Seite 1: Poulsen über Klopp, den Videoschiedsrichter und ungesundes Essen
SPOX und DAZN trafen den Mittelstürmer zum Interview. Ein Gespräch über seine Entwicklung, die Vorliebe für ungesundes Essen, die Arbeit mit einem Mentaltrainer und den Videoschiedsrichter.
Herr Poulsen, Sie haben als Kind im Verein Basketball gespielt. Sind Sie hobbymäßig immer noch aktiv?
Yussuf Poulsen: Ja, in Kopenhagen bin gibt es zwei schöne Basketballfelder. Wenn ich im Heimaturlaub bin, gehe ich dort gerne hin und spiele einfach mit. Die Plätze sind direkt neben dem Kanal. Hinterher kann man reinspringen und sich abkühlen.
Gibt es Aspekte, die man sich als Fußballer von Basketballern abschauen kann?
Poulsen: Bei beiden Sportarten gibt es viel Körperkontakt. Oft geht es darum, seinen Gegenspieler aus dem Gleichgewicht zu bringen. Diesbezüglich kann man sich also schon was abschauen.
Sie haben mal gesagt, dass Sie als Kind am liebsten dem FC Barcelona zugeschaut haben, sich jedoch nicht vorstellen können, dort mitzuhalten. Hat sich das mittlerweile geändert?
Poulsen: Nein, weil ich immer noch nicht gut genug für Barca bin. Ich kann mich selbst sehr gut einschätzen.
Hinsichtlich Ihrer Spielweise würden Sie wohl eher zum FC Liverpool passen.
Poulsen: Das stimmt. Ich mag den Fußball von Jürgen Klopp. Der ist einfach geil. Das muss man sogar anerkennen, wenn man eigentlich kein Liverpool-Fan ist. Das ist wie mit Barcas Tiki-Taka von vor ein paar Jahren. Diesen Fußball muss man einfach mögen.
Liverpool hat gerade die Champions League gewonnen. Wie emotional verfolgen Sie so ein Finale?
Poulsen: Ein Champions-League-Finale packt mich schon. Ich liebe es, unterhaltsamen Fußball anzuschauen. Gleichzeitig gibt es nichts Schlimmeres als ein langweiliges 0:0. Nach so einem Spiel frage ich mich immer: Warum habe ich gerade 90 Minuten verschwendet?
Eine mögliche europäische Superliga, die zunehmende Kommerzialisierung, der Videoschiedsrichter: Viele Fans spüren eine zunehmende Entfremdung vom Fußball im eigentlichen Sinne. Wie empfinden Sie das?
Poulsen: Es kann schon sein, dass es ein bisschen in diese Richtung geht - aber das muss man differenzieren. Zu einer möglichen Einführung einer Superliga kann ich aktuell wenig sagen. Den Videoschiedsrichter finde ich aber gut. Der VAR wird immer als böse dargestellt, er macht den Fußball aber nicht kaputt, sondern entwickelt ihn weiter.
Zu Ihnen persönlich: Viele sagen, dass Sie sich in der vergangenen Saison technisch weiterentwickelt haben. Sehen Sie das auch so?
Poulsen: Nein, diesen Schritt habe ich schon vorletztes Jahr gemacht. In der vergangenen Saison habe ich mich vor allem im mentalen Bereich verbessert. Viele Kollegen aus dem Verein und aus der Nationalmannschaft haben mir empfohlen, mit einem Mentaltrainer zu arbeiten. Dann habe ich das einfach mal ausprobiert und es funktioniert super.
Wie läuft das genau ab?
Poulsen: Wir arbeiten gemeinsam daran, dass ich der Spieler und Mensch werde, der ich sein will. Das betrifft sowohl sportliche als auch private Situationen. Zuerst habe ich dem Mentaltrainer gesagt, wie ich mich sehe. Dann hat er mir seine Sicht geschildert. Wir waren uns beide einig, dass ich ein Leader bin, ein Mensch, der gerne vorangeht und Verantwortung übernimmt. Jetzt versuchen wir, die entsprechenden Charakterzüge herauszuarbeiten. So lerne ich mich selbst immer besser kennen.
Was macht einen Leader aus?
Poulsen: Ein Leader hat keine Angst, Leute anzusprechen, und sagt auch in unangenehmen Situationen seine Meinung. Wenn es mal nicht läuft, stellt er die Interessen der Mannschaft über seine eigenen. Natürlich muss man in so eine Rolle hineinwachsen, das geht nicht von heute auf morgen. Ein 19-Jähriger sollte nicht zu einem 30-Jährigen sagen: "Leg mal dein Handy weg!"
Stichwort Handy: Im Herbst vergangenen Jahres wurden Jean-Kevin Augustin und Nordi Mukiele bei RB Leipzig zeitweise aus dem Kader gestrichen, weil sie sich auf der Auswechselbank angeblich mit ihren Handys beschäftigt hatten. Hat diese Strafe bei dem Duo etwas ausgelöst?
Poulsen: Speziell Nordi Mukiele hat sich das sehr zu Herzen genommen. Vielleicht hat er den Fehler nicht gleich verstanden, aber sicherlich ein paar Wochen später. Er hat gemerkt, dass sich etwas ändern muss, damit er wieder auf dem Platz stehen darf. Mittlerweile verhält er sich ganz anders. Solche Entwicklungen bringen eine ganze Mannschaft voran.
Was lenkt Sie persönlich vom Stress des Profifußballs ab?
Poulsen: Ungesundes Essen! Ganz egal, was: Ich mag ungesundes Essen übertrieben gern. Aber ich versuche natürlich, das im Rahmen zu halten. Aktuell geht es ohnehin kaum anders. Im Verein gibt es nur gesundes Essen, und seit meine Freundin schwanger ist, achtet sie auch noch stärker auf eine entsprechende Ernährung.