Lange hatte Uli Hoeneß die Entscheidung über seine Zukunft offen gelassen, jetzt ist sie wohl gefallen. Der Patriarch will etwas mehr als 40 Jahre nach seinem ersten Arbeitstag als Manager von Bayern München beim deutschen Rekordmeister aufhören, das berichtet die Bild-Zeitung. Nun äußerte sich Hoeneß selbst, verweigert jedoch ein klares Bekenntnis.
"Am 29. August werde ich dem Aufsichtsrat meine Entscheidung mitteilen, vorher gibt es von mir keine offizielle Erklärung", sagte Hoeneß gegenüber dem kicker. Dementieren oder bestätigten wollte Hoeneß die Meldung nicht. Der SZ wiederum sagte Hoeneß auf Nachfrage: "Von mir gibt es dazu kein Wort."
"Ich habe mal gesagt: Das war's noch nicht!", hatte Hoeneß vor nicht allzu langer Zeit dem Klubmagazin "51" gesagt, doch "der Tag ist nicht mehr fern, an dem ich sage: Das war's!" Nun ist es offenbar soweit, im Herbst wird sich der 67-Jährige beim Verein zurückziehen, der ohne ihn ein ganz anderer wäre.
Die Bayern wollten die Personalie auf Nachfrage von SPOX und Goal nicht bestätigen. Hoeneß hatte zuletzt aber bereits angedeutet, dass der Zeitpunkt für ein neues Kapitel "bald passen wird". Einen Nachfolger hat er angeblich auch schon im Sinn. Laut Bild will Hoeneß Herbert Hainer (65), Stellvertreter im Aufsichtsrat und ehemaliger adidas-Boss, als neuen Präsidenten und Aufsichtsratschef vorschlagen.
Hoeneß hat die Bayern zu einer Weltmarke aufgebaut. "Die Erfolgsgeschichte, die er als Manager und anschließender Präsident geschrieben hat, ist außergewöhnlich und einzigartig im Weltfußball. Diese Leistung wird niemand toppen", sagte einmal sein Freund Jupp Heynckes, lange erfolgreich auf der Trainerbank der Bayern.
FC Bayern unter Uli Hoeneß: von 20 auf über 1.000 Mitarbeiter
Als der ehemalige Bayern-Profi Hoeneß am 1. Mai 1979 sein Amt antrat, war dieses Märchen nicht abzusehen. Der damalige Präsident Willi O. Hoffmann wollte lieber Rudi Assauer aus Bremen holen, doch Hoeneß ließ die Zweifler schnell verstummen. Über die 40 Jahre seines Wirkens, unterbrochen durch die Haftzeit wegen Steuerhinterziehung (2014 bis 2016), wuchs das Unternehmen FC Bayern von 20 auf über 1000 Mitarbeiter.
Aus zwölf Millionen Mark Umsatz wurden 657,4 Millionen Euro, die Zahl der Mitglieder stieg von 6616 auf über 290.000, die Allianz Arena und der Klub-Campus entstanden, die Basketballer führte Hoeneß vom Nischendasein an die nationale Spitze.
Als Manager wurde Hoeneß einst als "Raubritter" und "Pferdehändler" beschimpft, er lieferte sich legendäre Kämpfe mit Christoph Daum oder Willi Lemke. "Ich wollte den FC Bayern nach oben bringen, um jeden Preis", sagte er, bis auf "meine Steuergeschichte" habe er dabei "nicht so viele gravierende Fehler gemacht". Der größte, das gab Hoeneß wiederholt zu, sei die Entlassung von Heynckes 1991 gewesen, der ihm später mit dem Triple 2013 den Höhepunkt schenkte.
FC Bayern: Niko Kovac und Hasan Salihamidzic gelten als Hoeneß-Männer
Knapp sechs Jahre später prägt Aufsichtsratschef Hoeneß den FC Bayern weiter wie kein Zweiter. Ob Trainer Kovac, Sportdirektor Hasan Salihamidzic oder der künftige Vorstandschef Oliver Kahn - alle sind sie Hoeneß-Männer. Er holte sie teilweise trotz massiver Zweifel seines Freundes Karl-Heinz Rummenigge. Der Vorstandschef wird die Bayern Ende 2021 verlassen, Hoeneß geht wohl vorher.
"In zwei, drei Jahren, vielleicht noch früher", werde er die Geschäfte übergeben, sagte er vor einigen Wochen. Nun geht es offenbar deutlich schneller. Hoeneß will ein bestelltes Feld hinterlassen, mit dem Begriff "Lebenswerk" kann er aber "nichts anfangen", auf eine Statue lege er "keinen Wert".