Zudem äußert sich Eichkorn über Schwierigkeiten in der zehnjährigen Zusammenarbeit mit Magath, das Problem zwischen Ralf Rangnick und Raul bei S04 und sein Karriereende.
SPOX: Herr Eichkorn, seit 1987 sind Sie im Profifußball unterwegs, den überwiegenden Teil davon als Co-Trainer. Stimmt es, dass Sie Ihre Eltern als Tierarzt oder Pfarrer gesehen haben?
Seppo Eichkorn: Ja. Ich war aber der Meinung: Wer Messdiener ist, muss nicht unbedingt Pfarrer werden. Das war also relativ schnell erledigt. Meine Eltern und nun mein Bruder haben zu Hause am Bodensee immer noch einen Bauernhof. Den hätte ich damals übernehmen können, doch ich habe mich zunächst an einem Mathematik-Studium versucht. Das war mir aber schnell zu trocken und so kam ich zum Sport.
SPOX: Ihre Trainerlaufbahn begann 1983 mit 27, als Sie zwei Jahre lang Spielertrainer beim SV Hürth-Kendenich in der Kreisliga A waren.
Eichkorn: Ich legte 1979 mit einem Sportstudium in Köln und dem Schwerpunkt Fußball los. Nebenbei habe ich in der Gegend in der Landes- und Bezirksliga ein bisschen gekickt. Mit dem Studium habe ich schon den Wunsch verbunden, eines Tages im Fußball zu arbeiten - am liebsten als Trainer. Daher habe ich früh nach Praxiserfahrung gesucht.
SPOX: Anschließend ist Ihre Fußballvita zwischen 1985 und 1987 leer. Was haben Sie in dieser Zeit gemacht?
Eichkorn: 1985 erwarb ich mein Diplom. Daraufhin habe ich ein bisschen in einem Fitnessstudio in Bonn und im Winter als Ski-Lehrer gejobbt. Da ich den Fußball-Schwerpunkt mit 1,0 abgeschlossen hatte, bekam ich 1986 eine Zulassung zum Fußballlehrer-Lehrgang und habe diesen auch absolviert. Anschließend wollte ich es unbedingt als Trainer versuchen.
SPOX: Das klappte bereits mit 31 Jahren - Sie wurden 1987 Co-Trainer beim FC St. Pauli und stiegen in der ersten Saison unter Cheftrainer Helmut Schulte direkt in die Bundesliga auf.
Eichkorn: Dieses Telefonat war der Türöffner für mich. Ich habe mit Helmut studiert, er hat den Fußballlehrer 1984 gemacht. Kurz darauf wurde er Co-Trainer von Michael Lorkowski bei St. Pauli. In der Saison 1986/87 war Helmut dann Co-Trainer bei Willi Reimann und rief mich an, ob ich nicht an einer ABM-Stelle im Klub interessiert sei.
SPOX: Sie begannen dann bei besagter Arbeitsbeschaffungsmaßnahme zur Integration von Jugendlichen in Sportvereinen in Hamburg.
Eichkorn: Genau. Ich war bei St. Pauli angestellt, finanziert hat das aber der Hamburger Sportbund. Es war über zwei Jahre terminiert. Ich habe das auch durchgezogen, nebenbei übernahm ich zudem die U17 von St. Pauli. Eine Saison später ging Reimann zum HSV, Schulte wurde Chefcoach und ich ab Januar 1988 neben der ABM-Stelle und der U17 noch sein Co-Trainer. Es ging direkt in die Bundesliga - Wahnsinn! Im zweiten Jahr übernahm ich zusätzlich die U19, später folgte noch die zweite Mannschaft.
SPOX: Als Schulte entlassen wurde, arbeiteten Sie noch unter dessen Nachfolgern Horst Wohlers und Lorkowski, ehe Sie im September 1992 mit 36 Jahren erstmals selbst Profi-Cheftrainer wurden und dies bis Sommer 1994 blieben - bis heute Ihre längste Amtszeit als verantwortlicher Coach. Wieso ging es damals zu Ende?
