Im Interview mit SPOX und Goal spricht Kahn über sein frühes Interesse an den Themen Management und Börse, ein legendäres Zitat von Otto Rehhagel, die Philosophie seines Unternehmens Goalplay und weshalb er bei der Markenbildung von Profisportlern noch großen Nachholbedarf sieht.
Am Dienstag, 30. April, erschien der zweite Teil des Interviews mit Oliver Kahn. Darin sprach der einstige Welttorhüter über sein Masterstudium in Österreich, erklärte seine Gründe für die Absage an den FC Schalke 04 im Jahr 2009 und warum er froh ist, demnächst nicht mehr nach einer Funktion beim FC Bayern gefragt zu werden.
Herr Kahn, 2016 haben Sie Ihr Unternehmen Goalplay gegründet, das am heutigen Tag die weltweit erste App für personalisiertes Torwarttraining auf den Markt bringt. Wenn Ihnen einst beim Karlsruher SC, als Sie mit 18 Jahren und Vokuhila Ihre ersten Bundesligaspiele als Torhüter absolvierten...
Oliver Kahn: (unterbricht) Halt. Die Frisur war cool!
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Ganz gewiss! Wenn Ihnen da jemand gesagt hätte, Sie werden nach Ihrer Karriere erfolgreicher Unternehmer, was hätten Sie darüber gedacht?
Kahn: Ich wäre nicht besonders überrascht gewesen. Meine Eltern haben mich schon sehr früh animiert, zweigleisig zu denken, weil eine Fußballkarriere endlich ist - außer man heißt Buffon. Für mich war es deshalb schon in Karlsruhe wichtig, nebenbei ein Studium zu beginnen. Mich hat damals auch immer das Thema Management interessiert. Ich habe auf den Fahrten zu den Spielen oft entsprechende Magazine gelesen, auch das Thema Börse hat mich früh interessiert. Meine Entwicklung seit dem Karriereende ist daher nicht ungewöhnlich.
Sie haben damals ein BWL-Grundstudium an der Fernuniversität in Hagen absolviert. Wie haben denn die Mitspieler darauf reagiert?
Kahn: Das war für den einen oder anderen immer etwas befremdlich, aber dann hieß es eben: Die Torhüter sind halt anders. Beim FC Bayern wurde vorne im Bus meist Schafkopf gespielt und ich saß hinten und habe Börse Online gelesen. Das war irgendwie meine Form der Entspannung vor einem Spiel.
Weil auch immer die Frage im Hinterkopf war, was nach der Karriere kommen soll?
Kahn: Ich habe mit 38 Jahren mit dem Fußball aufgehört. Dann hat man ja idealerweise noch eine lange Lebensstrecke vor sich. Otto Rehhagel hat es einst in einer Sitzung als Bayern-Trainer genial auf den Punkt gebracht und gesagt: Meine Herren, Sie können nach dem Karriereende nicht den ganzen Tag um Ihre Immobilien laufen und sagen 'Ach Gott, sind die schön.' Ich war immer der Meinung: Wenn Schluss mit Fußball ist, brauche ich etwas Forderndes, das Spaß macht und wieder eine echte Aufgabe darstellt.
Wie sahen die ersten Gedanken dahingehend bei Ihnen aus?
Kahn: Als die WM 2006 und damit meine Nationalmannschaftskarriere vorbei war, habe ich ernsthaft begonnen, mich tiefer damit zu beschäftigen. Durch die Beteiligung an einigen kleineren Gesellschaften bin ich langsam ins Unternehmerische hineingewachsen. Das waren die ersten Gehversuche.
Dass sich ein Fußballprofi für Börse und Management interessiert, ist relativ ungewöhnlich. Hatten Sie zum Beispiel als Jugendlicher eine Art Erweckungsmoment für diese Themen?
Kahn: Mit 18 Jahren verdiente ich mein erstes Geld als Profi, hatte einen Termin in der Sparkasse in Karlsruhe und habe den Berater gefragt, wo ich denn mein Geld anlegen könnte. Irgendwann sind wir auf das Thema Aktien gekommen und das fand ich direkt sehr spannend. Dieses Gespräch war der Ursprung dafür, dass ich mich in der Folge immer mehr für den Aktienmarkt interessierte und meine ersten Investments tätigte - damals noch mit mehr Glück als Verstand. (lacht) Ich habe aber schnell gelernt, dass nicht ein einzelnes Investment im Mittelpunkt der Geldanlage steht, sondern die Verteilung auf unterschiedliche Anlageformen wie Aktien, Immobilien und Renten, um nur einige wenige zu nennen.
Hatten Sie dafür auch eine Art Begleiter, der Ihnen beim Blick auf dem Aktienmarkt geholfen hat?
Kahn: Ich bin ein ziemlich autodidaktischer Mensch und habe mir vieles selbst beigebracht. Ich habe die Bücher von Warren Buffett, Andre Kostolany, Peter Lynch oder George Soros regelrecht verschlungen, um ihre Investmentphilosophie zu verstehen.
In den letzten zwei Jahrzehnten gab es wegen Digital-Investments zwei dicke Dellen in der Börsenwelt: Die sogenannte Dotcom-Blase im Jahr 2000 sowie die Insolvenz der US-amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers 2008. Sie sind nun mit Goalplay seit 2016 am Markt. Sind Digital-Unternehmen einer grundsätzlichen Gefahr ausgesetzt oder ist dieses Geschäft für Sie spannender geworden, weil die Basis nun stabiler wurde?
Kahn: Auch wir müssen selbstverständlich im Blick haben, wie sich die Welt verändert. Wir agieren in erster Linie im Sportbusiness. Genauer im Fußball und noch nischiger gesehen im Torwart- oder Torspielerbereich, wie er heute heißt. Natürlich wird eine ökonomische Krise jedes Geschäft irgendwo beeinflussen, aber der Fußball hat sich in der Vergangenheit relativ konjunkturunabhängig gezeigt. Das Torspielerbusiness, ob auf Profi- oder Amateurebene, wird es immer geben - auch dann, wenn der nächste schwarze Schwan vor der Tür steht.
Oliver Kahn: Seine Pflichtspieleinsätze beim FC Bayern
Wettbewerb | Spiele |
Bundesliga | 429 |
DFB-Pokal | 57 |
Champions League | 107 |
UEFA Cup | 23 |
Wie genau sind Sie für sich auf die Goalplay-Idee gekommen?
Kahn: Mein Geschäftspartner kam kurz nach meinem Karriereende zu mir ins Büro und stellte sie mir vor. Damals habe ich mich noch nicht besonders dafür interessiert, denn ich war noch viel zu sehr mit meinen Karriereende als Fußballer beschäftigt. 2015 kam er mit der Idee erneut vorbei, die auch Thema seiner Masterarbeit war. Er hatte darüber geschrieben, wie ehemalige Fußballspieler eine Marke aufbauen können - und das an meiner Person beispielhaft dargestellt.