er der dpa. Allerdings bringt die Bild einen möglichen Hintergedanken ins Spiel: Sollte man Hannover die Lizenz aberkennen, könnte Kind klagen. Damit würde die gesamte 50+1-Regel auf den Prüfstand kommen - und die will Kind bekanntlich ohnehin abschaffen.