Wer ist taktisch nerdiger, Nagelsmann oder Tuchel?
Passlack: Nagelsmann. Er sieht vielleicht nicht mehr taktische Details. Aber er versucht, der Mannschaft noch mehr verschiedene Spielformationen an die Hand zu geben.
Tuchel dagegen hat Ihnen zu Ihrem Debüt in Bundesliga und Champions League verholfen. Durch Ihr Tor im November 2016 beim 8:4 gegen Legia Warschau sind Sie seitdem mit 18 Jahren und 177 Tagen jüngster deutscher Torschütze in der Königsklasse.
Passlack: Darauf bin ich auch sehr stolz, selbst wenn ich mich danach dann nicht täglich damit beschäftigt habe. Trotzdem hoffe ich natürlich, dass der Rekord nicht so schnell geknackt wird. (lacht)
Wie weit weg sind dieses Spiel und diese Zeit für Sie?
Passlack: Es fühlt sich nach mehr als knapp drei Jahren an. Gerade deshalb, weil ich nun gemerkt habe, wie schnell es nach oben, aber auch wieder nach unten gehen kann. Die Intensität verfälscht da ein wenig die Wahrnehmung der Zeit. Andererseits wusste ich schon in den positiven Zeiten, dass es so nicht ewig weitergehen kann. Ich kenne jetzt beide Seiten und gebe nun mein Bestes, um wieder aus diesem Loch zu kommen.
Wie würden Sie den Trainer und Menschen Tuchel charakterisieren?
Passlack: Ich bin mit ihm sehr gut klargekommen. Er fordert zwar wirklich sehr viel von seinen Spielern, ist in meinen Augen aber mit allen immer offen und ehrlich umgegangen. Er wollte eigentlich ständig das Beste für die Spieler und die Mannschaft.
Hatte sich sein Ende beim BVB für Sie angedeutet?
Passlack: Nein, sein Aus hat mich gewundert. Wir haben ja attraktiven und erfolgreichen Fußball gespielt. Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass sich immer mehr Spieler gegen ihn gestellt haben. Von daher war es schon komisch und schade, dass er sich dann auf einmal verabschieden musste.
Ab wann wurde dann mit den Dortmunder Verantwortlichen darüber gesprochen, Sie zur Saison 2017/18 auszuleihen?
Passlack: Gegen Ende der Spielzeit, als in der Rückrunde auch immer deutlicher wurde, dass ich nur noch wenige Spielanteile erhalte. Der BVB hat mir signalisiert, dass man sich eine langfristige Zukunft mit mir vorstellen kann. Deshalb machte eine Leihe auch Sinn, da ich über zwei Jahre viel Spielpraxis erhalten sollte, dadurch den nächsten Schritt mache und dann wieder nach Dortmund zurückkehre.
Stand jetzt sind Sie am 1. Juli wieder Spieler der Borussia. Dort ist die Konkurrenz mit Lukasz Piszczek, Achraf Hakimi, Marius Wolf und Rückkehrer Jeremy Toljan riesig. Wie steht es derzeit um Ihre Zukunft?
Passlack: Der aktuelle Stand ist, dass ich mich noch nicht final festgelegt habe, ob ich mich noch einmal verleihen oder doch verkaufen lassen möchte. Das hängt natürlich auch damit zusammen, was der BVB mit mir plant - und das ist momentan noch etwas in der Schwebe. Es gibt laufende Gespräche mit ein paar Vereinen und es könnte sein, dass sich noch rechtzeitig etwas ergibt. Sollte das aber nicht der Fall sein, schlage ich am 3. Juli zum Trainingsauftakt in Dortmund auf und kämpfe dort um meinen Platz.
Wie schwierig ist es in dieser Phase, mit diesem Schwebezustand umzugehen?
Passlack: Er nervt natürlich, da ich im Ungewissen bin. Da bin ich ehrlich. Anderseits ist es glücklicherweise nicht so, dass ich am 1. Juli vertragslos bin. Ich mache mir über den Ist-Zustand natürlich Gedanken, sitze aber nicht heulend in der Ecke. Ich nehme seit Mitte Mai privates Training in Dortmund und versuche, mich fit zu halten. Wir haben das Pensum zuletzt immer weiter gesteigert, es ist wie eine Vorbereitung vor der Vorbereitung.
Wäre für Sie denn eine weitere Leihe überhaupt denkbar, nachdem Sie in Hoffenheim und Norwich so schlechte Erfahrungen damit gemacht haben?
Passlack: Ein weiteres Ausleihgeschäft ins In- und Ausland kann auf jeden Fall wieder in Frage kommen. Wichtig ist mir, dass mir der Verein eine sportliche Perspektive mit der Möglichkeit auf viele Spiele bietet.
Inwiefern wären Sie denn enttäuscht, wenn der BVB Sie verkaufen und das Kapitel enden würde?
Passlack: Von Enttäuschung würde ich nicht sprechen. Ich bin noch jung, wer weiß also, ob ich nach einem solchen Szenario nicht noch einmal in meiner Karriere für Dortmund auflaufen werde? Ich habe fünf Jahre für den BVB gespielt und es war mein Traum, als Stammspieler für diesen Verein im Signal Iduna Park aufzulaufen. Von daher würde ich natürlich mit einem weinenden Auge gehen.