Eichkorn: Als ich Cheftrainer war, wurde Manager Jürgen Wähling neben seiner Aufgabe als sportlicher Leiter auch mein Nachfolger als Trainer der zweiten Mannschaft. Als Lorkowski ging, sagte er noch, mit dieser Mannschaft würde jeder absteigen. Es war die Saison, in der 24 Mannschaften in der 2. Liga spielten. Am Ende haben wir als 17. den Klassenerhalt geschafft, im nächsten Jahr scheiterten wir als Vierter nur knapp am Aufstieg. Wähling und ich lagen allerdings nie auf einer Wellenlänge. Von daher war es korrekt, dass einer von uns beiden gehen musste. Der Präsident hat sich dann leider für den Falschen entschieden. (lacht)
SPOX: Daraufhin zog es Sie zum MSV Duisburg, der von 1994 bis 2001 Ihre längste Station werden sollte. Sie begannen als Co-Trainer von Ewald Lienen, ihm folgten Hannes Bongartz und Friedhelm Funkel. In Ihrer letzten Saison arbeiteten Sie dann ein weiteres Mal als Cheftrainer. Hatten Sie anschließend die Schnauze voll von dem Job in der ersten Reihe?
Eichkorn: Wenn man als Co-Trainer im Profibereich anfängt, ist es natürlich auch das Ziel, eines Tages mal Cheftrainer zu werden. Diese Erfahrung habe ich bei St. Pauli frühzeitig gemacht. Das Thema war anschließend auch nicht abgeschlossen für mich. Ich war zu dem Zeitpunkt aber junger Familienvater und dann kam die Anfrage aus Duisburg. Da dachte ich, bevor ich lange auf einen Posten als Chef spekuliere, mache ich das. Als es dort dann als Cheftrainer zu Ende ging, entschied ich mich bewusst, künftig nur noch Co-Trainer sein zu wollen. Ich hatte meinen Vertrag beim MSV im Frühjahr um zwei Jahre verlängert - und drei Monate später wurde ich nach Differenzen mit Sportdirektor Detlef Pirsig während der Sommer-Vorbereitung entlassen. Das hatte mich schon geschockt.
SPOX: Woher rührt es, dass Sie die ganz große Öffentlichkeit letztlich nie gereizt hat?
Eichkorn: Ich war kein Typ für das Machtmanagement. Das sollte man als Trainer auch ein wenig beherrschen, um seinen Einfluss im Verein geltend zu machen. Auch die Öffentlichkeits- und Pressearbeit war nicht meine Stärke. Ich sah mich vielmehr als Anführer einer Mannschaft, mit der ich im Training etwas erarbeite. Es war also eine wirklich bewusste Entscheidung, auch wenn weder Felix Magath noch ich wissen konnten, dass wir anschließend zehn Jahre zusammenarbeiten würden.
SPOX: Ihre Zeit mit Magath begann 2001 beim VfB Stuttgart. Wie kam überhaupt der erste Kontakt zustande?
Eichkorn: Ich hatte just meinen Vertrag in Duisburg verlängert, als sich Felix auf Empfehlung von Bernd Hollerbach bei mir meldete. Er hatte kurz zuvor beim VfB angefangen. Wir kannten uns im Grunde nicht. Als ich beim MSV gehen musste, rief er mich wieder an. Wir haben uns zusammengesetzt, uns beschnuppert und dann sagte ich zu.
SPOX: Nach drei sehr erfolgreichen Jahren beim VfB folgten Sie Magath im Sommer 2004 zum FC Bayern. Waren Sie in diese Entscheidung frühzeitig eingebunden?
Eichkorn: Nein, Felix hat mir bis kurz vor seiner Unterschrift nichts gesagt. Ich habe ihn aber auch nicht gefragt, ob an den Spekulationen etwas dran sei. Ich dachte mir nur: Bayern würde ich auch machen. Vor dem letzten oder vorletzten Saisonspiel, als die Sache medial bereits durch war, hat er mir dann eröffnet, dass wir zu Bayern wechseln werden. Felix hatte eine Ausstiegsklausel im Vertrag, aber ich nicht. Ich musste dann erst einmal mit den VfB-Bossen sprechen, aber die waren zum Glück sehr kulant.